Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
nach.
Fieberhaft sah Paula sich um. Wo befand sie sich? In welchem Land, welcher Stadt?
Eine in Flammen gehüllte Gestalt versuchte, sich aus einem der Oberlichter der Halle zu zwängen. Schüsse fielen. Einer traf den Untoten in den Kopf. Gütiger Himmel, blanker Horror beherrschte dieses Geschehen. Wo fand es statt? Halluzinierte sie? Befand sie sich inmitten eines Albtraums? Geschah das hier gerade wirklich oder würde es in naher Zukunft passieren? Paulas Blick fiel auf die noch unbeschädigten Eingangstüren.
„Ice and Bowls. London!“
Sie kniff die Augen fest zusammen, versuchte, in ihre Realität zurückzukommen. Leise hörte sie Tjaras Bellen, bis es immer lauter wurde und direkt neben ihrem Ohr ertönte. Sie zuckte zusammen, öffnete erst ein Auge und dann das zweite, als sie den sanft gekräuselten Ozean vor sich sah. Ihr Blick schweifte zu dem Bootssteg. Noch immer diskutierte Luka gestikulierend mit dem Fischer. Ihr Anfall konnte nur wenige Sekunden gedauert haben, aber sie fühlte sich so erschöpft, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich. Sie ließ sich seitlich in den Sand fallen.
Sollte sie Luka von der Vision erzählen?
Nein, erst wollte sie etwas anderes probieren. Sie sandte ihre Sinne auf Wanderschaft, versuchte, um die halbe Welt Daniels Gedanken zu selektieren. Oder Emilys …
Tag 10
V
ince hörte die Motorräder lange bevor sie sich dem Waldstück näherten, das er mit Seb und Jonathan als Treffpunkt vereinbart hatte. Die Visiere der beiden blitzten im Sonnenlicht, als sie über die Straßenkuppe brausten. Vince stieg von seiner Maschine ab und trat an den Straßenrand. Neben ihm kamen die schweren Kawasaki Ninja zum Stehen.
„Wie ist die Lage in London?“, fragte Jonathan nach einer schnellen Begrüßung.
„Die Dinge verschlimmern sich. Die ersten Fahrzeuge sind ohne Benzin auf den Straßen liegen geblieben, am schlimmsten ist der Lieferverkehr betroffen. Die Läden haben größtenteils geöffnet, aber ihnen geht der Nachschub aus.“
„So schnell?“
„Die meisten Geschäfte haben heutzutage keine große Lagerhaltung mehr, die Waren werden termingerecht geliefert. Und die Menschen machen Hamstereinkäufe – jedenfalls, sofern sie noch über Bargeld verfügen.“
„Ich nehme an, die Banken sind also geschlossen?“
„Die meisten. Sie haben Angst vor Uberfällen. Ohne Überwachungskameras und Notschaltsysteme zur Polizei ist es ihnen wahrscheinlich zu riskant, zu öffnen. Und die Geldautomaten funktionieren bekanntlich nicht ohne Strom.“
„Wie sieht es mit Übergriffen aus?“
„Ein paar Plünderungen, Schlägereien, Kämpfe um die letzten Batterien. Nichts Wildes, im Großen und Ganzen sind die Wogen noch ziemlich geglättet. Aber die Trinkwasserversorgung funktioniert nicht und das Wasser droht, umzukippen. Die Pumpen in den Werken arbeiten nicht, teilweise ist der Druck auf den Leitungen so niedrig, dass komplette Viertel bereits seit vorgestern ohne Wasserversorgung sind. Und die Menschen in den wenigen Stadtteilen, in denen es noch Wasser gibt, sollten es besser nicht trinken. Bei der Hitze ist jeder Tropfen bereits zum Brutkasten für Milliarden Bakterien geworden.“
„Und wie sieht es mit der Katastrophenhilfe aus?“
„Man versucht, ein Krisenzentrum zu stabilisieren. Es ist schwierig, weil keine Kommunikation unter den einzelnen Gruppierungen möglich ist. Kein Telefon, kein Handy, kein Funkverkehr.“
„Ja, die Medien außerhalb berichten darüber. Mehrere Organisationen sind dabei, mobile Notstromaggregate zu installieren, um als erstes die Koordination der Hilfskräfte herzustellen.“
„Was habt ihr noch herausgefunden?“ Vince sandte einen eindringlichen Blick an seine Kumpel. Er ballte die Fäuste, als wollte er positive Antworten herbeipressen.
„Weltweit ist von einem Sonnensturm die Rede, der zu Überspannungen in mehreren Umspannwerken im Großraum London geführt hat. Ein totales Blackout.“ Seb rieb sich mit den Lederhandschuhen die Stirn. „Es kommt noch schlimmer. Meteorologen sagen voraus, dass das nur der Anfang war. Mehr und mehr Stimmen renommierter Wissenschaftler dringen an die Öffentlichkeit und beschwören die Regierungen, Schutzmaßnahmen zu treffen. Es soll eine gewaltige Sonneneruption bevorstehen. Sie warnen, dass eine Plasmawolke ungeahnten Ausmaßes innerhalb der nächsten drei bis sieben Tage auf das Magnetfeld der Erde treffen wird. Einige Wissenschaftler prognostizieren den Weltuntergang, befürchten
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