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Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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nicht so klang, als setzte ich großes Vertrauen in eine solche Maßnahme. Inzwischen war ich auch in der Lage, Einzelheiten wahrzunehmen - der Körper war einfach in den Schrank gestopft worden, wo er nun fast aufrecht stand. Ich nahm an, irgend jemand hatte den Toten in den Schrank geschoben und dann mit Gewalt die Tür geschlossen. In dieser Stellung war der Mann dann sozusagen steif geworden.
    „Aber wenn wir die Polizei rufen ..." Alcide beendete den Satz gar nicht erst, sondern holte statt dessen tief Luft. „Die glauben uns nie, daß wir das nicht waren. Sie werden die Freunde des Toten befragen, und diese Freunde werden aussagen, der Mann sei letzte Nacht im Club Dead gewesen, was die Polizei überprüfen wird. Dann kommt heraus, daß der Mann in der Bar Ärger hatte, weil er Sie belästigte. Danach glaubt niemand mehr, daß wir bei seiner Ermordung nicht die Hand mit im Spiel hatten."
    „ Andererseits", sagte ich langsam, wobei ich mehr oder weniger laut dachte, „glauben Sie wirklich, daß die Rocker den Club Dead auch nur mit einem Wort erwähnen werden?"
    Darüber mußte Alcide erst einmal nachdenken - das tat er, indem er sich bedächtig mit dem Daumen über die Unterlippe fuhr. „Da könnten Sie recht haben", gestand er ein. „Wenn die Freunde des Toten den Club Dead nicht zur Sprache bringen, dann können sie auch nicht auf den - Zwischenfall - zu sprechen kommen, an dem wir beide beteiligt waren. Wissen Sie, was sie dann tun? Die werden bestimmt die Sache in die eigenen Hände nehmen wollen."
    Da hatte er nun wieder recht, und zwar erheblich. Es war ihm gelungen, mich zu überzeugen. Keine Polizei. „Dann werden wir ihn selbst wegschaffen müssen", sagte ich, um ohne Umschweife aufs Wesentliche zu sprechen zu kommen. „Wie wollen wir das bewerkstelligen?"
    Alcide war ein praktisch veranlagter Mann. Er war es gewohnt, Probleme zu lösen und sich dabei stets zuerst der Klärung des schwerwiegendsten zu widmen.
    „Wir müssen ihn aufs Land schaffen", erklärte er nun, nachdem er eine Weile nachgedacht hatte. „Das heißt, wir müssen ihn erst mal runter in die Garage bringen. Dazu müssen wir ihn einpacken."
    „Der Duschvorhang!" schlug ich vor und deutete mit der Kinnspitze auf das Badezimmer, das ich benutzte. „Könnten wir den Schrank zumachen und irgendwo anders hingehen, während wir die Sache planen?"
    „Aber auf jeden Fall!" erwiderte Alcide, der es mit einem Mal ebenso eilig hatte wie ich, sich dem grausigen Anblick vor unseren Augen zu entziehen.
    So standen wir mitten im Wohnzimmer und beratschlagten, was zu tun sei. Als erstes schaltete ich die Heizung in der Wohnung komplett aus und lüftete durch. Die Leiche im Schrank hatte ihre Anwesenheit nur deswegen erst so spät kundgetan, weil Alcide die Temperaturen in der Wohnung gern niedrig hielt und weil die Schranktür fest schloß. Nun mußten wir zunächst den dezenten, aber nachdrücklichen Geruch loswerden, der über allem hing.
    „Wir müssen mit ihm fünf Treppen runter, und ich glaube nicht, daß ich ihn so weit werde tragen können", meinte Alcide. „Das heißt, wir müssen den Lift nehmen, zumindest für einen Teil der Strecke. Das ist der gefährlichste Teil des ganzen Unternehmens."
    Wir sinnierten, planten und diskutierten, bis wir einen Plan zu haben glaubten mit dem sich erfolgreich würde arbeiten lassen. Alcide erkundigte sich zweimal besorgt bei mir, ob auch wirklich alles in Ordnung sei, und ich versicherte ihm beide Male, dies sei durchaus der Fall. Schließlich dämmerte mir, daß er befürchtete, ich würde hysterisch werden oder in Ohnmacht fallen.
    „Ich habe es mir noch nie leisten können, mich allzusehr anzustellen!" beruhigte ich ihn. „Noch dazu liegt mir das nicht." Sollte Alcide erwartet haben, ich würde um mein Riechfläschchen bitten oder ihn anflehen, mich vor dem bösen, bösen Wolf zu retten - vielleicht hatte er ja sogar gehofft, ich würde etwas derartiges tun -, dann war er ganz einfach an die falsche Frau geraten.
    Nun mochte ich mir ja fest vorgenommen haben, nie den Kopf zu verlieren, aber das hieß noch lange nicht, daß meine Nerven in jenem Moment nicht bloßlagen. Ich zitterte wie Espenlaub und konnte mich gerade noch daran hindern, den Duschvorhang, als ich ihn nun holen ging, einfach gewaltsam aus seinen durchsichtigen Plastikringen zu reißen. ,Immer langsam' , wies ich mich zurecht. 'Ganz ruhig. Einatmen - ausatmen. Hol den Duschvorhang runter und breite ihn im Flur auf dem

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