Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
Vom Netzwerk:
gekündigt.«
    »Was?«
    Er redete ins Kissen. »Ich habe meinen Job verloren.«
    Amy versuchte ihn zu sich umzudrehen, aber er rührte sich nicht.
    »Oh, Nev.«
    »Die Kommune kürzt den Etat für die Bibliotheken, und zack!, meine Karriere ist futsch.«
    Sie legte die Hand auf seine Hüfte. Das kam ihr freundlicher vor, als seinen Penis zu umklammern. Er war ein dünner Mann; seine Wirbelsäule drückte knorrig gegen ihre Brüste.
    »Dieses Land ist am Zusammenbrechen«, sagte er. »Weißt du, welche Sozialleistungen die Kommune kürzt? Pflegedienste, Jugendclubs, Hausbesuche. Weißt du, wie viel der Geschäftsführer von Barclays letztes Jahr netto verdient hat? Willst du raten?« Er warf sich auf den Rücken und starrte die Decke an.
    Amy hatte keine Ahnung. Die Sache mit der Wirtschaft war so ziemlich an ihr vorbeigerauscht. »Wann ist das passiert?«, fragte sie.
    Schweigen. »Letzten Monat«, sagte er.
    Sie setzte sich auf. Neville zuckte zusammen. »Letzten Monat? Was meinst du damit?«
    »Ich habe letzten Monat aufgehört zu arbeiten.«
    Sie machte das Licht an. »Warum hast du es mir nicht gesagt?«
    »Du warst weg.«
    »Aber ich bin seit einer Woche zurück.«
    »Es schien nie der richtige Moment.«
    »Du bist doch jeden Morgen zur Bibliothek gegangen.«
    »Ja … hm.«
    »Was hm?«
    »Ich bin da nicht hin«, sagte er.
    »Was hast du gemacht?«
    »Herumgelungert«, sagte er. »Kaffee getrunken. Ausgeholfen im Bengali-Drop-in-Centre.«
    Amy drehte sich der Kopf. Sie war schockiert. Und verletzt, dass er ihr nichts gesagt hatte. Und sie hatte Mitleid mit ihm. Alles zusammengenommen war so seltsam, so unähnlich der Person, die sie zu kennen glaubte. Aber sie kannte ihn nicht. Sie waren Fremde, die in einer stickigen Sommernacht zusammen im Bett lagen. Lächerlicherweise spürte sie so etwas wie Begehren. Neville – der liebe, sanfte Neville – hatte ein geheimes Leben gehabt, und plötzlich kam er ihr interessant vor.
    Sie liebkoste seinen Nacken. »Gib mir einen Kuss.«
    Er stieß sie von sich und taumelte aus dem Bett. »Siehst du nicht, dass mein Leben in Trümmern liegt? Ich hatte so große Hoffnungen. In dich. Und mich. Die Liberaldemokraten.« Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Du bist strahlend in mein Leben gekommen –«
    »Strahlend? Ich war im Schlafanzug.«
    »Temperamentvoll und unabhängig, wie du in deinen Jeans herumgestiefelt bist und Cola light runtergekippt hast. Ich habe gedacht, das ist vielleicht ein Mädchen . Du hättest nicht geglaubt, wie stumpfsinnig mein Leben war, bis ich dich kennengelernt habe.« Neville stand da im Lampenlicht, nackt, die Hände in die Seiten gestemmt. »Du und dein Glamourleben.«
    » Glamour ? Müssen um fünf Uhr morgens aufstehen und die Ersten am Set sein, hast du das gewusst?«
    »All die Filmstars.«
    »Ich überschminke doch bloß deren Pickel. Ich kenne sie ja nicht.«
    »Und ich weiß nicht mal, wer sie sind. Bestimmt interessieren die dich mehr als ich.« Er machte eine Pause. »Selbst, wenn du hier bist, bist du nicht da.«
    Stimmte das? Sie hatte keine Ahnung.
    »Seien wir ehrlich«, sagte Neville. »Du warst gar nicht so fasziniert von der Bibliothek.« Er setzte sich aufs Bett. »Du hast nicht mal Bücher.«
    »Habe ich wohl!«
    »Gut, ein oder zwei. Aber nicht genau das …«
    »Nicht genau was?«
    Er seufzte. »Ist auch egal.« Er beugte sich über sie und knipste das Licht aus. »Gehen wir schlafen. Großer Tag morgen.«
    »Großer Tag?«
    »Das hat meine Mutter immer vor einem Geburtstag gesagt oder sonst was Besonderem.« Er tippte ihr auf die Nase. »Schatz, das habe ich ironisch gemeint.«
 
    Wie es der Zufall wollte, ergab sich im nächsten Monat ein neues Engagement – eine Adaption von Mansfield Park . Es hatte nicht viele Arbeitsmöglichkeiten gegeben, die Rezession hatte auch die Filmbranche getroffen, aber zur Rettung kamen die Kostüme, und Amy fand sich an Aufnahmeorten in diversen Landhausvillen quer durch Großbritannien wieder.
    »Haddon Hall, Burghley House, Wilton Place, ich sag's dir, Süße, es ist wie eine dieser saublöden Touren der National Association Of Decorative Fine Arts.« Eldon James, ein älterer Schauspieler, der die Rolle von Sir Thomas Bertram hatte, saß auf den Stufen seines Wohnwagens und rauchte eine Zigarette. »Und ich habe schon in allen gefilmt. De facto war ich dreimal der Besitzer von Haddon Hall.« Er wies auf einen der Set-Runner hin. »Wer ist der nette junge Mann da?«
    »Sohn

Weitere Kostenlose Bücher