Club Dead
Freundin mich ihm gegenüber identifiziert hatte. Er hatte weder meinen Namen gekannt noch gewußt, wo ich wohne. Ihm war lediglich bekannt gewesen, daß ich im Merlottes arbeitete und mit Bill Compton zusammen war. Ein klein wenig beruhigend fand ich das schon, aber nicht übermäßig.
Die nächsten drei Stunden schleppten sich träge dahin. Zwischendurch kam Sam aus dem Büro, um mir zuzuflüstern, er habe Bubba mit einer Zeitschrift und einer Flasche Life Support versehen, damit dieser etwas zum Lesen und zum Nippen hätte. Dann fing Sam an, hinter dem Tresen herumzuspuken. „Warum war der Typ wohl mit dem Auto unterwegs und nicht mit dem Motorrad?" murmelte er leise vor sich hin. „Warum hat das Auto ein Nummernschild aus Mississippi?" Sam verstummte, als Kevin an den Tresen trat. Der Polizist wollte wissen, ob wir nicht bald mal Janes Sohn Marvin benachrichtigen wollten, damit er seine Mutter abholte. Sam erledigte diesen Anruf gleich, in Kevins Beisein, und berichtete, Marvin werde innerhalb der nächsten 20 Minuten auftauchen. Daraufhin machte sich Kevin auf den Heimweg, das Notizbuch unter den Arm geklemmt. Neugierig fragte ich mich, ob der junge Mann wohl drauf und dran war, ein Dichter zu werden, oder ob er lediglich seinen Lebenslauf verfaßte.
Die vier Männer, die lange versucht hatten, Jane zu ignorieren und dabei ihr Bier mit der Langsamkeit von vier Schildkröten zu trinken, hatten den Krug irgendwann einmal doch noch geleert und brachen auf, wobei jeder von ihnen einen Dollar auf dem Tisch liegen ließ. Das sollte wohl Trinkgeld sein. Die hatten ja wirklich die Spendierhosen an! Wenn ich nur solche Kunden hätte, dann würde ich nie genug Geld zusammen bekommen, um meine Auffahrt richten zu lassen.
Bis zur Sperrstunde verblieb uns noch eine halbe Stunde. Arlene hatte schon alle Arbeiten erledigt, die sie gewöhnlich zum Schichtende übernahm und bat, mit Buck ein wenig früher gehen zu dürfen. Die Kinder waren noch bei Arlenes Mutter - das Paar würde Arlenes Wohnwagen eine kleine Weile für sich allein haben.
„Kommt Bill bald heim?" fragte meine Kollegin, während sie ihren Mantel anzog. Buck redete derweil mit Sam über Fußball.
Ich zuckte die Achseln. Drei Nächte zuvor hatte Bill angerufen, um mir mitzuteilen, er sei gut in 'Seattle' eingetroffen und werde sich nun - mit wem auch immer - treffen. Woher der Anruf wirklich gekommen war, hatte ich nicht feststellen können: Die Rufnummer des Anrufers ließe sich nicht feststellen, teilte mir mein Telefon mit. Meiner Meinung nach sagte das viel darüber aus, wie die Dinge im Moment zwischen mir und Bill standen. Ich nahm die Rufnummernunterdrückung als ganz schlechtes Omen.
„Fehlt er dir?" Arlene klang verschmitzt.
„Was denkst du denn?" gab ich zurück. Ein leises Lächeln umspielte meine Mundwinkel - ein echtes diesmal. „Geh du bloß nach Hause und laß es dir gut gehen."
„Buck ist der perfekte Partner für schöne Stunden!" Arlene klang regelrecht lüstern!
„Wie schön für dich."
Als Pam dann kam, war Jane Bodehouse der einzige noch verbliebene Gast im Merlottes, und Jane zählte kaum: Sie war ziemlich hinüber.
Pam ist Vampirin und Mitbesitzerin des Fangtasia, einer vorwiegend von Touristen frequentierten Bar in Shreveport. Sie ist Erics Stellvertreterin, blond, wahrscheinlich über 200 Jahre alt und verfügt wahrhaftig über Sinn für Humor, was man nun wirklich nicht von allen Vampiren behaupten kann. Soweit man überhaupt mit einem Vampir befreundet sein kann, ist sie die engste Vampirfreundin, die ich habe.
Sie saß auf einem Barhocker und sah mich über die schimmernde Holzfläche des Tresens hinweg an.
Das war ein ganz schlechtes Omen! Außerhalb des Fangtasia hatte ich Pam noch nie gesehen. „Was ist los?" fragte ich zur Begrüßung. Dabei lächelte ich, verspannt bis in die Zehenspitzen.
„Wo ist Bubba?" fragte sie in dem präzisen Tonfall, der ihr eigen ist. Dabei spähte sie mir über die rechte Schulter, als hoffe sie, den Vampir hinter mir stehen zu sehen. „Wenn Bubba den Weg hierher nicht gefunden hat, rastet Eric aus." Zum ersten Mal hörte ich den leichten Akzent, mit dem Pam sprach. Was für ein Akzent das war, hätte ich nicht sagen können. Vielleicht handelte es sich auch nur um Überreste eines altertümlichen Englisch.
„Hinten, in Sams Büro", antwortete ich, den Blick unverwandt auf Pams Gesicht gerichtet. Ich wünschte mir, das Fallbeil würde rasch niedersausen. Ich wollte sofort
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