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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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einzutreten. Geht mir, das habt ihr geträumt!
    . . . Wenn Marcel nicht gekommen wäre, hätt’ ich auch gar
    nicht Gelegenheit gehabt, ihn . . .«

    — 269 —
    — 270 —
    Der Satz endete mit den vier Worten »brennenden Wag-
    gons zu entreißen«.
    In der Tat war der würdige Mann bezüglich jener An-
    deutungen noch recht naiv, und doch, wenn »es mit Aga-
    thokles nicht vorwärts ging«, so war gar nicht zu leugnen,
    daß »es sich mit Marcel machte«.
    Gegen 9 Uhr gelangte die Karawane in den ausgedehn-
    testen Wald der ganzen Provinz, in den von Zegla, den die
    Landstraße schief durchschneidet, indem sie sich nach Daya
    zu herabsenkt. Jener Wald umfaßt übrigens 68.000 Hektar.
    Zu Mittag war die nächste Teilstrecke überwunden, und
    wie am Vortag frühstückte man im kühlen Baumschatten
    am Ufer des Oued-Sefioum.
    Herr Dardentor befand sich dabei in der Gemütsverfas-
    sung, daß er gar nicht darauf achtete, ob Marcel Lornans
    sich gegenüber Fräulein Elissane besonders aufmerksam er-
    wies oder nicht.
    Während des Frühstücks bemerkte Jean Taconnat, daß
    Herr Oriental seiner Reisetasche verschiedene Süßigkeiten
    entnahm, die er, ohne jemand davon anzubieten, mit dem
    Behagen eines echten Leckermauls verzehrte. Wie immer
    hatte er es auch jetzt auf die besten Stücke der Mahlzeit ab-
    gesehen.
    »Diese zu entdecken, braucht er sein Fernrohr nicht»,
    sagte Jean Taconnat zu Herrn Dardentor.
    Am Nachmittag gegen 3 Uhr machten Wagen, Pferde,
    Kamele und Maultiere vor den Berberruinen von Taourira
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    halt, für die zwei Touristen, mehr Archäologen als die ande-
    ren, besonderes Interesse bekundeten.
    Auf dem weiteren Weg nach Südwesten trat die Kara-
    wane auf das Gebiet von Djafra-Thouama und Mehamid
    über, das vom Oued-Taoulila bewässert wird. Hier bedurfte
    es nicht einmal des Ausspannens der Wagen, um diesen
    mittelst einer gangbaren Furt zu überschreiten.
    Der Führer zeigte übrigens viel Intelligenz – jene Intelli-
    genz, die ein reichliches Trinkgeld erwartet, wenn die Reise
    zur allgemeinen Zufriedenheit abgelaufen ist.
    Gegen 8 Uhr abends endlich tauchte am Ende eines klei-
    nen gleichnamigen Waldes im Dämmerlicht der Flecken
    Daya auf.
    Ein ziemlich gutes Gasthaus empfing die ganze, etwas
    ermüdete Gesellschaft.
    Vor dem Zubettgehen sagte einer der Pariser zum an-
    deren:
    »Na, Marcel, wenn wir nun von Raubtieren überfal-
    len würden, wenn wir das Glück hätten, Herrn Dardentor
    aus den Klauen eines Löwen oder eines Panthers zu retten,
    sollte das nicht zählen?«
    »Gewiß«, antwortete Marcel schon halb im Einschlafens
    »Ich sage dir aber im voraus, daß er es nicht ist, den ich bei
    einem Angriff dieser Art zu retten suchen würde . . .«
    »Sapperment . . . das ist stark!« stieß Jean Taconnat her-
    vor.Als er sich dann niedergelegt hatte und ein gewisses
    Brüllen in der Umgebung des Fleckens vernahm, rief er:
    — 272 —
    »Stillgeschwiegen, dummes Viehzeug, das den ganzen
    schönen Tag verschläft!«
    Und ehe er die Augen schloß, fügte er noch hinzu:
    »Es steht also im Schicksalsbuch geschrieben, daß ich
    nicht der Sohn . . . nicht einmal der Enkel des vortrefflichen
    Mannes werden soll!«
    13. KAPITEL
    Worin Jean Taconnats Dankbarkeit und Enttäuschung
    sich zu gleichen Teilen mischen
    Daya, das alte Sidi-bel-Kheradji der Araber – jetzt eine von
    einer Mauer mit Schießscharten und von vier Bastionen
    verteidigte Stadt –, beherrscht hier den Zugang nach den
    Hochebenen Orans.
    Um den Touristen von der Anstrengung der beiden vor-
    hergegangenen Tage ausreichende Erholung zu gönnen,
    war an diesem Platz eine Rast von 24 Stunden in Aussicht
    genommen. Die Karawane sollte also erst am übernächsten
    Tag weiterziehen.
    Den Aufenthalt hier hätte man sogar verlängern können,
    denn das Klima dieses Fleckens, der 1400 Meter hoch am
    Abhang eines Berges mit Pinien und Eichenbeständen liegt,
    ist als ganz besonders heilsam bekannt, weshalb es viele Eu-
    ropäer gern aufsuchen.
    In der 16- bis 17.000 fast ausschließlich eingeborene
    — 273 —
    Einwohner zählenden Stadt findet man Franzosen nur als
    Offiziere und Soldaten des Militärpostens.
    Über den Aufenthalt der Ausflügler in Daya brauchen
    wir uns nicht eingehender zu verbreiten. Die Damen spa-
    zierten nur durch das Innere der Stadt. Die Herren wagten
    sich etwas weiter bis zum Abhang der Berge und in die Wäl-
    der hinaus. Einige stiegen auch hinunter nach der Ebene
    und bis zu den

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