Club Dead
jemand euch die Schuld an seinem Tod in die Schuhe schieben."
„Warum dann nicht die Polizei anrufen und denen mitteilen, daß im Wandschrank von 504 eine toter Mann liegt?"
„Das ist eine gute Frage, Sookie, und eine, die ich im Moment leider nicht beantworten kann." Unvermittelt schien Eric jegliches Interesse an diesem Thema verloren zu haben. „Ich bin heute abend im Club. Wenn ich mit euch reden muß, Alcide, dann sagen Sie Russel, ich sei ein Freund von außerhalb. Sie haben mich eingeladen, weil ich Ihre neue Freundin Sookie kennenlernen soll."
„Das kann ich machen", sagte Alcide, „aber ich verstehe wirklich nicht, was Sie im Club wollen. Ihre Anwesenheit wird doch lediglich Ärger heraufbeschwören. Was, wenn einer der Vamps Sie erkennt?"
„Von den Vampiren hier kenne ich niemanden."
„Warum gehst du dieses Risiko ein?" wollte nun auch ich wissen. „Warum willst du dort überhaupt hin?"
„Unter Umständen kann ich im Club Dinge aufschnappen, die dir nicht zu Ohren kommen und mit denen Alcide nichts anfangen kann, weil er kein Vampir ist", erklärte Eric, was irgendwie logisch und einleuchtend klang. „Würden Sie uns bitte einen Moment lang entschuldigen, Alcide?" fuhr er dann fort. „Sookie und ich haben etwas Geschäftliches miteinander zu bereden."
Alcide warf mir einen fragenden Blick zu. Er wollte ganz sicher sein, daß es in meinem Sinn war, mit Eric allein gelassen zu werden, ehe er dann widerstrebend nickte und hinaus ins Wohnzimmer ging.
„Willst du mich die Narben auf deiner Schulter heilen lassen, Sookie?" fragte Eric abrupt, sobald Alcide gegangen war.
Ich dachte an die häßlichen, verkrusteten Halbmonde und die dünnen Träger des Kleids, das ich mir für den heutigen Abend mitgebracht hatte und hätte fast ja gesagt. Aber dann kamen mir Zweifel. „Wie sollte ich das den anderen erklären, Eric? Die ganze Bar hat doch mitbekommen, wie er mich angepackt hat."
„Da hast du recht." Eric schloß die Augen und bewegte den Kopf nachdenklich hin und her, als sei er unzufrieden mit sich selbst. „Natürlich, das geht nicht. Du bist kein Wer, und untot bist du auch nicht. Wie solltest du da so schnell heilen können?"
Dann tat er etwas anderes, völlig unerwartetes: Er nahm meine Rechte in beide Hände und drückte sie fest, wobei er mir tief in die Augen sah. „Ich habe ganz Jackson durchsucht. Lagerhallen, Friedhöfe, Gehöfte, alles, was auch nur einen Hauch von Vampir verströmte. Jedes einzelne Haus oder Grundstück, das Edgington gehört, und dazu noch ein paar, die im Besitz seiner Gefolgsleute sind. Ich konnte nicht eine einzige Spur von Bill finden. Sookie, ich fürchte einfach - ich fürchte sogar sehr daß es mehr und mehr den Anschein hat, als sei Bill tot. Endgültig tot."
Mir war zumute, als habe Eric mir mit dem Vorschlaghammer einen Schlag direkt vor die Stirn versetzt. Meine Knie gaben ganz einfach nach, und wenn Eric nicht so blitzschnell zugegriffen hätte, wäre ich mit Sicherheit zu Boden gegangen. Der Vampir setzte sich auf den Stuhl, der in der einen Zimmerecke stand und nahm das kleine Häufchen Elend, zu dem ich geworden war, vorsichtig auf den Schoß. „Nun habe ich es doch falsch angefangen - ich habe dich zu sehr erschreckt", sagte er reuig. „Da wollte ich nun so sachlich und direkt wie möglich vorgehen, und statt dessen war ich ..."
„Brutal ...", stieß ich hervor und fühlte, wie mir aus jedem Auge eine Träne rann.
Erics Zunge schoß vor, und ich spürte eine kleine feuchte Spur auf der Wange, als er mir die Tränen ableckte. Wenn sie kein Blut bekommen können, scheint Vampiren auch jede andere Art Körperflüssigkeit zu schmecken, was mir im Moment herzlich egal war und wenig ausmachte. Ich war froh, daß mich jemand hielt und tröstete, selbst wenn es sich um Eric handelte. Während ich ganz in meiner Trübsal versank, nutzte Eric die Gelegenheit, um ein paar Augenblicke lang nachzudenken.
„Der einzige Ort, an dem ich mich noch nicht umschauen konnte, ist Russels Anwesen selbst - die Villa, in der er lebt, mitsamt den Außengebäuden. Aber es wäre schon verwunderlich, sollte Russel wirklich die Stirn besitzen, seinen eigenen Besitz als Gefängnis für einen anderen Vampir zu nutzen. Aber der Mann ist jetzt schon seit hundert Jahren König. Es könnte sein, daß er so selbstsicher ist. Was sein Anwesen betrifft - womöglich würde ich es schaffen, die Mauer zu überwinden, aber dann käme ich nicht mehr weg. Haus und Grundstück
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