Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
Versorgung stattfand und diese Strahlenfesseln, oder was immer es darstellte, aufrechterhielten. Luka und Daniel hätten in der Bibliothek nicht so offen über alles reden dürfen, während sie alle beisammen waren. Ihre Hand fuhr in die Höhe, legte den Schieberiegel beiseite. Die graue Plastikverschalung schwang auf. Langsam, genüsslich, Millimeter für Millimeter näherte sie ihre Hand dem Hauptstromschalter.
Jetzt schnell zum Notstromaggregat … Beeilung. Und dann nichts wie weg!
Als der Strom ausfiel, benötigte Cangoon nur wenige Sekunden, um seine zurückkehrenden Kräfte zu konzentrieren. Er zerschmetterte die Eisenstangen. Sofort baute er einen Schild der Illusion um sich auf, verschmolz mit der Dunkelheit, mit den Wänden, wurde unsichtbar. Gegen diese Hexe und den Druiden würde es ihn nicht schützen, aber wer wusste schon, wer sich noch in dem Kasten herumtrieb. Es reichte, dass er die Schattenseelen täuschte. Es reichte, dass er schnellstmöglich ein Versteck fand. Eines, an dem ihn keiner vermutete. Herausfinden, ob draußen die verfluchte Sonne schien oder nicht. Diese verdammte Schlange hatte ihm nicht verraten, ob es Tag oder Nacht war. Neid packte ihn für einen Moment, dass er im Gegensatz zu dieser Emily nur einer niedrigen Klasse von Vampiren angehörte, für die Sonnenstrahlen tödlich waren – dann konzentrierte er sich wieder auf seine Flucht.
Cangoon schickte seine Sinne auf Wanderschaft. Sie manövrierten ihn untrüglich in Bereiche des Schlosses, in denen sich niemand aufhielt. Selten. Nie. Er spürte, dass er Richtung Norden ging. Vorbei an der breiten Kellertreppe, die hinauf hinter die Hauswirtschaftsräume führte, von wo aus man ihn in die Folterkammer geschleift hatte. Oh, seine Rache würde bitter schmecken. Sie würden seinen Schmerz zu spüren bekommen, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde, die er in diesem verdammten Käfig hatte verbringen müssen.
Cangoon quetschte seinen Körper einen engen Korridor entlang und stieß auf eine schmale Holztreppe. Er hatte sich Dutzende Meter nördlich bewegt. Wenn ihn seine Sinne nicht täuschten, musste er sich direkt unter dem Nordflügel befinden. In traumwandlerischer Sicherheit, nicht das winzigste Geräusch verursachend, stieg er die Stufen hinauf und gelangte in einen kurzen Flur mit einer einzigen Holztür. Gebannt nahm er den Schlitz unter der Tür in Augenschein. Schimmerte dort Licht? Fiel irgendwo ein Sonnenstrahl in den dahinterliegenden Raum? Er hatte seit Tagen kein Blut getrunken, seine Kräfte imponierten nicht mit sonderlicher Höhe. Dazu machte ihm die Verwundung an der Brust zu schaffen. Wohl deshalb zuckte er zusammen, als er ein Scharren vor sich vernahm. Ein Rascheln.
Er durchdrang die Schwärze mit seinem trotz der Schwäche noch immer gestochen scharfen Blick und entdeckte die Ratte. Das Tier schlich an der Wand entlang, suchte offenbar eine Fluchtmöglichkeit. Blitzschnell schnappte er zu. Aus seinen Fingern schossen lange Nägel, die Krallen legten sich um das Tier. Seine Reißzähne ragten aus dem oberen Kiefer. Er biss zu, saugte das Blut auf und stöhnte. Mehr … er brauchte dringend mehr.
Angewidert warf er das Vieh von sich. Es prallte gegen die Wand, und noch ehe der blutleere Körper auf dem Boden ankam, rieselte bereits der erste Staub. Mehr blieb von lebendem Fleisch nicht übrig, wenn er es benutzt hatte, um seinen Durst zu befriedigen. Doch dieser brannte in seiner Kehle, stärker und heftiger als zuvor und zwang seinen Körper in die Knie. Zusammengekrümmt kauerte er auf dem Boden, auf das leiseste Geräusch lauernd, das ihn zu einer schnellen Flucht zwingen würde.
Irgendwann wandte er sich wieder der Holztür zu. Kein Lichtschein stach darunter hervor, dazu herrschte nach wie vor Totenstille. Cangoon drückte die Klinke und statt des befürchteten Knarrens schwang sie geräuschlos auf. Erneut nutzte er seine Orientierungskraft und fand bestätigt, dass er sich im Nordflügel aufhielt. Dieser Teil des Schlosses schien nicht bewohnt. Das erkannte er nicht allein an dem Geruch nach Baustelle, der nicht vorhandenen Möblierung oder an den verschlossenen Fensterläden, es lag vor allem an den fehlenden Spuren von Paranormalität. Hier hatte sich seit dem Neuaufbau des Gebäudes niemand mehr aufgehalten.
Perfekt!
Nicht einmal die Hexe und der Druide sollten ihn hier vermuten und die anderen erst recht nicht. Und falls doch, konnte er sich noch immer in dem verwinkelten Labyrinth des
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