Club Kalaschnikow
hätten, Gott bewahre. Solange Gleb am Leben gewesen war, hatte Valera höfliche Distanz gewahrt. Aber jetzt machte er plötzlich den sanften, vorsichtigen Versuch, ein Territorium zu betreten, das früher in ihren Beziehungen tabu war.
»Hör mal, Valera, ich hab vergessen, dich zu fragen«, sagte sie nach einer kleinen Pause, »du hast gestern davon gesprochen, daß du Sweta Petrowa gekannt hast. Darf ich fragen, woher?«
»Gekannt ist ein bißchen viel gesagt. Ich habe sie ein paarmal gesehen und ihren Namen gehört.«
»Genauer kannst du dich nicht erinnern?«
»Genauer möchte ich nicht«, sagte er lächelnd und schüttelte den Kopf.
»Warum nicht?«
Lunjok zündete sich eine Zigarette an und maß Katja mit einem langen, abschätzenden, typisch männlichen Blick.
»Katja, erklär mir mal eins«, sagte er nach langem Schweigen sanft, etwas gedämpft. »Du bist eine schöne, kluge Frau. Deinetwegen kann man glatt den Kopf verlieren. Warum gerätst du nur immer an Männer, die …«
»Valera, bitte nicht«, unterbrach Katja ihn mit gerunzelter Stirn. »Ich habe dich sehr gut verstanden, aber ich möchte darüber nicht sprechen. Gleb …«
»Ich rede nicht von Gleb«, fiel Lunjok ihr ins Wort, »ich spreche von deiner ersten Liebe. Was war das übrigens für eine Geschichte letzten Winter auf Teneriffa?«
Katja wunderte sich überhaupt nicht, daß Lunjok auch das wußte. Wie hatte er doch gestern am Telefon gesagt: »Dein Leben liegt klar auf der Hand.«
»Ach, du meinst Barinow? Da gab’s keine Geschichte. Wir haben uns zufällig getroffen.«
»Gleb kam aus dem Urlaub mürrisch und genervt zurück und hat den Präsidentenberater ein Schwein genannt. Doch wohl nicht ohne Grund?«
»Wieso kommst du jetzt darauf?« Katja zog erstaunt die Brauen hoch. »Ich frage dich nach Sweta Petrowa, und du redest plötzlich von Barinow und Teneriffa. Ich sehe da keinen Zusammenhang.«
»Der Zusammenhang ist der, daß Sweta Petrowa fünf Jahre lang deinen Märchenprinzen Barinow verwöhnt hat. Ich wollte es dir nicht sagen, aber jetzt hast du es selber aus mir herausgeholt. Damals warst du noch ein kleines Mädchen, aber jetzt bist du eine erwachsene Frau, noch dazu eine völlig ungebundene. Zieh deine Schlüsse, um die Fehler der Vergangenheit nicht wieder zu begehen. Du brauchst einen richtigen Mann, der stark und zuverlässig ist. Dir wird demnächst ein bedeutendes Unternehmen gehören, und da wird es viele geben, die gerne … Na, lassen wir das, entschuldige, wenn ich mich in Dinge mische, die mich nichts angehen.« Wieder kniff er listig, wie eine Katze, die Augen zusammen.
»Nicht doch, warum?« Katja lächelte. »Wir sind jetzt Geschäftspartner, und da kann ich durchaus verstehen, daß es dir nicht egal ist, wer an meiner Seite sein wird.«
»Richtig«, bestätigte Lunjok, »das ist mir nicht egal. Übrigens, dein Dubrowin ist ein erstklassiger Programmierer. Allerdings hat er sich eine Kleinigkeit zuschulden kommen lassen, hat sich ein paar äußerst unangenehme Viren ausgedacht. Es gab einigen Ärger, aber vor Gericht ist die Sache nicht gekommen. Sowas ist ja strafbar … Aber Schwamm drüber, das ist lange her.« Lunjok winkte nachlässig ab. »Er hat es nicht aus Gewinnsucht getan. Nur so zum Vergnügen. Weißt du übrigens, wer die Firma kontrolliert, in der er arbeitet? Skelett. Das ist eine ›Autorität‹ ausdem Kaukasus, ein schlauer alter Schakal. Liebt Täuberich wie seinen eigenen Sohn. Wer Täuberich ist, das weißt du doch, hoffe ich?«
»Ja, natürlich.« Katja lächelte ruhig. »Und was folgt daraus?«
»Vorläufig nichts.« Lunjok zuckte die Achseln. »Wir überprüfen das noch. Hör mal, ist das eine ernste Sache mit ihm?«
»Es gibt gar keine Sache mit ihm. Vorläufig jedenfalls nicht, weiter wird man sehen. Ehrlich gesagt, ich weiß es selber nicht.« Katja warf einen Blick auf ihre Uhr und erhob sich. »Ich muß los. Danke für das Frühstück.«
»Keine Ursache.« Lunjok erhob sich ebenfalls aus seinem Sessel. »Ich freue mich immer, dich zu sehen. Ich lasse dir also eine Woche Zeit, damit du zu dir kommen und dich erholen kannst. Reicht eine Woche?«
»Vollständig.«
»Schön. Falls es Probleme gibt, ruf an. Ja, und sage deinen Verwandten, Gleb hat ein Testament gemacht. Darin hat er seinen ganzen Anteil dir überschrieben. Das wird ihnen den Mund stopfen.«
»Wie, ist das wahr?« Katja blieb abrupt in der Tür stehen.
Hinter ihr tauchte bereits Mitjai auf, der sie nach
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