Club Dead
Freunde gemacht. Eine große Freude. Ich werde nicht weinen." Mit diesen Worten schluckte ich ein paar Tränen hinunter und ging ins Bad, um einen Blick in den Spiegel dort zu werfen. „Wunderschön!" rief ich Alcide zu und meinte es auch so.
„Ich freue mich, daß der Umhang Ihnen gefällt", sagte er brüsk. „Ich dachte, das sei das Mindeste, was ich tun konnte." Er trat neben mich und zog die Stola so zurecht, daß der schwarze Samtstoff die roten, verschorften Wunden auf meiner linken Schulter verdeckte.
„Sie waren mir gar nichts schuldig!" protestierte ich. „Ich bin diejenige, die in Ihrer Schuld steht." Dann mußte ich feststellen, daß die Ernsthaftigkeit, mit der ich Letzteres gesagt hatte, Alcide ebenso verstörte, wie meine Tränen es getan hatten. „Auf geht's!" fuhr ich also betont munter fort. „Club Dead, wir kommen. Heute abend finden wir einfach alles heraus, was wir wissen müssen, und niemand kommt dabei zu Schaden."
Womit dann wohl erwiesen wäre, daß ich einfach nicht über das zweite Gesicht verfüge.
* * *
Alcide trug an diesem Abend einen anderen Anzug und ich ein anderes Kleid, aber Josephine's schien sich ganz und gar nicht verändert zu haben: ein verlassener Bürgersteig, eine unheilverkündende Atmosphäre. Die Nacht war noch kälter als die vorhergegangene; es war so kalt, daß mir der Atem vor dem Mund gefror und ich ihn sehen konnte. Dankbar genoß ich die Wärme, die meine neue Samtstola mir spendete. Diesmal sprang Alcide rasch aus dem Auto, kaum daß wir angekommen waren, und eilte in den Schutz der Markise vor dem Eingang zur Bar, ohne auch nur Anstalten zu machen, mir beim Aussteigen behilflich zu sein. Unter der Markise wartete er dann auf mich.
„Vollmond", erklärte er kurz angebunden. „Das wird nicht einfach heute Nacht. Überall Spannungen."
„Tut mir leid", sagte ich, wobei ich mich ganz hilflos fühlte. „Das muß ja ziemlich anstrengend sein für Sie." Hätte er sich nicht verpflichtet, mich zu begleiten, wäre Alcide jetzt mit seinen Kumpels durch die Wälder gestreift und hätte Kaninchen und Hirsche jagen können. Er tat meine Entschuldigung mit einem Achselzucken ab. „Es gibt ja noch die morgige Nacht", versicherte er beruhigend. „Die ist fast so gut wie die heutige." Aber sein ganzer Körper vibrierte vor Spannung und strafte seine Worte Lügen.
In dieser Nacht erschrak ich kaum noch, als unser Pick-up scheinbar ganz von allein von dannen rollte; ich zuckte noch nicht einmal zusammen, als Mr. Hob die Tür öffnete. Ich kann nicht sagen, daß der Goblin bei unserem Anblick erfreut gewirkt hätte, aber ich wäre ohnehin nicht in der Lage gewesen, die Miene, die er normalerweise zur Schau stellte, richtig zu interpretieren. Der Mann hätte vor Freude geistig sozusagen Purzelbäume schlagen können - mir wäre das nicht aufgefallen.
Aus irgendeinem Grund jedoch hegte ich ernsthafte Zweifel daran, daß mein erneutes Auftauchen in seinem Club Hob freudig erregte. Ob er der Besitzer war? Ich mochte nicht recht glauben, daß Hob auf die Idee gekommen wäre, einen Club Josephine's' zu nennen. , Zum stinkenden Kadaver ', das wäre hingekommen, 'Glühende Maden ' auch - aber 'Josephine's '? Nein.
„Wir wünschen hier heute Nacht keinen Arger", teilte Hob uns zur Begrüßung grimmig mit. Seine Stimme klang holprig und irgendwie verrostet, als würde er nicht oft etwas sagen und als gefiele ihm auch nicht, daß er sich nun zum Reden gezwungen sah.
„Das war nicht die Schuld von Miß Stackhouse", gab Alcide zurück.
„Nichtsdestoweniger", sagte Hob, wobei er es dann beließ. Wahrscheinlich hatte er das Gefühl, mehr brauche er nicht zu sagen, und damit hatte er auch völlig recht. Mit einer ruckartigen Kopfbewegung wies das kurze, massige Männchen auf eine Gruppe von Tischen, die man zusammengeschoben hatte. „Der König erwartet Sie bereits."
Die Männer am Tisch erhoben sich, als ich zu ihnen trat. Russel Edgington und sein Freund Talbot saßen so, daß sie die Tanzfläche im Auge hatten; ihnen gegenüber hatte ein älterer Vampir (älter in dem Sinne, daß er bereits älter gewesen war, als er untot wurde) Platz genommen. Neben diesem mir unbekannten Vampir saß eine Frau, die sitzen geblieben war, als ich an den Tisch trat. Ich musterte sie mit einem flüchtigen Blick, stutzte dann aber und sah genauer hin. Dann kreischte ich vor Freunde laut los.
„Tara!"
Als Antwort kreischte meine High School-Freundin ebenso laut und freudig wie ich und
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