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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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geschlechtsloses Wesen«, schrie Gleb. »Und ich irre mich nie.«
    »Tatsächlich? Worum wetten wir?«
    »Um zehn Kopfnüsse!« erklärte Gleb.
    Angetrunken und aufgekratzt, überkam Lunjok eine unbezähmbare Lust, diese zehn Kopfnüsse Gleb an seinen dummen, überheblichen Schädel zu hauen. Als Lehre. Lunjok mochte es nicht, wenn jemand sich überschätzte und meinte, er wisse über alle Bescheid.
    »Kein Mann, sagst du? Und wir wetten um zehn Kopfnüsse? Paß auf, das kann noch weh tun!«
    »An deinem Barinow ist das einzig Männliche seine entzündete Prostata.« Gleb zerdrückte mit Ingrimm seine Zigarette im Aschenbecher und zündete sich sofort die nächste an. »In solchen Dingen irre ich mich nicht, und nicht du wirst mir, sondern ich werde dir eine schmerzhafte Lehre erteilen, Lunjok.«
    Aus seiner Schnapslaune heraus hatte Lunjok Gleb dann die bewußte Kassette vorgespielt. Glebs Gesicht hatte sich plötzlich verzerrt, er wurde blaß und murmelte kaum hörbar vor sich hin: »So ein Aas!«
    »Wen meinst du?« fragte Lunjok.
    »Na, wen schon«, erwiderte Gleb achselzuckend und schluckte nervös, »deinen Barinow natürlich. Wegen dieses blöden Wichsers hab ich meine Wette verloren. Sag mal, wann ist das aufgenommen worden?«
    »Ist noch nicht lange her«, flunkerte Lunjok, um die Wirkung zu erhöhen, »vor etwa einem Jahr.«
    In Wahrheit war der Film mindestens vier Jahre alt.
    »Was sind das für Mädchen?« fragte Gleb gleichgültig, als interessiere ihn das eigentlich nicht weiter.
    »Was spielt das für eine Rolle? Da sieht doch eine wie die andere aus.«
    »Wechselt er sie aus oder hat er immer dieselben?«
    »Wieso fragst du? Bist du scharf auf die Mädels?« fragte Lunjok verwundert. »Hast du nicht genug eigene?«
    »Mach dich nicht lustig. Ich frage ja nur. Um von anderen zu lernen.«
    »Sehr lobenswert.« Lunjok klopfte ihm auf die Schulter.»Man lernt nie aus. Es wird dir noch nützen, wenn du in die Jahre kommst. Aber denk dran, das ist ein teures Vergnügen. Eins seiner Mädchen war so eine Art feste Freundin und hat ihm jeden Monat rund fünf Riesen aus der Tasche gezogen. Über die zweite weiß ich nichts. Im Unterschied zu dir habe ich nicht vor, daraus etwas zu lernen. Mir macht’s keinen Spaß für Geld, erst recht nicht zu dritt.«
    In der Sauna hatte man mit versteckter Kamera gefilmt, die Qualität der Bilder war nicht besonders gut. Barinows Gesicht tauchte mehrmals in Großaufnahme auf, damit im Falle des Falles keine Zweifel bestanden. Aber die Mädchen waren recht verschwommen geraten. Man sah nur, daß sie nackt waren, die eine kräftig und mollig, die andere sehr schlank, noch ein ganz junges Ding.
    Gleb schwieg eine Weile, starrte angespannt auf den Bildschirm und platzte dann heraus:
    »Ein Klasseporno. Leihst du ihn mir zum Überspielen?«
    Das hatte er natürlich nur im Scherz gesagt. Aber obwohl Lunjok schon ziemlich betrunken war, registrierte er doch, daß es kein besonders gelungener Scherz war. Er schaltete den Videorecorder aus und zählte Kalaschnikow die gewonnenen Kopfnüsse an dessen kräftiger Stirn ab.
    Später, als er wieder nüchtern war, bedauerte Lunjok, ihm den Film gezeigt zu haben. Es gab genug Material gegen Barinow. Einige seiner Karten hatte Lunjok ihm sofort aufgedeckt, auf andere spielte er gelegentlich an, aber diese, die Trumpfkarte, hielt er für den Notfall in Reserve. Lunjok wußte aus Erfahrung, daß man auf einen Menschen nicht zuviel Druck ausüben darf, sonst wird er nervös und macht Dummheiten.
    Nun stellte er sich die Frage: Hatte Gleb Kalaschnikow sich vielleicht, hitzig und impulsiv wie er war, verplappert und Barinow von der Kassette erzählt?
    Erst vor kurzem war der Justizminister mit viel Getöse von seinem Posten geflogen. Im Fernsehen hatte man seinennackten Hintern gezeigt. Genau wie Barinow hatte er sich gern mit Mädchen in der Sauna vergnügt und auch nicht daran gedacht, daß man ihn filmen könnte. Der Skandal um den Minister hatte auf den Präsidentenberater sicher starken Eindruck gemacht.
    Barinow hätte Gleb wohl kaum wegen irgendwelcher unbewiesener Äußerungen beseitigen lassen. Aber vielleicht wegen der Kassette? Gleb Kalaschnikow war nie ein Idiot gewesen. Er hätte Barinow sicher nicht nur aus einer Alkohollaune und aus unbegründeter Eifersucht Informationen über derart gefährliches kompromittierendes Material verraten. Hatte er womöglich versucht, den Präsidentenberater hinter Lunjoks Rücken zu erpressen? Um

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