Club Dead
Fußboden aus!'
Der Vorhang war grün und blau; in ebenmäßigen Reihen schwammen ernsthaft dreinschauende gelbe Fische darauf vor sich hin.
Inzwischen hatte sich Alcide hinunter in die Tiefgarage begeben, um den Pick-up so nah wie möglich an die hintere Treppe zu fahren. Als er wieder in die Wohnung trat, sah ich, daß er daran gedacht hatte, ein Paar Arbeitshandschuhe mitzubringen. Er streifte sie über und holte tief Luft - vielleicht ein Fehler angesichts der Tatsache, daß er nun wieder ganz dicht bei der Leiche stand. Dann packte Alcide mit eisiger, fest entschlossener Miene die Schultern des toten Mannes und zog daran.
Das Resultat war derart dramatisch, daß man es sich kaum vorstellen kann: Der Rocker fiel einfach so, als Ganzes, aus dem Schrank, stocksteif, wie tiefgefroren. Alcide mußte sogar rasch nach rechts springen, um zu verhindern, daß die Leiche im Fallen auf ihm zu liegen kam. Der Tote schlug einmal leicht gegen den Tresen und landete dann seitwärts genau auf dem Duschvorhang.
„Holla!" sagte ich mit zittriger Stimme. „Das hat ja ziemlich gut hingehauen."
Die Leiche lag nämlich wirklich fast genau so, wie wir sie haben wollten. Entschieden nickten wir einander zu und hockten uns jeweils an ein Ende des Duschvorhangs. Zugleich hoben wir je eine Seite der Plastikplane an, schlugen sie über den Toten und verfuhren dann mit der anderen Seite ebenso. Als das Gesicht des Mannes bedeckt war, konnten wir uns ein wenig entspannen. Alcide hatte auch eine Rolle festes Klebeband mit nach oben gebracht - ein richtiger Mann hat immer eine Rolle Klebeband im Pick-up -, das wir benutzten, um die Leiche ganz fest im Duschvorhang einzuwickeln. Dann schlugen wir jeweils die Enden hoch und klebten auch sie fest. Glücklicherweise war der Wer zwar stämmig, aber nicht besonders groß gewesen.
Wir richteten uns auf und gönnten uns eine winzige Verschnaufpause. Alcide sagte als erster wieder etwas. „Sieht aus wie ein riesiger grüner Burrito!" versuchte er zu scherzen.
Ich schlug mir die Hand vor den Mund, denn es galt, einen Lachkrampf zu ersticken.
Mit einem überraschten Ausdruck in den Augen blickte Alcide mich über die wohlverschnürte Leiche hinweg an. Dann aber lachte auch er plötzlich los.
Als wir uns wieder beruhigt hatten, fragte ich: „Bereit für Kapitel zwei?"
Er nickte, und ich zog meinen Mantel an, um mich dann zwischen Alcide und der Leiche hindurchzuquetschen. Ich trat hinaus auf den Flur, wobei ich für den Fall, daß jemand zufällig genau in diesem Moment vorbeikommen sollte, rasch die Wohnungstür hinter mir schloß, und ging hinüber zum Fahrstuhl.
Ich hatte gerade den Rufknopf gedrückt, da kam ein Mann um die Ecke, um sich neben mir an der Fahrstuhltür aufzubauen. Ein Verwandter der alten Mrs. Osburgh vielleicht, oder einer der Senatoren hatte noch einmal kurz nach Jackson zurückkehren müssen. Wer immer der Mann sein mochte: Er war gut gekleidet, etwa sechzig Jahre alt und wohlerzogen genug, sich zur Konversation verpflichtet zu fühlen.
„Recht kalt heute, nicht wahr?"
„Ja, aber nicht so kalt wie gestern". Verzweifelt starrte ich auf die Tür zum Fahrstuhlschacht und wünschte sehnlichst, sie möge sich öffnen und der Mann verschwinden.
„Sind Sie gerade erst eingezogen?"
Noch nie zuvor hatte mich ein höflicher Mensch so irritiert. „Ich bin zu Besuch." Ich gab mich gelangweilt und uninteressiert, um ihm zu vermitteln, daß von mir aus die Unterhaltung zwischen uns beiden damit beendet war.
„Oh!" sagte er vergnügt. „Bei wem denn?"
Glücklicherweise kam just in diesem Moment der Fahrstuhl. Seine Türen öffneten sich gerade noch rechtzeitig, denn sonst hätte ich dem höflichen Herrn womöglich den Kopf abgerissen. Der forderte mich mit einer Geste auf, vor ihm in die Kabine zu treten, aber ich trat statt dessen einen Schritt zurück und rief aus: „Oh Schreck, ich habe den Schlüssel vergessen!" Dann eilte ich von dannen, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Ich stellte mich vor die Tür der Wohnung, von der Alcide berichtet hatte, sie sei zur Zeit unbewohnt und klopfte. Hinter mir hörte ich, wie sich die Fahrstuhltür wieder schloß, woraufhin ich einen Seufzer der Erleichterung ausstieß.
Als ich mir ausrechnen konnte, daß der geschwätzige Herr Zeit genug gehabt hatte, seinen Wagen aufzusuchen und aus der Garage zu fahren - es sei denn, er würde dem Wachmann ein Ohr abschwätzen -, rief ich den Fahrstuhl zurück. Es war Samstag, von daher ließ
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