Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
Vom Netzwerk:
Wange.
    »Gern«, sagte Katja und setzte sich in einen tiefen Polstersessel.
    Lunjok schnalzte mit den Fingern, und eine Minute später rollte ein älterer, kahlgeschorener Mann, den Katja noch nie gesehen hatte, einen Servierwagen herein. Darauf stand eine große, dampfende Silberkanne mit Kaffee, hohe Gläser mit eiskaltem Orangensaft, Teller mit Toast, Käse, Schinken, Schälchen mit schwarzem und rotem Kaviar.
    »Na, hast du über unser Gespräch nachgedacht?« fragte Lunjok und goß den Kaffee ein. »Bist du bereit, die einzige Erbin zu werden? Oder hast du noch Zweifel?«
    »Ehrlich gesagt, ja«, gestand Katja. »Erstens verstehe ich überhaupt nichts vom Glücksspielgeschäft. Zweitens hänge ich sehr an meinem Ballett. Und drittens begreife ich nicht ganz, warum man nicht einfach alles durch drei teilt, wie es vom Gesetz vorgesehen ist. Kurz gesagt, warum gerade ich?«
    »Ich werde dir der Reihe nach antworten«, sagte Lunjok lächelnd. »Was das Glücksspielgeschäft betrifft, so verstand dein Mann am Anfang auch nichts davon. Aber er hat esrecht schnell gelernt. Weiter. Du liebst das Ballett und weißt, wenn du das Casino übernimmst, wirst du nicht mehr tanzen können. Aber verstehst du, wenn du das Casino ablehnst, kann niemand dir garantieren, daß dein Theater nicht Pleite macht. Natürlich ist das Ballett eine wunderbare Sache, aber es bringt nichts ein, es kostet nur. Die Kosten würde ich aus Sympathie für dich ja übernehmen. Aber was die Möglichkeit zu tanzen angeht – entschuldige, aber du bist keine zwanzig mehr. Ich bin kein Fachmann, aber ich weiß, eine Ballettkarriere ist kurz. Wie lange wirst du dich noch als Primaballerina halten können? Du mußt an die Zukunft denken. Und zum Schluß die Hauptsache. Warum gerade du? Kalaschnikow senior besitzt, wie dir bekannt ist, bereits einen bestimmten Aktienanteil. Wenn dazu noch ein Drittel aus dem Anteil von Gleb hinzukommt, ist das sehr viel. Und ich fürchte, es wird noch mehr werden, denn Kalaschnikow wird es nicht schwerfallen, Nadeshda Petrowna zu überreden, ihm ihr Drittel abzutreten. Dann befänden sich achtzig Prozent der Aktien in einer Hand. Bei allem Respekt für Konstantin Iwanowitsch, ich bin nicht sicher, ob er der Versuchung widerstehen kann, sich alles unter den Nagel zu reißen und sich meiner Kontrolle zu entziehen. Seine junge Frau ist auch keine Kostverächterin, im Gegenteil. Ein ganz gewieftes Ding ist sie. Die beiden stehen sich in nichts nach. Aus diesen zwei Möglichkeiten – sie oder du – habe ich dich gewählt. Drücke ich mich verständlich aus?«
    »Völlig.«
    »Iß, solange der Toast noch warm ist.«
    Katja machte sich ein Brot mit schwarzem Kaviar. Sie hatte wirklich Hunger.
    »Also«, fuhr Lunjok fort, »die prozentuale Verteilung, wie sie vor Glebs Tod existierte, war für mich optimal. Du bist ein nüchterner, besonnener Mensch ohne unvorhersehbare Launen. In gewissem Sinne bist du mir als Geschäftspartnerinsogar noch lieber als Gleb. Du wirst dir keine verrückten Liebhaber zulegen, dich nicht betrinken und randalieren. Überhaupt bist du mir menschlich sehr sympathisch. Das Image des Casinos kann sich nur verbessern, wenn die Chefin eine junge schöne Frau mit hervorragendem Benehmen, untadeligem Ruf und der stolzen Haltung einer Tänzerin ist. Hast du immer noch Zweifel?«
    »Nein, ich habe keine Zweifel mehr.« Sie blickte ruhig in seine graugelben Augen. »Nur eine Bedingung.«
    »Welche?« Er zog kaum merklich die Brauen hoch.
    »Du hilfst mir, den Mörder meines Mannes zu finden.«
    »Aber das ist doch schon alles geklärt.« Er lächelte sorglos. »Das habe ich dir doch schon bei der Beerdigung gesagt. Olga Guskowa, die letzte Liebe deines Mannes, ist als Tatverdächtige verhaftet worden. Wobei allerdings vermutet wird, daß sie auf dich gezielt hat. Du verstehst, ich habe meine Informanten.«
    »Du hast deine Informanten, und ich habe zwei Leichen in vierundzwanzig Stunden«, sagte Katja.
    »Wie – zwei? Gestern abend war es doch erst eine. Sweta Petrowa. Übrigens, ich habe mich heute morgen erkundigt, es handelt sich wirklich nur um einen banalen Raubmord.«
    »Es gab noch eine weitere Leiche. Heute nacht«, sagte Katja mit nervösem Lächeln. »Ein Stadtstreicher ist bei uns im Hof an Methylalkoholvergiftung gestorben.«
    »Du mußtest hoffentlich nicht schon wieder ins Leichenschauhaus?«
    »Nein.« Katja schüttelte den Kopf. »Ich mußte nur den Notarzt rufen. Aber die Sache ist die, dieser

Weitere Kostenlose Bücher