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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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von Saïda hübsche Bil-
    der, Landschaften, die das Auge entzücken müssen, und rei-
    zende Aussichten, die einem Maler den Pinsel in die Hand
    drücken könnten. Auch hier prangen herrliche Weinge-
    lände und reiche Baumschulen und Gärten, worin die ganze
    algerische Flora vertreten ist. Wie überhaupt die drei Pro-
    vinzen der fanzösischen Kolonie, zeigt auch die saïdische
    Landschaft überall den Charakter der Fruchtbarkeit. Eine
    halbe Million Hektar sind hier allein der Kultur der Alfa
    gewidmet. Der Erdboden ist von bester Beschaffenheit und
    die Talsperre des Oued-Méniarin versorgt ihn mit dem nö-
    tigen Wasser. So liefert das Land reiche Ernten, neben de-
    nen auch ausgedehnte Brüche von gelbgeadertem Marmor
    eine gutbezahlte Ausbeute sichern.
    — 249 —
    Das veranlaßte Herr Dardentor zu der auch von anderen
    hellen Köpfen wiederholt erörterten Frage:
    »Wie kommt es, daß Algerien sich trotz seiner natür-
    lichen Ressourcen doch nicht selbst versorgen kann?«
    »Hier wachsen zu viele Beamte und zu wenig Kolonis-
    ten, die von den ersteren erstickt werden wie Nutzpflanzen
    durch überwuchernde Disteln!«
    Der Spaziergang wurde bis auf 2 Kilometer nordwestlich
    von Saïda fortgesetzt. Hier, auf einer Berglehne, an deren
    Fuß der Méniarin etwa 100 Meter tiefer dahinplätschert, er-
    hob sich einst die alte Stadt, freilich nur Ruinen der Festung
    des berühmten arabischen Häuptlings, den das schließliche
    Los aller Eroberer traf.
    Zur Essenszeit kehrte die Gruppe Dardentor nach dem
    Hotel zurück, und nach der Tafel verschwand jedermann
    bald in seinem Zimmer, um die letzten Vorbereitungen zur
    Abreise zu treffen.
    Wenn für Jean Taconnat auch dieser Tag mit sich aufhe-
    benden Nutzen und Verlust abschloß, konnte doch Marcel
    Lornans seine Aktivseite durch einen glücklichen Eintrag
    bereichern . . . hatte er doch Gelegenheit gefunden, sich mit
    Louise Elissane zu unterhalten, sich für ihre Bemühungen
    zu bedanken . . .
    »Ach, Herr Lornans«, hatte das junge Mädchen geant-
    wortet, »als ich sie so leblos, kaum atmend daliegen sah,
    fürchtete ich, daß . . . Nein, diese Minuten werd’ ich niemals
    vergessen!«
    Offenbar bezeichneten diese Worte weit mehr, als der
    — 250 —
    »gewaltige Schreck«, von dem Herr Dardentor gesprochen
    hatte.
    12. KAPITEL
    Worin die Karawane Saïda verläßt und in Daya ankommt
    Am nächsten Tag, 1 Stunde vor dem Aufbruch, wartete
    das Personal und das Material der Karawane am Bahnhof
    auf das Eintreffen der Touristen. Der Anführer Dérivas er-
    teilte die letzten Befehle. Der Araber Moktani sattelte sein
    Pferd. Drei offene Wagen und ein Proviantwagen, die auf
    dem Platz vor dem Bahnhof standen und worauf die Kut-
    scher schon Platz genommen hatten, waren fertig, mit ihren
    feurigen Gespannen im Galopp davonzufahren. Wiehernd
    bäumten sich ein Dutzend Pferde und Maultiere, während
    reich geschirrte Kamele friedlich am Boden lagen. Fünf für
    die Dauer des Ausflugs angeworbene Eingeborene, die in
    ihren weißen Burnussen mit gekreuzten Armen in einem
    Winkel hockten, warteten nur auf das Signal des Anfüh-
    rers.Mit der neun Personen zählenden Gruppe Dardentor
    sollte die Karawane aus sechzehn Teilnehmern bestehen.
    Andere sieben, von Oran gekommene Reisende – Herr Ori-
    ental inbegriffen –, die seit 2 Tagen in Saïda weilten, hat-
    ten sich dieser unter den besten Bedingungen organisier-
    ten Rundfahrt angeschlossen. Eine Dame befand sich unter
    jenen nicht. Frau und Fräulein Elissane sowie Frau Dési-
    — 251 —
    randelle bildeten die einzigen Vertreterinnen des schöneren
    Geschlechts.
    Clovis Dardentor und seine Gefährten und Gefährtin-
    nen, denen Patrice schon vorausgegangen war, trafen zu-
    erst auf dem Bahnhof ein. Nach und nach erschienen die
    übrigen Touristen, meist Oraneser, von denen einige Frau
    Elissane kannten.
    Das Fernrohr auf dem Rücken und die Reisetasche in der
    Hand, grüßte Herr Eustache Oriental die Ex-Passagiere der
    ›Argèlès‹, die seinen Gruß erwiderten. Diesmal ging aber
    Herr Dardentor mit ausgestreckter Hand und lächelnd auf
    ihn zu.
    »Sie sind auch dabei?« fragte er.
    »Jawohl«, antwortete der Vorsitzende der Astronomi-
    schen Gesellschaft von Montélimar.
    »Ich sehe auch mit Vergnügen, daß Sie Ihr Fernrohr
    nicht vergessen haben. Desto besser, denn es könnte der
    Fall eintreten, daß man das Auge, und zwar ein scharfes
    Auge, auftun müßte, wenn die Führer uns etwa in die Pat-
    sche geritten

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