Clovis Dardentor
den Touristen
hier ein großer Verkehrsweg, der sich bis Daya fortsetzt.
Der Himmel war mit Wolken bedeckt, die unter schwa-
chem Nordostwind dahinzogen. Dadurch wurde auch die
Luft zu einem angenehmen Grad abgekühlt. Die Sonne
leuchtete nur soviel hernieder, um den Unterschied zwi-
schen Schatten und Licht sichtbar zu machen und dem
Landschaftsbild damit erhöhten Reiz zu verleihen. Die
Fahrt ging nur im langsamen Trab vor sich, denn die Straße
steigt von der Höhenmarke bei 900 bis zu der bei 1400 Me-
ter an.
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Nach Zurücklegung weniger Kilometer ließ die Kara-
wane die Ruinen der alten Stadt links liegen, zog durch
den Wald von Doui-Thabet und wandte sich den Quellen
des Oued-Hounet zu. Weiter ging es längs des Waldes von
Djeffra-Cheraga hin, der eine Fläche von 21.000 Hektar be-
deckt.
Im Norden zeigten sich nun die ausgedehnten Alfakul-
turen nebst ihren Scheunen und den Anlagen mit hydrau-
lischen Pressen zur Erzeugung der » Stipa tendrissima « – der
Alfa der Araber. Diese, der Trockenheit wie der Hitze wider-
stehende Graminee dient als Futter für Pferde und Rinder,
während ihre runden Blätter zur Herstellung von Matten
und anderem Flechtwerk, zu Stricken, Tapeten, Fußbeklei-
dungen und sehr festem Papier verwendet werden.
»Längs unseres Weges«, bemerkte der Beamte zu Herrn
Dardentor, »werden wir auf ungeheure Flächen mit Alfa,
ausgedehnte Waldungen und Berge treffen, die Eisenerze
liefern, und Steinbrüche für Marmor und Baumaterial zu
sehen bekommen.«
»Wir werden also keine Ursache haben, uns zu bekla-
gen«, antwortete Clovis Dardentor.
»Wenigstens wenn sich uns malerische Aussichten bie-
ten«, fügte Marcel, der doch an etwas ganz anderes dachte,
hinzu.
»Gibt es in diesem Teil der Provinz viele Flüsse?« fragte
Jean Taconnat.
»Wenigstens Oueds«, erklärte der Führer Moktani, »da-
von aber mehr, als der Mensch Adern hat.«
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»Zu viele Wasseradern, im Plural«, murmelte Jean Ta-
connat, »doch nicht eine einzige, die mir etwas nützen
könnte!«
Die Gegend, durch die der Zug ging, gehört zum Tell,
ein Name, dem man dem nach dem Mittelmeer zu abfal-
lenden Landesteil gegeben hat. Von der Natur am meisten
von der Provinz Oran begünstigt, zeigt er größere Wärme
als die gesamte Berberei. Immerhin ist die Temperatur hier,
wie auf den Hochebenen mit ihren Weideflächen und Salz-
seen, noch erträglich, während weiterhin, in der Sahara, wo
die Luft sich oft mit einem blindmachenden Staub belädt,
Pflanzen- und Tierwelt von der brennenden afrikanischen
Sonne vernichtet werden.
Ist das Klima der Provinz Oran auch das wärmste von
ganz Algerien, so ist es doch ebenfalls das gesündeste. Das
verdankt es den häufigen Nordwestwinden. Der Teil des
oranischen Tell, durch den die Karawane kommen sollte, ist
auch weniger bergig als der Teil der Provinzen Algier und
Constantine. Bei ihrer besseren Bewässerung eignen sich
seine Ebenen mehr zum Anbau und der Boden ist von vor-
züglicher Güte. So trifft man denn hier auf zahlreiche Kul-
turen, vor allem auf Baumwollfelder, auf letztere wenigstens
da, wo der Erdboden salzhaltig ist, und das ist bei 300.000
Hektar der Fall.
Unter dem Laubdach der ungeheuren Wälder, die die
Karawane durchzog, hatte sie übrigens unter der im Mai
schon manchmal recht drückenden Sommerhitze kaum zu
leiden. Doch welche verschiedenartige, mächtige, üppige
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Vegetation bot sich hier dem Auge dar! Welch köstliche
Luft, der so viele duftende Pflanzen ihren Wohlgeruch bei-
mengten! Da gab es Brustbeer-, Johannisbrot-, Erdbeer-,
Mastixbäume und Zwergpalmen, Thymian-, Myrten- und
Lavendelgebüsche und ganze Dickichte der wertvollsten
Eichenarten, wie Kork-, Spiegel- und Steineichen, ferner
Lebensbäume, Zedern, Buchen, Eschen, wilde Ölbäume,
Pistazien und Wacholderbäume, Zitronenbäume, die in Al-
gerien so gut gedeihenden Eukalypten und Tausende von
Aleppopinien, ohne von vielen anderen ätherischen Pflan-
zenfamilien zu reden.
Ganz entzückt und frohgelaunt, in der Seelenverfassung,
die jedem Anfang einer Reise eigen zu sein pflegt, legten
die Ausflügler die erste Teilstrecke ihrer Fahrt zurück. Die
Vögel sangen, wo sie vorüberkamen, und Herr Dardentor
behauptete, die algerische Eisenbahngesellschaft habe die-
ses Konzert in liebenswürdiger Weise bestellt. Sein Mehari
trug ihn mit der einer so gewichtigen Person
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