Club Dead
werden von Weren bewacht. Es ist unwahrscheinlich, daß es uns gelingt, uns Zugang zu einem derart gesicherten Ort zu verschaffen, und hereinbitten wird er uns ja wohl auch kaum, es sei denn, unter ganz außergewöhnlichen Umständen." Eric wartete ein wenig, weil er sichergehen wollte, daß ich all das verstanden und verdaut hatte. „Ich glaube, es ist an der Zeit, daß du mir sagst, was du über Bills Projekt weißt."
„Darum geht es also die ganze Zeit? Deswegen bist du so nett zu mir und nimmst mich auf den Schoß!" Ich sprang auf: Die Wut hatte mir neue Kräfte verliehen.
Auch Eric sprang auf und tat sein Bestes, sich drohend vor mir aufzubauen. „Ich glaube, daß Bill vernichtet ist", sagte er entschieden, „und ich versuche hier lediglich, mein eigenes Leben zu retten, und deins auch, du dummes Weib, du!" Er klang mindestens so wütend wie ich.
„Ich werde Bill finden." Ich sprach jedes einzelne Wort, jede einzelne Silbe ganz langsam und deutlich aus. Wie ich meinen Liebsten finden sollte, war mir zwar ganz und gar nicht klar, aber ich würde in dieser Nacht eine exzellente Spionin sein, und dann würde sich bestimmt irgend etwas ergeben. Ich bin keine Pollyanna, aber ich war immer schon optimistisch.
„Edgington kannst du keine schönen Augen machen! Er hat kein Interesse an Frauen. Ich kann auch nicht mit ihm flirten, denn dann würde er Verdacht schöpfen. Ein Vampir, der sich mit einem anderen Vampir paaren will - das ist sehr ungewöhnlich, wirklich sehr ungewöhnlich. Edgington hat es nicht zu dem gebracht, was er heute ist, weil er vertrauensselig ist. Vielleicht hätte ja seine Stellvertreterin, Betty Joe, eher Interesse an mir - aber die ist auch Vampirin, also gelten für sie dieselben Regeln wie für Edgington. Ich kann gar nicht genug betonen, wie ungewöhnlich die Faszination ist, die Bill für Lorena empfindet. Wir sehen es nämlich nicht gern, wenn Vampire ihresgleichen lieben."
Die letzten beiden Sätze ignorierte ich schlichtweg. „Wie hast du all das herausgefunden?" wollte ich statt dessen wissen.
„Ich habe mich letzte Nacht mit einer jungen Vampirdame getroffen, deren Liebster nicht nur mit ihr geht, sondern auch an Partys im Hause Edgington teilnimmt."
„Dann ist er bi?"
Eric zuckte die Achseln. „Er ist ein Werwolf, eine Person mit zwei Wesen also, und das anscheinend in mancherlei Hinsicht."
„Ich war der Meinung, Vamps würden auch mit Werwölfen keine Liebesbeziehungen eingehen."
„Die junge Frau hat gerade ihre perverse Phase. Die jungen Dinger experimentieren nun einmal gern etwas herum."
Ich verdrehte die Augen. „Was du eigentlich sagen willst, ist doch, ich soll mich darauf konzentrieren, eine Einladung ins Haus von Edgington zu bekommen, weil es sonst nämlich in ganz Jackson keinen einzigen Ort mehr gibt, an dem Bill noch versteckt sein könnte."
„Er könnte sonst wo in der Stadt sein", meinte Eric vorsichtig. „Aber das glaube ich nicht, die Wahrscheinlichkeit ist gering. Vergiß nicht, Sookie, sie haben ihn jetzt schon seit Tagen." Eric sah mich an, die Augen voll Mitleid.
Das erschreckte mich mehr als alles andere.
Kapitel 8
Mich plagte das hilflose, kalte Gefühl, das einen überkommt, wenn man weiß, man wird sich in Kürze in Gefahr begeben. Alcide durfte nur diese Nacht noch den Club Dead besuchen, das hatte Terence ihm ganz deutlich zu verstehen gegeben. Danach sollte er sich dort nicht mehr blicken lassen. Nach dieser Nacht würde ich also auf mich allein gestellt sein, wobei noch nicht einmal klar war, ob mir der Zutritt zum Club ohne Alcide an meiner Seite überhaupt gestattet sein würde.
Ich kleidete mich an, wobei ich plötzlich wünschte, ich würde mich nicht für den Club Dead zurechtmachen, sondern für einen Besuch in einer ganz normalen Vampir-Bar, wo ganz normale Leute hinkamen, um Vampire anzugaffen. Fangtasia, die Bar, die Eric in Shreveport betrieb, war ein solches Lokal. Dorthin kamen sogar Busse voller Touristen im Rahmen ihres Besichtigungsprogramms, die gern bereit waren, sich einen aufregenden Abend lang ganz in Schwarz zu hüllen. Manche Besucher besprenkelten sich sogar mit künstlichem Blut oder trugen falsche Fangzähne, die sie dann stolz und mit breitem Grinsen vorführten. Diese Leute kamen, um die Vampire, die sorgfältig verteilt in der ganzen Bar saßen, anzustarren und sich an ihrem eigenen Mut zu berauschen. Von Zeit zu Zeit kam es zur Mißachtung ungeschriebener Gesetze, wenn Besucher sich
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