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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
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Kochlöffelschwingen; wechselseitige Haarpflege wie bei den Gorillaweibchen. Er freute sich natürlich, dass sie sich verliebt hatte, aber auch die wenigen Pensionsgäste waren seit dem letzten Kurs aus unerfindlichen Gründen allesamt weiblich gewesen. Er sah dem Sonntag mit der Testosteroninjektion freudig entgegen.
    Zwei Wochen waren vergangen, seit India sich so spektakulär geoutet hatte – wie selten hatte er in seiner Berufskarriere eine solche Publikumsreaktion ausgelöst! Conor war wenige Tage später Gott weiß wohin verschwunden; India hatte ihre Wohnung in London gekündigt und bereitete sich auf den Umzug in Vodas Häuschen vor. Buffy hatte Jacquetta angerufen, um mit ihr diese Wende der Ereignisse in der gewohnten Mensch! Was hältst du davon? -Manier zu bekakeln, aber wie üblich hatte seine Ex ihn zum Schweigen gebracht. »Du bist so was von einspurig.« Dem war ein leises herablassendes Seufzen gefolgt. Nach all den Jahren brachte Jacquetta es immer noch fertig, dass er sich stumpfsinnig vorkam.
    Sonntagnachmittag. Der Pensionsgast vom Abend zuvor, ein Blaustrumpf aus Oxford und zu einem Konzertbesuch angereist, war längst weg. Das Haus war bereit für die fünf Schüler. Buffy und Voda saßen in der Küche und tüftelten die Speisekarte für die Woche aus.
    »Armer Conor«, sagte Voda. »Wie soll er denn eine andere Frau finden, wenn er meinen Namen auf seinen Rücken tätowiert hat?«
    »In Großbuchstaben?«
    Sie nickte. »Spiralig und mit einem Drachen.«
    »Ein etwas riskantes Unterfangen, würde man denken.«
    »Und es tut auch unheimlich weh, wenn man es entfernen lässt.« Sie seufzte. »India und ich planen, Gemüse in seinem Polytunnel zu ziehen. Nun gut, in meinem. Alles gehört mir, er hat nie einen Penny für irgendetwas gezahlt, er war so wasvon einem Schmarotzer. Komisch, wie einem die Augen erst hinterher aufgehen.«
    Buffy nickte. »Liebe macht blind, hat jemand mal gesagt!«
    »Und er hat nie geredet, nicht richtig. Er hat mir die Sachen bloß mitgeteilt .«
    »Hätte zu meinem Kurs kommen sollen.« Buffy kicherte. »Nur ein Scherz.«
    »India und ich reden die ganze Zeit.«
    »Schön, euch beide so glücklich zu sehen«, sagte er. »Ich wusste, da war was im Gange, als sie mit Vody anfing.« Das stimmte nicht; er hatte keine Ahnung gehabt. Er glaubte, ein guter Beobachter zu sein, dabei bemerkte er die Dinge oft nicht, auch wenn sie sich genau vor seiner Nase abspielten. Jacquetta und ihr Psychoanalytiker zum Beispiel. Das konnte er Voda aber nicht erzählen. Schließlich war Jacquetta die Mutter ihrer Liebsten; Blut war dicker als Wasser, selbst wenn man nicht direkt verwandt war.
    Buffy fühlte sich plötzlich einsam. Voda war so jung und weiblich. Ein- oder zweimal hatten sie über ihre Probleme mit Conor gesprochen, aber jetzt war sie in eine sapphische Welt entschwunden, in die sich Buffy mit seinen großen behaarten Trampelfüßen nicht hineinwagen konnte. Er wünschte sich, Harold wäre hier. Harold hatte Verständnis; auch ihm war vom Leben und den Frauen übel mitgespielt worden. Sie saßen im selben Boot. Das Problem mit Lesben war, sie gaben Männern das Gefühl, unwichtig zu sein; alles, was Männer hatten, war ihr mickrig kleiner Pimmel, der allzu offensichtlich überflüssig war wie ein Kropf. Harold und er hatten sich ausgiebig darüber ausgetauscht, als sie über Harolds Exfrau Pia sprachen, eine ebenfalls zum Lesbentum Bekehrte, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Jacquetta hatte, allerdings ohne den grässlichen Stachel der Alimente. Der Ivon Hitchens wurmte ihn noch immer.
    »Wo bleiben sie alle?«, fragte Voda und schaute auf die Uhr.
    Halb sechs. Die Schüler sollten mittlerweile eintrudeln.
    India kam herein und gab Voda einen Kuss. Sie hatte doch bloß den Tisch im Esszimmer gedeckt! Buffy fühlte sich ausgeschlossen. »Wo ist alle Welt?«, fragte India.
    »Wie soll ich das wissen.« Voda wandte sich an Buffy. »Hat jemand angerufen und sich für später angekündigt?«
    Buffy verneinte. Die beiden Frauen schnipselten Gemüse. Mit Blick auf Vodas breiten Rücken und ihre sternchengemusterte Schlabberhose, fragte er sich, ob sie schon in der Vergangenheit lesbisch gewesen war. Jetzt, da sie es war, sah sie eindeutig wie eine Lesbe aus. Harold hatte das Gleiche über Pia gesagt, auch wenn sie wohl knochiger war. Voda hatte etwas Unnachgiebiges an sich, was er früher nie bemerkt hatte, etwas leicht Verächtliches in ihrer Haltung Männern gegenüber.

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