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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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den Touristen
    hier ein großer Verkehrsweg, der sich bis Daya fortsetzt.
    Der Himmel war mit Wolken bedeckt, die unter schwa-
    chem Nordostwind dahinzogen. Dadurch wurde auch die
    Luft zu einem angenehmen Grad abgekühlt. Die Sonne
    leuchtete nur soviel hernieder, um den Unterschied zwi-
    schen Schatten und Licht sichtbar zu machen und dem
    Landschaftsbild damit erhöhten Reiz zu verleihen. Die
    Fahrt ging nur im langsamen Trab vor sich, denn die Straße
    steigt von der Höhenmarke bei 900 bis zu der bei 1400 Me-
    ter an.
    — 256 —
    Nach Zurücklegung weniger Kilometer ließ die Kara-
    wane die Ruinen der alten Stadt links liegen, zog durch
    den Wald von Doui-Thabet und wandte sich den Quellen
    des Oued-Hounet zu. Weiter ging es längs des Waldes von
    Djeffra-Cheraga hin, der eine Fläche von 21.000 Hektar be-
    deckt.
    Im Norden zeigten sich nun die ausgedehnten Alfakul-
    turen nebst ihren Scheunen und den Anlagen mit hydrau-
    lischen Pressen zur Erzeugung der » Stipa tendrissima « – der
    Alfa der Araber. Diese, der Trockenheit wie der Hitze wider-
    stehende Graminee dient als Futter für Pferde und Rinder,
    während ihre runden Blätter zur Herstellung von Matten
    und anderem Flechtwerk, zu Stricken, Tapeten, Fußbeklei-
    dungen und sehr festem Papier verwendet werden.
    »Längs unseres Weges«, bemerkte der Beamte zu Herrn
    Dardentor, »werden wir auf ungeheure Flächen mit Alfa,
    ausgedehnte Waldungen und Berge treffen, die Eisenerze
    liefern, und Steinbrüche für Marmor und Baumaterial zu
    sehen bekommen.«
    »Wir werden also keine Ursache haben, uns zu bekla-
    gen«, antwortete Clovis Dardentor.
    »Wenigstens wenn sich uns malerische Aussichten bie-
    ten«, fügte Marcel, der doch an etwas ganz anderes dachte,
    hinzu.
    »Gibt es in diesem Teil der Provinz viele Flüsse?« fragte
    Jean Taconnat.
    »Wenigstens Oueds«, erklärte der Führer Moktani, »da-
    von aber mehr, als der Mensch Adern hat.«

    — 257 —
    — 258 —
    »Zu viele Wasseradern, im Plural«, murmelte Jean Ta-
    connat, »doch nicht eine einzige, die mir etwas nützen
    könnte!«
    Die Gegend, durch die der Zug ging, gehört zum Tell,
    ein Name, dem man dem nach dem Mittelmeer zu abfal-
    lenden Landesteil gegeben hat. Von der Natur am meisten
    von der Provinz Oran begünstigt, zeigt er größere Wärme
    als die gesamte Berberei. Immerhin ist die Temperatur hier,
    wie auf den Hochebenen mit ihren Weideflächen und Salz-
    seen, noch erträglich, während weiterhin, in der Sahara, wo
    die Luft sich oft mit einem blindmachenden Staub belädt,
    Pflanzen- und Tierwelt von der brennenden afrikanischen
    Sonne vernichtet werden.
    Ist das Klima der Provinz Oran auch das wärmste von
    ganz Algerien, so ist es doch ebenfalls das gesündeste. Das
    verdankt es den häufigen Nordwestwinden. Der Teil des
    oranischen Tell, durch den die Karawane kommen sollte, ist
    auch weniger bergig als der Teil der Provinzen Algier und
    Constantine. Bei ihrer besseren Bewässerung eignen sich
    seine Ebenen mehr zum Anbau und der Boden ist von vor-
    züglicher Güte. So trifft man denn hier auf zahlreiche Kul-
    turen, vor allem auf Baumwollfelder, auf letztere wenigstens
    da, wo der Erdboden salzhaltig ist, und das ist bei 300.000
    Hektar der Fall.
    Unter dem Laubdach der ungeheuren Wälder, die die
    Karawane durchzog, hatte sie übrigens unter der im Mai
    schon manchmal recht drückenden Sommerhitze kaum zu
    leiden. Doch welche verschiedenartige, mächtige, üppige
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    Vegetation bot sich hier dem Auge dar! Welch köstliche
    Luft, der so viele duftende Pflanzen ihren Wohlgeruch bei-
    mengten! Da gab es Brustbeer-, Johannisbrot-, Erdbeer-,
    Mastixbäume und Zwergpalmen, Thymian-, Myrten- und
    Lavendelgebüsche und ganze Dickichte der wertvollsten
    Eichenarten, wie Kork-, Spiegel- und Steineichen, ferner
    Lebensbäume, Zedern, Buchen, Eschen, wilde Ölbäume,
    Pistazien und Wacholderbäume, Zitronenbäume, die in Al-
    gerien so gut gedeihenden Eukalypten und Tausende von
    Aleppopinien, ohne von vielen anderen ätherischen Pflan-
    zenfamilien zu reden.
    Ganz entzückt und frohgelaunt, in der Seelenverfassung,
    die jedem Anfang einer Reise eigen zu sein pflegt, legten
    die Ausflügler die erste Teilstrecke ihrer Fahrt zurück. Die
    Vögel sangen, wo sie vorüberkamen, und Herr Dardentor
    behauptete, die algerische Eisenbahngesellschaft habe die-
    ses Konzert in liebenswürdiger Weise bestellt. Sein Mehari
    trug ihn mit der einer so gewichtigen Person

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