Club der Verdammten 01: Seelenhüter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Vergangenheit. Auf gut Glück gab sie „Stanislaus“ ein.
Sie erhielt über 2,7 Millionen Ergebnisse und klickte das erste an. Stanislaus war ein männlicher Vorname slawischen Ursprungs, der sich aus Wortbestandteilen des Altslawischen zusammensetzte, deren Bedeutung Festigkeit, Härte, Ehre und Ruhm war. Sie las weiter, es folgten Namensvarianten, Heilige und Könige und eine lange Liste von Namensträgern. Natürlich war keiner von ihnen als Vampir aufgeführt und sie glaubte auch nicht, dass der Gesuchte dabei war. Lara hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er eine Berühmtheit gewesen oder einem Beruf nachgegangen war, der ihn im Nachhinein zu einer solchen hätte werden lassen.
Paula schaute die anderen Ergebnisse auf der ersten Seite der Suchmaschine an, doch sie waren nicht erschöpfend. Als sie es mit der Eingabe des Namens und dem Zusatz ‚Vampir‘ versuchte, stieß sie auf ein paar literarische Werke, die sie bis zum fünfzigsten Eintrag durchblätterte, doch sie kam nicht weiter. Sie versuchte es mit der Eingabe des Namens von Laras Schwester: Emmi Paulus.
Gebannt steigerte sie ihre Aufmerksamkeit. Sie hatte zwei Einträge gefunden, in der man in einer Kirchenzeitung einer Emmi Johnsson, geborene Paulus, zum Geburtstag gratulierte, einmal zum 89., das war vier Jahre her und dann zum 92., im vergangenen Jahr im Sommer. Sie rechnete nach.
Seit achtzig Jahren trauerte Lara um ihre Schwester. Sie war vierzehn gewesen, als sie das Wirtshaus verließ und sechszehn, als sie zurückkehrte. Ihre Schwester war zwei Jahre jünger als sie, müsste also – sofern sie noch lebte – heute etwa 93 oder 94 Jahre alt sein. Paula betrachtete das Foto, das eine weißhaarige Greisin an einen Kissenberg gelehnt im Bett zeigte. Sie versuchte, eine Ähnlichkeit zu dem rothaarigen Mädchen herzustellen, als das sich Lara ihr gezeigt hatte, aber es war unmöglich. Könnte es denn überhaupt sein, dass Emmi noch lebte? Dass Lara das Grab eines anderen Mädchens gefunden und irrtümlich angenommen hatte, es handele sich um Emmi? Lara war so felsenfest überzeugt, dass es Emmis Grab war, hatte keinerlei Zweifel. Dennoch! Irgendetwas sagte Paula, dass Lara sich trotzdem irren könnte und ihre Aufregung wuchs mit der Überzeugung, dass es möglich wäre. Der Anzeige hatte sie entnommen, dass die Seniorin in einem Pflegeheim lebte, nur etwa 150 Meilen entfernt. Sie musste dorthin, sofort.
Als Paula am Bett der alten Dame kauerte, konnte sie sich nur verschwommen erinnern, wie sie hergekommen war und sich Zutritt verschafft hatte.
„Emmi“, flüsterte sie, „hörst du mich?“
Die Lider der Greisin flatterten. Sie blickte Paula aus blassen hellblauen Augen an. Die Haut in ihrem Gesicht war trocken und zerknittert. Die Erinnerung daran, wie sie selbst vor dem Spiegel gestanden und ihre Falten bejammert hatte, war lächerlich.
„Wer sind Sie?“ Emmis Stimme klang brüchig.
„Eine Freundin.“ Paula musste ihr Vertrauen gewinnen und die Bestätigung finden, dass sie diejenige war, die sie suchte. Sie baute ein Lügengespinst auf. „Meine Großmutter war mit deiner Schwester befreundet. Marie Paulus, weißt du noch?“
„Marie“, flüsterte Emmi und ein Schatten überflog ihre Züge.
Paulas Puls pochte wieder einmal bis in die Ohren. Obwohl ihr Herz nicht mehr wirklich schlug, spürte sie den Herzschlag in gewissen Situationen, er hämmerte in den Schläfen und die Geschwindigkeit nahm zu oder ab, je nachdem, was sie beschäftigte. In diesem Moment galoppierte er und war nicht zu bremsen. „Du erinnerst dich an sie?“
Die Alte nickte und Paula sah, wie ihre Augen verschwammen. „War euer Vater ein Gastwirt?“
Wie ein Sturzbach rollten die Tränen über Emmis Wangen und sie hob schwach die Hand, versuchte, sie wegzuwischen.
„Vertrau mir, ich bringe dich zu Marie“, flüsterte Paula an Emmis Ohr und beobachtete, wie Emmis Augen riesengroß wurden.
„Bist du der Tod?“ Emmis Stimme war weniger als ein Hauch.
„Nein. Bitte, hab Vertrauen“, wiederholte sie.
Aus dem nächsten Blackout tauchte Paula erst wieder auf, als sie wenige Meilen vor dem Landhaus ihr Handy ans Ohr riss und Lara anrief. Geh ran, geh ran, hämmerte es in ihrem Schädel, während es zweimal klingelte, bis Lara sich endlich meldete.
„Lara“, bellte Paula. „Bitte frag jetzt nichts, sondern tu, was ich dir sage.“ Sie hörte einen protestierenden Laut.
„Bitte“, wiederholte sie und versuchte, ihre gesamte Überzeugungskraft
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