Club Dead
einem ganz normal benutzten Wandschrank. Auf der Kleiderstange hingen zudem noch meine Sommerkleider sowie ein paar leichte Bademäntel und Nachthemden. Damit hatte ich Bill den letzten erbetenen Gefallen getan. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag, und die Energie, die ich gerade noch empfunden hatte, verpuffte auf Nimmerwiedersehen - ich hatte keinerlei Möglichkeit, Bill wissen zu lassen, wie getreu und gewissenhaft ich all seine Wünsche befolgt hatte.
Ich fühlte mich zwiegespalten: Ein Teil von mir (der Teil, der am liebsten nur noch gejammert hätte) wollte Bill unbedingt mitteilen, daß ich Wort gehalten hatte. Der andere Teil wäre am liebsten in den Schuppen gelaufen und hätte dort ein paar nette Pfähle angespitzt.
Ich fühlte mich derart hin- und hergerissen, daß mir nichts einfiel, was ich hätte tun mögen. Also schlich ich zurück in mein Zimmer und kletterte ins Bett. Mein ganzes Leben lang hatte ich das Beste aus allem gemacht; stets war ich tapfer, fröhlich und praktisch veranlagt gewesen. Damit war es nun vorbei! Erneut ergab ich mich ganz meinem Kummer, suhlte mich förmlich im Gefühl, elendiglich betrogen worden zu sein.
Irgendwann mußte ich eingeschlafen sein. Als ich wieder erwachte, zum zweitenmal an diesem Tag, war es bereits dunkel, und Bill war bei mir im Bett. Mein Gott, welche Dankbarkeit, welche Erleichterung mich da überkam! Alles würde gut werden! Glücklich spürte ich den kühlen Körper in meinem Rücken und rollte mich noch halb im Schlaf herum, um meinen Vampir in die Arme zu schließen. Der schob mein langes Nylonnachthemd hoch und streichelte mir liebevoll die Beine. Ich legte ihm die Hand auf die stille Brust und schmiegte mich an ihn. Er wiederum schloß die Arme fester um mich und drückte sich an mich. Ich seufzte vor Glück und schob die Hand zwischen uns, um seine Hose aufzuknöpfen. Alles war wieder so, wie es sein sollte.
Nur, daß er anders roch.
Panisch riß ich die Augen auf und schob energisch eine stahlharte Schulter von mir. Dann stieß ich einen leisen Schreckensschrei aus.
„Ich bin's doch nur!" erklang eine vertraute Stimme.
„Eric! Was machst du denn hier?"
„Ich mache es mir ein bißchen gemütlich."
„Du Schwein! Ich dachte, du wärst Bill! Ich dachte, er sei zurück."
„Sookie, du mußt dich dringend mal waschen."
„Was?"
„Deine Haare sind dreckig, und mit deinem Atem könntest du glatt ein Pferd umhauen."
„Mir ist es völlig schnuppe, ob dich das stört", murmelte ich tonlos.
„Mach schon, geh dich waschen."
„Warum das denn?"
„Weil wir miteinander reden müssen und ich mir ziemlich sicher bin, daß du hier im Bett keine längere Unterredung mit mir führen möchtest. Ich persönlich hätte ja nichts dagegen ...", mit diesen Worten schmiegte Eric sich an mich, um mir zu zeigen, wie wenig er dagegen hatte, „... aber in diesem Fall wäre mir die blitzsaubere Sookie lieber, an die ich mich inzwischen gewöhnt habe."
Die letzte Bemerkung war klug gewählt und traf ins Schwarze: In Windeseile war ich aus dem Bett geschossen. Mein völlig ausgekühlter Körper fand die heiße Dusche wunderbar, und ich war derart erzürnt, daß sich auch mein Innenleben langsam aufheizte. Schließlich überraschte mich Eric nicht zum ersten Mal in meinem eigenen Heim - ich mußte die Einladung an ihn dringend widerrufen. Was mich bislang von diesem drastischen Schritt abgehalten hatte - und auch diesmal wieder davon abhielt -, war die Vorstellung, ich könne irgendwann einmal auf Erics Hilfe angewiesen sein. Wäre er dann nicht in der Lage, unaufgefordert mein Haus zu betreten, dann könnte es sein, daß ich tot war, ehe ich ihn hereinbitten konnte.
Ich hatte mir Jeans, Unterwäsche und einen rotgrünen Weihnachtspullover mit Rentiermuster mit ins Badezimmer genommen, einfach nur, weil dieser Pullover zuoberst in der entsprechenden Schublade gelegen hatte. Man hat schließlich nur einen Monat, in dem man diese verdammten Dinger tragen kann - und den nutze ich in der Regel weidlich aus. Ich fönte mir die Haare, wobei ich wünschte, Bill sei bei mir, um sie mir auszukämmen. Das tat er nämlich gern - und ich hatte es gern, ihn gewähren zu lassen. Beim Gedanken an Bill hätte ich gleich wieder zusammenbrechen können. Rasch lehnte ich daher den Kopf gegen die Badezimmerwand und verharrte so stumm, bis ich mich wieder im Griff hatte. Dann holte ich einmal tief Luft, wandte mich entschlossen dem Badezimmerspiegel zu und klatschte mir
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