Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
ihrer Last ankamen. Der Strom schien nicht abzureißen.
„Los, los, Männer, Beeilung“, rief eine dunkle Stimme aus dem Hintergrund. „Wir starten die Pumpe gleich.“
Die Leichen wurden nun nicht mehr würdevoll abgelegt, auch nicht halbwegs anständig gestapelt, die Helfer schmissen sie auf Haufen. Tücher verrutschten, Gliedmaßen schauten hervor. Frauen, Kinder – Menschen jeden Alters. Manche sahen aus, als würden sie nur schlafen, andere entstellten furchtbare Verletzungen. Sie sahen aus wie … Bisswunden!
Paula presste eine Hand vor den Magen. Die Übelkeit zerrte an ihren Gedärmen. Plötzlich mischte sich der Geruch nach Verwesung mit dem von Benzin.
„Alle raus hier, sofort!“ Der Befehl verbreitete sich von Mann zu Mann. Die letzten ließen ihre Lasten fallen und machten auf dem Absatz kehrt. Einer nach dem anderen verließ die Halle.
Paula blieb zurück. Woran waren all diese Menschen gestorben?
Sie betrachtete einige Körper, versuchte, sich ein Bild zu machen. Ein Rascheln ließ sie herumwirbeln. Dort, in einem der schwarzen Säcke. Hatte sich da etwas bewegt? Eilig suchte sie sich einen Weg. Der Geruch nach Benzin verstärkte sich, sie glaubte gar, ein Brennen in den Augen zu verspüren. Sie musste sich beeilen. Schneller. Nur noch drei Schritte …
Tatsächlich, in dem Sack rührte sich etwas. Mein Gott, da lebte noch jemand. Die Helfer hatten einen Fehler gemacht.
„Halt. Stop! Kommt zurück“, schrie Paula, aber der Mann, der gerade im Türrahmen der Halle erschien, schien sie nicht zu hören. Er hielt einen Schlauch in der Hand.
Paula bückte sich zu dem Leichensack, versuchte, den Reißverschluss aufzuziehen, aber ihre Finger glittendurch das Material hindurch. Sie konnte es nicht anfassen. Dafür traf das Böse ihre Fingerspitzen schlimmer als ein elektrischer Schlag. Sie zuckte entsetzt zusammen, betrachtete die Kuppen. Sie verfärbten sich schwarz. Paula stolperte einen Schritt zurück. Die Gestalt in dem Leichensack bewegte sich nun unruhiger. Hände malten sich unter dem Plastik ab, drückten von innen gegen das Material. Dann schienen sich die Finger zu Fäusten zu ballen, ein Geräusch, als kratzten scharfe Fingernägel, ein Ratschen, und der Sack riss auf.
Ruckartig erhob sich der Oberkörper eines jungen Mannes. Weit aufgerissene, blutunterlaufene Augen starrten sie an und Paula wusste sofort, was sie vor sich hatte. Das Menschsein hatte den Körper verlassen und einen seelenlosen Untoten zurückgelassen. Eine Kreatur aus Albträumen, die nichts in der Realität zu suchen hatte. Ein Wiedergänger. Ein Ghoul. Sie wusste nicht, woher sie die Sicherheit nahm, hatte ein solches Wesen bislang nie gesehen, aber sie hätte schwören können, dass diese Kreatur zu einem Gefangenen zwischen Leben und Tod geworden war. Anders als viele Vampirrassen, Hexen, Druiden, Gestaltwandler oder Werwölfe und zahlreiche andere Spezies, die sich größtenteils nahtlos in die Gesellschaft eingliederten, sich unerkannt unter den Menschen bewegten, waren diese Kreaturen restlos dem Bösen verfallen. Nicht ein Hauch Menschlichkeit steckte mehr in ihnen. Sie waren wie Zombies. Gehirnlos, nur auf Fressen bedacht.
Der Gestank umfing sie mit bestialischer Gewalt. Und auch der Benzingeruch, den Paula jetzt als angenehm empfand, übertönte die Verwesungsgerüche nicht, die der Ghoul aussandte. Jäh gehörte das Bild vor ihr der Vergangenheit an.
Ein Feuerball breitete sich aus, die Luft explodierte. Schreie mischten sich in das Purgatorium der Höllenglut, in das Prasseln und Knistern. Um Paula herum leuchtete eine transluzente blaue Hülle, als befände sie sich in einer Blase, die das Feuer von ihr abhielt. Es schien, als schwebte sie in einer Kugel durch das Geschehen hindurch. Unter ihr bewegten sich mehr und mehr Leichensäcke, Arme gruben sich heraus oder fetzten die Tücher beiseite, fingen Flammen und ein Chor greller Schreie geriet zum Inferno.
Paula wich Meter für Meter zurück. Dann tauchte ihr Geist für einen Sekundenbruchteil in Dunkelheit, durchbrach die Außenmauer des Gebäudes in dem Moment, als sämtliche Scheiben explodierten und ein Glasregen sich meterweit verteilte. Rufe, Schreie, das Donnern schwerer Stiefel auf Asphalt. Einige der Helfer, die sie eben noch in der Halle gesehen hatte, standen hinter Feuerwehrwagen verschanzt und starrten auf das Szenario. Das Feuer schlug mittlerweile aus dem Dach der Sportanlage. Und das Gebrüll aus dem Inneren ließ nicht
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