Club der Feinschmecker Eine spannende Liebesgeschichte (German Edition)
Ich arbeite seit heute wieder und habe eine Menge zu regeln, wie du dir vorstellen kannst.« Ich möchte das Gespräch beenden und wünsche ihm alles Gute. Aber Rolf hat noch ein Anliegen. Seine finanzielle Lage ist angespannt und er bittet mich um das vereinfachte Scheidungsverfahren, um Kosten zu sparen.
»Ich bin auch bereit, zu versichern, dass wir schon länger als ein Jahr voneinander getrennt leben. Dann brauchst du das Trennungsjahr nicht abzuwarten.« Ich finde, das klingt vernünftig und ich stimme zu.
»Also gut. Dann rufe bitte deine Anwältin an und sage ihr, dass wir uns geeinigt haben.« Ich bin verblüfft, erfreut und gleichzeitig fühle ich mich mies, denn ich gebe mir die Schuld daran, dass Rolf angefangen hat zu trinken. Hätte ich mich nicht in Alain verliebt, hätte er nicht getrunken und wäre auch nicht gewalttätig geworden. Hätte, hätte, bringt mich nicht weiter. Sicher, ich hätte ihm früher reinen Wein einschenken müssen. Dass ich es nicht getan habe, rechtfertigt sein Verhalten allerdings nicht. Wir werden nicht als Freunde auseinander gehen. Er hat seinen festen Platz in meinem Leben verloren.
»Was überlegst du?«, will Alain von mir wissen.
»Nur, dass du mal wieder Recht hattest. Alles wird gut.«
»Ruf deine Anwältin an, dann können wir das Thema heute zu den Akten legen und den restlichen Tag in der Sonne genießen.«
Mimi, Doro und ich sitzen mit einem Glas Wein in der Hand auf der Bank vor dem großen Erdloch und schauen Jerome und Alain dabei zu, wie sie mit Schaufel und einer Walze die letzten Bodenarbeiten verrichten. Die Bertrand Brüder haben ihre Hilfe beim Betonieren zugesagt. Im Anschluss soll der Pool noch türkisblaue Kacheln bekommen. Mimi ist langsam ungeduldig. Sie befürchtet, dass der Sommer vorbei ist, noch bevor sie das erste Mal Wasser in das Schwimmbecken einlaufen lassen kann.
»Dafür hast du mehr als zwei Drittel der Kosten gespart«, ruft Jerome ihr zu. Geld, das sie für den Bau der Gäste Suiten gut gebrauchen kann. Alain wird beim Ausbau der Scheune nicht mehr helfen können. Wenn er erst seine neue Position bekleidet, wird er nur an den Wochenenden frei haben. Der Postbote hupt laut vor dem Eingangstor. Doro macht sich auf den Weg zu ihm und ruft mich wenig später zu sich.
»Ein Einschreiben für dich. Du musst persönlich unterzeichnen.« Es sind die neuen Scheidungsanträge. Sie wurden nicht von meiner Anwältin, sondern von Rolf geschickt. Er hat bereits unterschrieben. Ich gehe ins Haus und breite die Unterlagen auf dem Küchentisch aus. Es liegt ein kleiner weißer Briefumschlag bei, der meinen handschriftlichen Vornamen trägt. Er enthält einen kurzen Brief und ein altes Hochzeitsfoto von ihm und mir. Lea, meine Liebe, bitte vergiss nie, wir hatten auch schöne Zeiten. Egal, was passiert ist, ich habe dich immer geliebt und werde bis ans Ende meiner Tage nicht damit aufhören. Rolf
Doro kommt herein und nimmt eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank. Ihr Blick fällt auf das Foto und den Brief und ihre Miene versteinert sich.
»Wirst du es Alain zeigen?« Ich zucke mit den Achseln.
»Lass es! Und verbrenne den Mist!« Sie reicht mir ein Feuerzeug und ich befolge ihren Rat. Dann reicht sie mir einen Kugelschreiber und sieht dabei zu, wie ich die Anträge unterzeichne. Alain verspricht, die Unterlagen am nächsten Tag in den Briefkasten zu werfen. Er muss für zwei Tage zur Vorbesprechung nach Paris fliegen und schwört mir, dass es bis zum Ende unserer Ferien, seine einzige Reise sein wird.
Ich fahre ihn nach Marseille zum Flughafen. Es sind nur knapp dreißig Kilometer und wir brauchen nur eine halbe Stunde. Alain wird die Abendmaschine pünktlich erreichen. So wird es sich also künftig anfühlen, wenn ich meinen General Manager in den Arbeitsalltag entlasse. Es bleiben uns noch fünf Minuten zum Schmusen und ich sage ihm, wie sehr ich ihn und unser neues Leben liebe. Ich fahre zurück und überlege, ob ich einen kurzen Stopp im Bistro einlegen soll. Der Jüngste der Bertrand Brüder feiert seinen Geburtstag und hat mich persönlich auf einen Drink eingeladen. Ich sehe Mimis und Jeromes Wagen vor dem Lokal parken und beschließe, wenigstens kurz zum Gratulieren hineinzugehen.
»Bon anniversaire!«, sage ich zu Jeromes kleinem Bruder und küsse ihn leicht links und rechts auf die Wange. Er und seine Gäste sind schon recht beschwipst und ich halte nach Mimi Ausschau. Wir trinken
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