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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Hause fahren sollte.
    »Aber sicher!« erwiderte Lunjok grinsend. »Solche Dinge muß man im voraus bedenken. Vieles kann im Leben geschehen. Ein vom Notar beglaubigtes Dokument, alles, wie es sich gehört.«
    »Moment« – Katja zog nervös die Schultern hoch –, »wann hat er dieses Testament denn geschrieben?«
    »Vor einem halben Jahr.«
    »Darf ich es mal sehen?«
    »Du wirst dich noch rechtzeitig daran ergötzen können. Es fällt alles an dich, der gesamte bewegliche und unbewegliche Besitz, alles. Nur eine Bedingung ist dabei – du mußtweiterhin seine Mutter, Nadeshda Petrowna, unterstützen, jeden Monat tausend Dollar plus Übernahme ihrer unvorhergesehenen Ausgaben im Krankheitsfall und so weiter.«
    »Und was bekommt sein Vater?«
    »Nichts.« Lunjok hob beredt die Arme. »Aber mach dir um Onkel Konstantin keine Sorgen. Der wird schon nicht am Hungertuch nagen.«
    Die Nachricht vom Testament kam für Katja völlig überraschend. Nicht zufällig hatte Lunjok sich diese Mitteilung bis zum Schluß aufgespart. Gut möglich, daß er sich überhaupt erst am Ende ihres Gesprächs entschlossen hatte, es ihr zu sagen. Er hätte es auch ganz für sich behalten können. Alles lag in seiner Hand, alles. Und das ließ er sie jetzt deutlich spüren.
    »Du brauchst also keine besonderen Umstände mit ihnen zu machen, mit Kalaschnikow und seiner Margarita.« Er küßte sie zum Abschied zärtlich auf die Wange. »Und noch etwas. Reg dich nicht unnötig wegen dieser dummen Anrufe und wegen vergifteter Penner auf. Der Mörder ist gefunden, das Leben geht weiter, wir beide haben viel zu tun. Und laß die Bullen aus dem Spiel, ja? Wir brauchen beide keinen überflüssigen Ärger. Sie nutzen ja mit Vergnügen selbst den kleinsten Anlaß, um sich in unsere Angelegenheiten zu mischen. Das verdirbt uns nur die Stimmung. Wir sorgen in unserem Haushalt schon allein für Ordnung.«
    Er begleitete sie bis zum Wagen, küßte sie noch einmal und legte dabei seinen Arm leicht um ihre Taille. Valera Lunjok – ihr guter Freund und Geschäftspartner, Puschkin-Liebhaber, Kenner der weiblichen Psyche und »Dieb im Gesetz«. Ihm kam es gelegen, daß der Mord an Gleb nichts mit dem Geschäft zu tun hatte. Die Menschen kommen und gehen, aber sein Reich sollte ewig bestehen.
     
    Der dunkelrote Jeep fuhr zum Tor hinaus. Katja saß auf dem Rücksitz und schaute auf den kräftigen rasiertenNacken des schweigsamen Mitjai. Wieviel Leichen wohl schon auf sein Konto gingen? Gleb hatte erzählt, dieser Mitjai könne jemanden mit einem Hieb zum Krüppel schlagen oder sogar töten. Kein Mensch, sondern eine richtige Kampfmaschine für blutige Abrechnungen unter Banditen. Ein paarmal hatte er Lunjok schon das Leben gerettet.
    Katja fielen plötzlich die undeutlichen Gerüchte und Anspielungen ein, der charmante Lunjok sei in den Handel mit Waffen und Drogen verwickelt, er habe bei mehreren aufsehenerregenden Auftragsmorden die Finger im Spiel gehabt, habe Verbindungen nach Tschetschenien und vieles andere.
    Früher konnte sie es sich leisten, nicht weiter hinzuhören und nicht darüber nachzudenken. Aber jetzt war es besser, genau zu wissen, mit wem sie es künftig zu tun haben würde, und sich keine Illusionen zu machen. Wenn sie ganz ehrlich war, so konnte sie auch nicht ausschließen, daß Lunjok selbst es für angebracht gehalten hatte, Gleb loszuwerden. Für einen »Dieb im Gesetz« hört ein Mensch, der sich seiner Kontrolle entzieht, auf zu existieren. Und Gleb hatte in der letzten Zeit sehr viel getrunken und geschwatzt. Hatte Lunjok sich im voraus diese teuflisch schlaue Kombination überlegt? Hatte er deswegen mit solcher Leichtigkeit der offiziellen Version zugestimmt, daß Gleb von Olga Guskowa ermordet worden sei?
    Katja fragte sich, ob es nicht auch für sie leichter wäre, sich damit zufriedenzugeben. Wieso war sie so felsenfest überzeugt, daß diese Frau nicht die Mörderin war?
    Sie öffnete ihre Handtasche und entdeckte, daß die Kassetten fehlten. Sie hatte sie bei Lunjok vergessen. Kein Wunder, als er plötzlich von dem Testament sprach! Was nun? Sollte sie Mitjai bitten umzukehren, um die Kassetten zu holen? Gib sie mir zurück, Valera, ich möchte sie doch noch dem Untersuchungsführer vorspielen. Und ich werde selber versuchen, den wahren Mörder zu finden. Einfach lächerlich!

Kapitel 27
    Heute hatte Margarita drehfrei.
    Sie und Kalaschnikow waren spät aufgewacht und beabsichtigten, sich unbedingt noch mit Katja zu treffen,

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