Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
wie er reagierte, er stand ihr mit dem Rücken zugewandt. Dann schritt er hastig aus dem Raum, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Es war Paula, die sie informierte, dass er in wenigen Minuten zurückkommen würde. Emily hatte sich zusammenreißen müssen, ihm nicht hinterherzujagen. Es fiel ihr schwer, sich zu beruhigen, obgleich sie wusste, dass er chaotisch war und stets irgendetwas vergaß. Sie zwang sich, neben den anderen Gästen am Tisch Platz zu nehmen. Wenigstens würde Daniel ihr Tischherr sein und nicht der dieser Frau Doktor.
Pah! Ein armseliger Mensch. Nicht einmal ansatzweise so anziehend wie sie. Keine übersinnlichen Fähigkeiten. Sterblich. Wie sollte sie ihr gefährlich werden? Nein. Das durfte sie gar nicht erst befürchten, sonst würde die Eifersucht sie auffressen.
Wo blieb Daniel bloß so lange? Wieder verfluchte sie, dass sie keine Gedanken zu lesen vermochte. Wie leicht wäre es gewesen, die Zweifel abzustreifen, sofern sie kurz in die Psyche dieser Frau hätte blicken können. Nein, besser in Daniels. Denn wenn sie sich seiner Liebe sicher sein dürfte, könnte das Weib schmachten bis zum Gehtnichtmehr. Ja, das gönnte sie ihr.
Emily ermahnte sich, nicht so gehässig zu sein, doch es gelang ihr nicht. Nicht, wenn es um Daniel ging. Er gehörte zu ihr. Wie das Blatt zum Baum, die Blüte zum Stängel, die Glut zum Feuer. Er schenkte ihr die Erfüllung ihres Seins. Und sie würde kämpfen, nicht zulassen, dass sich ihr Hindernisse in den Weg stellten.
Endlich betrat er den Raum. Sie spürte seine Anwesenheit im Rücken, fühlte förmlich seine Schritte. Er setzte sich auf den freien Platz neben ihr. Sofort legte sie die Hand auf sein Knie. Er zuckte zusammen. Dann nahm er ihre Finger, drückte sie … und schob sie fort. Sie versuchte, einen Blick in seine Augen zu erhaschen, aber er schaute sie nicht an.
„Daniel, was ist?“, flüsterte sie.
„Emily. Bitte lass uns später reden. Es ist jetzt keine gute Gelegenheit.“
Emily blieb eine Erwiderung im Halse stecken. Über was wollte er mit ihr sprechen? Warum schob er ihre Hand beiseite? Das hatte mit dieser Holly zu tun. Gab es etwas, das sie nicht gesehen hatte? Nicht gespürt? Sie beobachtete Daniel während des gesamten Dinners mit Argusaugen, doch so sehr sie achtgab, immer blickte er in eine andere Richtung, gab ihr keine Gelegenheit, in seinen Augen zu lesen. Er stand in einer Ecke mit den drei Studenten und unterhielt sich. Doch schielte er nicht immer wieder zu dieser Holly?
Je länger sich der Abend hinzog, desto mehr setzte sich das Misstrauen in ihren Gefühlen fest. Ein Blinder hätte nicht übersehen können, dass mit Daniel etwas nicht stimmte, dass er ihr auswich. Ihr Magen verkrampfte sich. Das vorzügliche Dinner, das sie zu Anfang noch mit Genuss gekostet hatte, wollte sich einen vorzeitigen Weg nach außen bahnen. Paulas Blick streifte sie und schnell wandte sich Emily ab. Bloß nicht auffallen. Nur nicht die Aufmerksamkeit von irgendwem erregen. Sich schon gar nicht dieser Holly gegenüber etwas anmerken lassen. Sich zusammenreißen. Emily lachte über einen Scherz, den einer der Gestaltwandler von sich gab. Jonathan. Ja, er war der Witzige in der Dreiergruppe. Konnte der Abend nicht endlich zu Ende gehen? Da! Wie Holly Daniel musterte. Glühte Verlangen in ihrem Gesicht? Brannte da nicht unverschämte Koketterie, um ihren Geliebten zu verführen? Emily schossen Tränen in die Augen. Kalte Wut schnürte ihr die Kehle zu. Es vergingen Äonen, bis sich die ersten Gäste verabschiedeten. Nur diese Holly blieb bis zuletzt sitzen. Wollte sie nie verschwinden? Zur Hölle mit dieser Person. Dann bot sich Daniel auch noch an, sie zu ihrem Zimmer zu führen. Sie würde tatsächlich die Nacht hier verbringen. Nur mit stählernem Willen hielt Emily ein Aufkeuchen zurück. Das durfte doch alles nicht wahr sein … was zum Teufel war los?
Ihre Welt geriet mehr und mehr aus den Fugen.
Emilys Muskeln spannten sich, während sie an der Fassade des Schlosses hinaufkletterte. Pausenlos zog sich ihr Hals vor Würgen zusammen. Daniel hatte es nicht für nötig gehalten, noch mit ihr zu reden. Er war sangund klanglos verschwunden, nachdem er Holly bis vor ihre Zimmertür gebracht hatte. Als der Flur leer war, vergewisserte sie sich, dass er in seiner Suite weilte. Sie vernahm leises Rascheln, dann das Brausen der Dusche. Sie hatte sich widerwillig zurückgezogen, sich nicht getraut, an seine Tür zu klopfen.
Emily übergab sich.
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