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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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…«
    »Du hast schon selber alles gesagt. Ich ziehe nur die Schlüsse. Und die gefallen mir gar nicht.«
    »Weshalb?« Katja nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel, Pawel gab ihr Feuer und steckte sich dann selber eine an.
    »Nun, erstens vor allem deshalb, weil man dich nach dem Mord an deinem Mann nicht in Ruhe gelassen hat. Zweitens gefällt mir diese Sache mit dem Verschwinden von Sweta Petrowa nicht. Daß sie verschwindet und danach jemand anruft und mit ihrer Stimme spricht – das ist schon sehr merkwürdig. Und ich würde mich gar nicht wundern, wenn sich herausstellen sollte, daß Sweta Petrowa tatsächlich nicht mehr am Leben ist. Übrigens, ich habe noch die Telefonnummer der Friseurin Ella in meinem Notizblock. Willst du sie nicht anrufen und dich erkundigen, ob ihre Tochter wieder aufgetaucht ist? Noch besser wäre es, zu ihr zu fahren und ausführlich mit ihr zu sprechen. Manchmal wird sie doch wohl auch nüchtern sein. Wenn sie ab und zu Bruchstücke der Telefongespräche aufgeschnappt hat und sich noch an den Ausdruck ›Dörr-Giselle‹ erinnern kann, fällt ihr vielleicht noch mehr ein – besonders in nüchternem Zustand. Ich glaube, damit sollten wir beginnen.«
    »Was beginnen? Unsere Privatermittlungen? Aber diese Frau, diese Olga, ist doch schon verhaftet, und höchstwahrscheinlich hat sie den Mord tatsächlich begangen. Wer sollte sie vorschieben und wozu? Überleg doch mal. Wenn Gleb wegen irgendwelcher Geld- und Mafiageschichten ermordet wurde, dann konnte man dafür einfach einen professionellenKiller engagieren und brauchte nicht dieses ganze komplizierte Schauspiel mit der verrückten Geliebten zu inszenieren. Wenn er aus Liebe und Eifersucht umgebracht wurde, dann kommt niemand außer Olga in Frage. Und dafür wird es wohl genügend Indizien geben. Man hat sie ja wohl kaum einfach so, für alle Fälle, verhaftet.«
    »Indizien«, sagte Pawel nachdenklich, »ja, die Indizien müssen schwerwiegend sein. Die dritte Möglichkeit schließt du aus?«
    »Das wäre?«
    »Es war kein Profi am Werk, sondern jemand, der eurer Familie nahesteht. Das Verhältnis mit Olga wurde als Tarnung benutzt. Es deutet mir alles ein bißchen zu schnell und zu leicht auf diese eine Frau hin. Hast du sie eigentlich irgendwann mal gesehen?«
    »Nein.«
    »Wo ist sie denn überhaupt hergekommen, weißt du das?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich habe mich nie dafür interessiert, solchen Themen bin ich immer ausgewichen.«
    »Gab es denn Leute, die sich mit dir über Olga unterhalten wollten?« fragte Pawel rasch.
    »So direkt eigentlich nicht. Shannotschka hat sich mal verplappert und gesagt, stell dir vor, wie klein die Welt ist! Was glaubst du wohl, mit wem diese Olga in derselben Klasse war? Mit der Frau von Konstantin Iwanowitsch.«
    »Was für ein Konstantin Iwanowitsch?«
    »Konstantin Iwanowitsch Kalaschnikow, Glebs Vater.«
    »Ach ja, der berühmte Volkskünstler und Duma-Abgeordnete. Wie, soll das heißen, er hat eine so junge Frau? Und was ist mit der Mutter deines Mannes?«
    »Weißt du davon denn gar nichts?« fragte Katja erstaunt.
    »Woher sollte ich das wissen?«
    »Aber Pawel, du hast doch den ›Moskowski Komsomolez‹ abonniert! Da kann man doch den ganzen Klatsch undTratsch nachlesen. Kalaschnikow hat sich von seiner Frau, mit der er dreißig Jahre verheiratet war, scheiden lassen und eine seiner Studentinnen geheiratet, die jetzt eine sehr bekannte Schauspielerin ist. Das weiß ganz Moskau.«
    »Ganz Moskau wohl nicht. Ich lese diesen Gesellschaftstratsch nicht gern. Ich finde es widerlich, wenn alle diese Scheidungen, Seitensprünge und privaten Details vor der Öffentlichkeit ausgekippt werden wie Essensreste vor den Haustieren. Das hat etwas Obszönes.«
    »Du hast ja so recht«, sagte Katja. »Aber trotzdem ist es seltsam, daß du davon gar nichts weißt. Ja, Olga war eine Mitschülerin von Margarita Krestowskaja.«
    »Krestowskaja, ist das die, die immer in den Actionfilmen spielt?«
    »Na siehst du, einiges weißt du ja doch!«
    Pawel ging zum Bücherregal, das mit Videokassetten vollgestellt war, und zog eine der knallbunten Schachteln heraus.
    »Ein Kollege aus unserer Firma, ein junger Technologe, ist ganz wild auf Actionfilme. Ich habe ihn mal gebeten, mir was Akzeptables mitzubringen, was Russisches. Das hier hat er mir gegeben.«
    Pawel hielt die Kassette mit dem Film »Blutige Jungs« in der Hand. Auf dem Cover prangte ein Foto von Margarita in der Rolle eines weiblichen

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