Club der Verdammten 01: Seelenhüter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
vermeintliche Glück an der Seite des gut aussehenden und Erfolg versprechenden Anwalts Owen.
Es wunderte Paula nicht, dass sie die Bestätigung fand, dass Hennings Geschichte aufs Wort stimmte. Karen hatte ihn, von Geldgier getrieben, hinters Licht geführt. Sie bot ihm eine Partnerschaft in ihrer angeblich gut laufenden Grafikagentur an, doch in Wirklichkeit war sie dabei, sich ein zweites Standbein aufzubauen. Dazu brauchte sie Geld und lieh es sich mit gefälschten Unterschriften unter seinem Namen bei Kredithaien. Sie vermittelte junge Homosexuelle an gut situierte Kunden und dealte dazu mit Kokain. Leider kam sie auch auf keinem dieser Wege an das große Geld. Das erhoffte sie schließlich, als sie zufällig von Owens Veranlagung erfuhr. Er war bisexuell. Die unerwartete Erkenntnis traf Paula nur vage, viel wichtiger war es, mehr herauszufinden.
Karens Habsucht war schier unersättlich. Sie vermittelte Owen einen minderjährigen Stricher und gaukelte ihm vor, der Junge sei volljährig. Als er erfuhr, dass das nicht den Tatsachen entsprach, war er dem Jüngling so sehr verfallen, dass er die Beziehung aufrechterhielt. Karen setzte ihn mit Fotos unter Druck, die ihn und den jungen Mann in eindeutiger Pose hinter einer Geburtstagstorte zeigten. Unter einer aus Kerzen geformten 18 stand:
In Liebe, dein Owen
.
Damit hatte sie ihn erpresst, denn die Bilder hätten ohne Zweifel seine Karriere zerstört. Als er den Forderungen nicht mehr nachkommen konnte, ließ er sich auf schmutzige Geschäfte mit Kriminellen ein, indem er Freilassungen gegen hohe Schmiergelder erwirkte. Das Schicksal hatte es gefügt, dass Owen damit diesem Finlay Pennant auf freien Fuß verholfen hatte, dem Drogendealer, der Gloria die tödliche Menge Stoff verkauft hatte.
All das war ernüchternd, es schmerzte, aber Paula drang weiter vor. Sie war überzeugt, Lara und Emmi nur helfen zu können, wenn sie wusste, was in Owens und Karens Köpfen vor sich ging, welche Ziele sie verfolgten. Sie quetschte auch noch die letzten Informationen heraus.
Die Bilder trafen sie schlimmer als gnadenlose Peitschenschläge auf nackte Haut. In Karens Erinnerungen sah Paula, wie diese mit ihrem Wagen auf der einsamen Landstraße aus einer schmalen Seitenstraße geschossen kam und das Fahrzeug ihrer Adoptiveltern von der Fahrbahn ausbrach, sich mehrfach überschlug und mit drehenden Reifen auf dem Dach liegen blieb.
Beinahe verriss sie das Steuerrad ihres Sportwagens, als der Schmerz sich wie mit glühenden Brandeisen in ihre Seele fraß. Nur die Angst um Lara und Emmi hielt sie davon ab, mit durchgetretenem Gaspedal gegen den nächsten Baum zu rasen. Tränen rollten unablässig ihre Wangen hinab. Sie durfte nicht versagen, wollte nicht nochmals Polizisten gegenüberstehen, die ihr eine furchtbare Nachricht offenbarten.
Paula war zu keiner Gefühlsregung mehr fähig.
Sie trat das Gaspedal noch fester durch. Der höllische Seelenschmerz raubte ihr den Verstand. Sie beschleunigte das Cabriolet auf über 140 Meilen und die Schatten der baumgesäumten Landstraße flogen nur so an ihr vorbei.
Schneller und schneller raste Paulas Fahrzeug auf die Stelle zu, an der sich Cangoon, der II., mit seinem Wagen verborgen hielt. Jonas las dessen hasserfüllte Gedanken. Gleichzeitig sah er sämtliche Bilder, die durch Paulas Kopf rasten – die letzten brutal falsch und perfide noch dazu, ausschließlich hervorgerufen durch Cangoons elende Kraft der Illusion.
Damit hatte er Paula aus dem Haus gelockt, nachdem der Anruf seines neuen Dieners ihre Wut aufs Neue entfacht hatte. Er heizte ihrer Aufgebrachtheit ein bis zum Wahnsinn. Jonas litt mit ihr und konnte ihr doch nicht helfen. Ihr Geist war blockiert und es gelang ihm nicht, zu ihr durchzudringen. Nicht nur ihr Geist war unerreichbar, selbst die Materie, die sie umgab, gehorchte seinen Kräften nicht. Er konnte den Wagen nicht abbremsen.
Cangoon stieß ein dreckiges Lachen aus. Jonas zuckte gepeinigt zusammen, während seine Flügel neben Adriel durch die Luft schnitten und er unfähig, einzugreifen, das sich anbahnende Drama beobachtete.
Oh Gott, was hatten sie getan? Sie hatten wieder einmal versagt. Ihr heiliger Eid, ihr Vorhaben, die Liebesseele zu schützen und sie zu ihrem vorherbestimmten Glück zu führen, war zum Scheitern verurteilt. So lange hatten sie ihre besonderen Eigenschaften als Engel genutzt, sich unter anderem als Schattenseelen getarnt, deren mentalen wie physischen Fähigkeiten angenommen, um
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