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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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er hatte sich gedacht, sie könne sich vielleicht so schlecht fühlen, daß sie seinen Beistand brauchte, und sich deshalb für alle Fälle einen Tag frei genommen. Und er hatte sich nicht geirrt. Sie fühlte sich wirklich sehr elend.
    Katja wollte sich unbedingt noch einmal mit klarem Kopf beide Kassetten anhören. Aber sie hatte keine Lust, wieder mit den fremden, boshaften Stimmen allein zu sein. Shannotschka zählte nicht. Von ihr war nichts anderes zu erwarten als mitfühlende Seufzer und Empörung. Aber es mußte alles ruhig und emotionslos überdacht und sortiert werden.
    Vielleicht hatte sie sich ja neulich nachts doch geirrt, und es handelte sich um dieselbe Stimme? Jedenfalls hatte dieser nächtliche Anruf nichts Gutes zu bedeuten. Das Gefühl einer drohenden, nahen Gefahr ließ Katja keine Ruhe.
    Sie schickte Shannotschka nach Hause. Pawel herzubitten konnte sie sich nicht entschließen, sie fuhr lieber selbst zu ihm. Es kam ihr irgendwie unpassend vor, gleich nach der Beerdigung den Mann zu sich nach Hause einzuladen, der … der was? Eine Antwort auf diese Frage hatte Katja vorläufig noch nicht gefunden. Es gab auch so schon genug Fragen.
    Pawel Dubrowin hörte sich beide Kassetten mehrere Male an, zuerst jedes Gespräch am Stück, dann abwechselnd Satz für Satz.
    »Ja, du hast recht. Das sind zwei verschiedene Menschen. Aber ich verstehe trotzdem nicht, warum du das alles nicht dem Untersuchungsführer erzählen willst.«
    »Sie wissen es sowieso schon«, erwiderte Katja resigniert. »Der Einsatzleiter, Major Kusmenko, war neulich bei mir. Wie sich herausgestellt hat, gab es auch ohne mich Leute, die der Miliz unbedingt von den Anrufen und den anderen Nettigkeiten berichten wollten. Mir blieb nichts weiter übrig, als ihre Aussagen zu bestätigen.«
    »Und der letzte Anruf, willst du davon nichts sagen? Willst du ihnen nicht die Kassetten vorspielen? Und diesen Major mit Mülleimer-Boris bekannt machen?«
    »Boris würde sich bei der Miliz sowieso bedeckt halten. Jetzt habe ich noch eine Chance, etwas aus ihm herauszuholen, aber wenn ich ihm die Miliz auf den Hals hetze, wird er schweigen wie ein Grab oder sich ganz aus dem Staub machen. Er mag die Miliz nicht und fürchtet sich vor ihr.«
    »Nun gut, aber warum willst du ihnen nicht von dem letzten Anruf berichten?«
    »Aus dem einfachen Grund, weil diese Frau genau das erreichen will.«
    »Echt weibliche Logik«, sagte Pawel ironisch. »Meinst du das ernst?«
    »Ich bin so müde. Mir ist erst jetzt klar, wie todmüde ich bin. Weißt du, anfangs habe ich gedacht, der Mörder müßte unbedingt gefaßt und bestraft werden. Aber dann, als ich erfuhr, daß diese unglückliche Frau verhaftet worden ist, habe ich nur noch Müdigkeit gespürt, sonst nichts. Natürlich, ein Verdacht ist noch kein Schuldbeweis. Aber ich habe keine Kraft mehr, darüber nachzudenken.«
    »Na, dann hat der Anruf ja seinen Zweck erfüllt. Oder besser, diese Frau, die angerufen hat, hat ihr Ziel erreicht. Sogar ihr Fehler hat ihr genutzt.«
    »Was für ein Fehler? Was meinst du damit?« fragte Katja ohne besonderes Interesse.
    »Dieser letzte Anruf war ihr erster Fehler. Ich fürchte, sie wird ihn korrigieren wollen.«
    »Kannst du das auch allgemeinverständlich ausdrücken?«
    »Wann wurde diese Frau verhaftet?«
    »Am Montag.«
    »Na bitte, erst gestern. Wer hat dir das gesagt? Valera Lunjok. Der offizielle ›Pate‹ deines Mannes. Das heißt, ein mächtiger Mafioso. Er hat seine eigenen Informationsquellen, er hat als erster von der Verhaftung erfahren. Richtig?«
    »Na und, was folgt daraus?«
    »In der Nacht von Montag auf Dienstag wußte deine Wohltäterin noch nichts von der Verhaftung. Mehr noch, der Zweck ihres Anrufs war kein anderer, als die Ereignisse zu beschleunigen. Sie rief ja sozusagen im Namen dieser Frau, dieser Olga, an. All die intimen Details – sie hat dich aufgestachelt, dich provoziert, rück raus mit der Sprache, erzähl dem Untersuchungsführer, daß dein Mann eine verrückte Geliebte hatte, die immer noch keine Ruhe gibt.«
    »Aber das hab ich doch auch so erzählt.«
    »Offenbar nicht alles. Außerdem hat dein Bericht für dieErmittler nicht allzu überzeugend geklungen, findet sie jedenfalls.«
    »Das heißt, du willst sagen, diese Frau weiß genau, was ich dem Untersuchungsführer erzählt habe und was nicht?« flüsterte Katja. »Sie ist irgendwo ganz in der Nähe? Und Olga hat gar nicht geschossen? Olga war nur der Sündenbock? Red weiter

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