Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
stellte, brodelte Grimm.
    „Eigentlich hätte er letzte Nacht nach Hause kommen sollen", erklärte Pam. Ich fuhr auf: Das hatte ich nicht gewußt. Warum hatte Bill mir nicht gesagt, daß er nach Hause kommen wollte? „Geplant war, daß er nach Bon Temps fahren und uns im Fangtasia Bescheid geben würde, sobald er sicher dort eingetroffen war. Heute wollten wir uns dann mit ihm treffen." Für einen Vampir stellte das, was Pam da eben am Stück gesagt hatte, eine lange Rede dar - man hätte meine Vampirfreundin fast schon als schwatzhaft bezeichnen können. Pam zückte ihr Handy und gab eine Nummer ein; ich konnte die leisen Pieptöne hören, kurz darauf ihre Unterhaltung mit Eric. Nachdem Pam Eric alles Notwendige gesagt hatte, fügte sie noch hinzu: „Sie sitzt hier. Sie sagt nichts."
    Dann gab sie mir das Telefon. Ganz automatisch hielt ich es mir ans Ohr.
    „Sookie, hörst du zu?" Ich wußte, Eric konnte hören, wie mein Haar über die Sprechmuschel glitt, konnte meinen Atem hören, der als Flüstern an sein Ohr drang.
    „Ich weiß, du hörst zu", sagte er dann auch. „Hör gut zu und tu, was ich dir sage. Erzähle noch niemandem, was geschehen ist. Verhalte dich ganz normal, verbringe deine Tage so, wie du es für gewöhnlich tust. Einer von uns hat dich ständig im Auge, ob du es mitbekommst oder nicht. Wir werden selbst tagsüber einen Weg finden, dich zu bewachen. Bill werden wir rächen, und dich werden wir beschützen."
    Bill rächen? Also ging Eric davon aus, daß Bill tot war. Nun, nicht tot - nicht mehr existent.
    „Ich wußte gar nicht, daß er letzte Nacht hätte nach Hause kommen sollen", sagte ich, als sei das das Wichtigste von allem, was ich gerade erfahren hatte.
    „Er hatte - schlechte Nachrichten, die er dir mitteilen wollte", warf Pam plötzlich ein.
    Eric hatte das mitbekommen und gab ein unzufriedenes Geräusch von sich. „Sag Pam, sie soll die Klappe halten", befahl er, wobei er sich das erste Mal, seit ich ihn kannte, wütend anhörte. Ich fand es nicht notwendig, den Befehl weiterzugeben, da ich davon ausging, daß Pam Eric ebenfalls verstanden hatte. Die meisten Vampire hören außergewöhnlich gut.
    „Ihr kanntet also die schlechten Nachrichten und wußtet, daß er zurückkommen wollte", sagte ich. Nicht nur war Bill verschwunden und möglicherweise tot - für immer tot -, er hatte mich noch dazu belogen. Er hatte mir weder gesagt, wohin er in Wirklichkeit fahren wollte, noch, was er dort vorhatte, und hatte mir ein wichtiges Geheimnis vorenthalten, eines, das auch mich betraf. Der Schmerz über diesen Verrat ging so tief, daß ich die dazugehörige Wunde noch nicht einmal spüren konnte. Das jedoch - so wußte ich aus Erfahrung - würde sich nur zu rasch ändern.
    Ich reichte das Telefon an Pam zurück, machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Bar.
    Draußen zögerte ich kurz, ehe ich in mein Auto stieg. Eigentlich hätte ich noch bleiben sollen, um zu helfen, die Leiche fortzuschaffen. Sam war kein Vampir und war überhaupt nur meinetwegen in die Sache hineingeraten. Es war ihm gegenüber nicht fair, einfach so zu verschwinden.
    Aber letztlich zögerte ich höchstens eine Sekunde, dann fuhr ich los. Bubba konnte Sam helfen, und Pam - Pam, die alles wußte, während ich nichts wußte.
    Eric behielt recht: Als ich zu Hause vorfuhr, erhaschte ich einen kurzen Blick auf ein Gesicht, das weiß zwischen den Bäumen schimmerte. Fast hätte ich meinem Beschützer einen Gruß zugerufen, denn ich hätte den Vampir gern gebeten, die Nacht über auf meiner Wohnzimmercouch Platz zu nehmen, aber dann dachte ich: nein! Ich mußte ganz einfach allein sein. Nichts von dem, was hier geschah, hatte mit mir das Geringste zu tun. Es gab nichts, was ich unternehmen konnte; ich war verdammt dazu, untätig und passiv herumzuhängen, und dabei hatte ich nicht von mir aus bestimmt, daß ich unwissend bleiben wollte.
    Ich war so verletzt und wütend, wie ich überhaupt nur sein konnte. Zumindest kam es mir so vor - später jedoch würde sich herausstellen, daß meine Einschätzung falsch gewesen war. Ich stürmte ins Haus und verriegelte hinter mir die Tür. Ein Schloß würde zwar keinen Vampir aufhalten - dafür aber die Tatsache, daß ich ihn nicht gebeten hatte einzutreten. Bis zum Morgengrauen würde der Vampir vor der Tür auch dafür sorgen, daß kein Mensch sich ins Haus wagte.
    Ich zog mir meinen alten, langärmligen, hellblauen Nylonbademantel an und setzte mich an meinen Küchentisch, um

Weitere Kostenlose Bücher