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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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sie nach Hause zu fahren.

Kapitel 19
    Nicht, daß die Version der Staatsanwaltschaft Valera Lunjok unglaubhaft erschienen wäre, keineswegs. Er konnte sich durchaus vorstellen, daß die schöne Verrückte aus der Pistole ihres Papas auf den leichtsinnigen Geliebten geschossen hatte, der sich einfach nicht zu einer Scheidung von seiner Frau bequemen wollte.
    Lunjok hatte Olga Guskowa ein paarmal gesehen, und das seltsame, fanatische Feuer in ihren schönen Augen war ihm nicht entgangen. Gleb gegenüber hatte er sogar darauf angespielt, daß dieses Mädchen wohl nicht alle Tassen im Schrank habe und man von ihr alle möglichen Überraschungen erwarten könne.
    »Sieh dich vor, Gleb, einem Freund von mir hat so eine stille Bekloppte mit veilchenblauen Augen die Wohnung angezündet. Vor lauter Wut, daß er sich nicht von seiner Frau scheiden ließ.«
    »Nun hör aber auf«, meinte Kalaschnikow lachend.
    »Du mußt es ja wissen«, erwiderte Lunjok schulterzuckend.
    Danach kamen sie auf dieses Thema nicht mehr zu sprechen. Lunjok mischte sich nicht gern in die Privatdinge anderer.
    Als seine Informanten ihm von Olgas Verhaftung berichteten, schüttelte er nur betrübt den Kopf und murmelte: »Ach, Gleb, was warst du doch für ein Narr mit deinen Weibergeschichten. Das ist nun die Quittung.«
    Trotzdem dachte er aber nicht daran, seine eigenen Ermittlungen abzubrechen. Es konnte auf keinen Fall schaden, wenn er sein eigenes weitverzweigtes Reich einmal gründlich überprüfte.
    Mit dem baschkirischen Ölmagnaten Mirsojew war er schnell fertig, da war alles sauber. Was Grischetschkin betraf – da gab es nichts mehr aufzuklären. Wie sagt der Volksmund? Kein Mensch – kein Problem. Man mußte sich nur noch um ein anständiges Begräbnis kümmern. Übriggeblieben war die letzte und die gefährlichste Person – Barinow.
     
    In den drei Jahren ihrer Zusammenarbeit hatte Lunjok gewichtiges Belastungsmaterial gegen den Präsidentenberater gesammelt. Das war wertvoller und zuverlässiger als Geld. Gefunden hatte er mehr als genug – gefälschte Wohltätigkeitsfonds, schwarze Bankkonten, Mädchen.
    Monsieur Barinow machte die Liebe zum Politikum. In Interviews und Talkshows zog er für die Sittenreinheit zu Felde und vergaß nie, sich selbst als Vorbild hinzustellen und zu erwähnen, daß er mit seiner Frau schon fast dreißig Jahre zusammenlebte. Valera Lunjok aber besaß eine Videokassette, auf der zu sehen war, wie sich der Sittlichkeitsapostel, Familienmensch und treue Ehemann, der liebende Vater und zärtliche Großvater eines niedlichen Zwillingspärchens von zwei nackten Schönheiten in der Sauna verwöhnen ließ.
    Der Film war mit versteckter Kamera aufgenommen worden, und nicht irgendwo, sondern im Landhaus vonKorsh, einer der Paten der russischen Mafia. Valera Lunjok hatte seine Karriere unter den schützenden Fittichen von Korsh begonnen. Von Korsh hatte er auch den Präsidentenberater Jegor Barinow geerbt.
    Erst kürzlich, vor weniger als einem Monat, hatte Lunjok mit Gleb Kalaschnikow gemütlich zusammengesessen und bei einem Glas Wodka in lockerer Atmosphäre über dies und jenes geplaudert: wovon es abhängt, wie lange ein Mann ein Mann bleibt, wer von den gemeinsamen Bekannten seine Manneskraft auch mit über fünfzig noch besäße und wer schon mit vierzig impotent sei. Zufällig kam die Rede auch auf Barinow.
    Gleb stritt gerne, geriet selber schnell in Rage und konnte auch seinem Gesprächspartner ordentlich Zunder geben. Er wieherte wie ein Pferd, aber Lunjok erkannte sehr wohl, daß ihm dieser Name immer noch keine Ruhe ließ. Irgendwann vor ewigen Zeiten hatte Glebs Frau einmal eine stürmische Affäre mit Jegor Barinow gehabt. Sie waren damals noch gar nicht verheiratet gewesen, aber trotzdem wurde Gleb jedesmal nervös, wenn er dem Präsidentenberater persönlich begegnete und regte sich schon auf, wenn er im Gespräch nur erwähnt wurde. Wie die meisten notorisch untreuen Männer war er krankhaft eifersüchtig. Mit Schaum vor dem Mund brüllte er, Barinow sähe nur äußerlich so schneidig aus, in Wirklichkeit aber sei er längst verbraucht. Alle diese Komsomol-Schürzenjäger sowjetischer Prägung würden zwar lichterloh brennen, aber auch schnell verglühen.
    »Du weißt ja wirklich über alle bestens Bescheid!« bemerkte Lunjok und kniff die Augen zusammen.
    Es amüsierte ihn, daß Gleb sich so erregte.
    »Ich sehe so etwas! Ein Blick, und ich weiß, ob jemand ein Mann ist oder schon ein

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