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Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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war es falsch, mitten in einem heftigen Wutanfall die Bibel zu zitieren. Ich verzog mich ins Gästezimmer und knallte die Tür hinter mir zu.
    Bald darauf hörte ich, wie Del Phillips die Wohnung verließ. Dann klopfte Alcide an meine Tür.
    „Möchten Sie eine Runde Scrabble spielen?" wollte er wissen.
    Ein wenig erstaunt blinzelte ich ihn an. „Klar."
    „Ich habe es mir vorhin zugelegt, als ich für Tommy einkaufen war."
    Den Couchtisch hatte er bereits direkt vor das Sofa geschoben, aber dann hatte ihm wohl der Mut gefehlt, das funkelnagelneue Spiel auch auszupacken und aufzubauen.
    „Dann schenke ich uns inzwischen eine Cola ein", sagte ich. Nicht zum ersten Mal fiel mir auf, wie kühl es in der Wohnung war; nicht so kühl wie draußen auf der Straße, aber doch so kühl, daß ich wünschte, ich hätte einen leichten Pulli mitgebracht, um ihn im Haus überziehen zu können. Ob Alcide wohl beleidigt war, wenn ich ihn bat, die Heizung höher zu drehen? Ich erinnerte mich, wie warm sich seine Haut angefühlt hatte. Offenbar gehörte er zu den Menschen, die einfach nicht so leicht froren. Oder waren alle Wer so veranlagt? Vorsichtig, um nur ja meine Frisur nicht zu gefährden, zog ich mir das Sweatshirt über, das ich auch am Vortag getragen hatte.
    Alcide hatte sich neben den Couchtisch auf den Fußboden gehockt, und ich ließ mich ihm gegenüber nieder, ebenfalls auf dem Boden. Offenbar war es schon eine Weile her, daß einer von uns Scrabble gespielt hatte. Also studierten wir erst einmal aufmerksam die Regeln, ehe wir loslegten.
    Alcide hatte die Technische Hochschule von Louisiana absolviert. Ich war zwar nie auf dem College gewesen, las aber sehr viel - so waren wir ungefähr gleich gut, was den Wortschatz anging. Alcide war der bessere Stratege. Wie es aussah, dachte ich ein bißchen schneller als er.
    Ich erzielte mit einem sehr schwierigen Wort eine Menge Punkte, was zur Folge hatte, daß mir mein Gegner die Zunge herausstreckte. Ich mußte lachen, woraufhin er bat: „Lesen Sie nur nicht meine Gedanken! Das wäre Schummeln!"
    „So etwas würde ich natürlich nie tun!" sagte ich sittsam, und er knurrte mich an.
    Ich verlor die Partie - allerdings mit nur zwölf Punkten Rückstand. Nachdem wir alles noch einmal ausführlich durchgekaut und uns dabei freundschaftlich gekabbelt hatten, stand Alcide auf, um unsere Gläser in die Küche zu bringen. Er stellte sie in der Spüle ab und fing dann an, sämtliche Küchenschränke zu durchsuchen, während ich die Spielsteine wieder in ihre Schachtel räumte und den Deckel schloß.
    „Wohin soll ich das Spiel räumen, wo wollen Sie es aufbewahren?" fragte ich.
    „Legen Sie es bitte in den Schrank dort neben der Tür. Da sind ein paar freie Regale."
    Ich klemmte mir daraufhin die Schachtel unter den Arm und ging zum Wandschrank im Flur. Der Geruch, der mir auch schon vorher aufgefallen war, schien hier stärker zu sein als im übrigen Teil der Wohnung.
    „Wissen Sie was, Alcide", sagte ich tapfer, wobei ich hoffte, nicht allzu unverschämt zu wirken. „Irgend etwas stinkt hier vergammelt. Gleich hier im Flur."
    „Ist mir auch schon aufgefallen. Deswegen sehe ich mir gerade die Schränke an. Vielleicht liegt irgendwo eine tote Maus herum."
    Dann fand ich heraus, was so stank.
    „Oh nein!" rief ich aus. „Oh neinneinneinnein."
    „Erzählen Sie mir jetzt bloß nicht, es hat sich eine Ratte im Schrank versteckt und ist da gestorben!" sagte Alcide.
    „Keine Ratte", stellte ich fest. „Ein Werwolf."
    Es gab im Wandschrank ein Regalbrett oberhalb einer Kleiderstange. Der Schrank war winzig, nur dazu gedacht, die Mäntel der Gäste aufzunehmen. Nun war er voll. Der braunhäutige Mann aus dem Club Dead, der mich so aufdringlich bei der Schulter gepackt hatte, steckte darin. Er war tot, ganz und gar tot - und das bereits seit einigen Stunden.
    Ich schien nicht wegsehen zu können.
    Die Tatsache, daß Alcide nun hinter mich getreten war, beruhigte und tröstete mich mehr, als ich erwartet hatte. Über meinen Kopf hinweg starrte mein Gastgeber in den Schrank, wobei seine Hände meine Schultern umklammert hielten.
    „Blut ist keins zu sehen!" bemerkte ich mit zitternder Stimme.
    „Sein Hals!" Alcide klang mindestens ebenso erschüttert wie ich.
    In der Tat ruhte der Kopf des Mannes im Schrank auf dessen rechter Schulter, war aber noch mit dem Körper verbunden. Igitt! Ich mußte schlucken. „Wir sollten die Polizei verständigen", sagte ich, was aber ganz und gar

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