Club Kalaschnikow
halben Jahr. Es liegt bei Valera. Bis heute morgen hat niemand davon gewußt, außer Valera und seinem Notar.«
»Und du bist die Alleinerbin?«
»Genauso ist es. Unter der Bedingung, daß ich weiterhin an Nadeshda Petrowna eine monatliche Unterstützung von eintausend Dollar zahle und mich verpflichte, ihre unvorhergesehenen Ausgaben im Krankheitsfall zu begleichen.«
»Aber das ist doch Wahnsinn! Das ist doch vollkommen verrückt! Ungerecht ist das, unanständig! Das mußt du ablehnen! Ist dir überhaupt klar, daß du gar kein Recht darauf hast?!« Konstantin Iwanowitsch lief purpurrot an und schrie so, daß ihm die Stimme brach und in ein abstoßendes Kreischen überging.
Jetzt spielt er mal keine Rolle, dachte Katja ruhig, fast abwesend, jetzt ist es ihm völlig unwichtig, wie er auf andere wirkt.
Margarita saß mit versteinertem Gesicht, es schien, als höre sie das Geschrei ihres tobenden Mannes gar nicht. Sie wartete eine Pause ab und sagte dann: »Aber du kannst doch nicht mehr tanzen, wenn du das Casino übernimmst.«
»Nein«, bestätigte Katja, »aber wenn ich das Casino nicht übernehme, dann wird es kein Theater mehr geben.«
»Wer hat dir das gesagt?« Kalaschnikow hatte sich ein wenig beruhigt und aufgehört zu schreien. »Warum denkst du so schlecht von den Menschen? Laß uns über alles noch einmal in Ruhe reden. Du kannst es doch ablehnen, du bist eine begabte Tänzerin, erst dreißig Jahre alt, und hast noch so viele Jahre vor dir. Ich verspreche dir …«
»Lassen Sie’s gut sein, Konstantin Iwanowitsch«, seufzte Katja. »Das hat Valera mir gesagt. Er hat bereits alles entschieden. Er, und nicht Sie oder ich.«
»Ich bin ein alter Idiot«, murmelte Kalaschnikow, »ein naiver alter Idiot.«
Katja dachte, von Naivität könne bei ihm kaum die Rede sein, aber laut sagte sie natürlich nichts.
»Laß uns nach Hause fahren, Konstantin.« Margarita rutschte von der Sessellehne und ging in die Diele.
Kalaschnikow stand abrupt auf und folgte ihr.
»Ich werde mir dieses Testament noch genauer ansehen«, verhieß er, als er bereits in der Tür stand. »Ich traue der Sache nicht. Es kann ja auch eine Fälschung sein.«
Statt eines »Auf Wiedersehen« schlug er krachend die Tür zu.
Kapitel 28
Endlich begriff Iwan Kusmenko, was ihm keine Ruhe ließ. Die Geschichte mit den anonymen Anrufen und den Spänen im Kopfkissen. Olga Guskowa bestritt kategorisch, mit diesen Einschüchterungsversuchen etwas zu tun zu haben. Die Untersuchungshaft hatte auf sie eine so niederschmetternde Wirkung gehabt, daß sie sich endgültig verschlossen hatte. Sie murmelte Gebete, schlief bei den Verhören manchmal fast ein oder schaukelte mit geschlossenen Augen auf dem Stuhl hin und her. Aber kaum kam man auf die Anrufe, Drohungen und Holzspäne im Kopfkissen zu sprechen, warf Olga den Kopf zurück und erklärte fest: »Nein, das habe ich nicht getan. Ich habe viele Sünden auf mein Gewissen geladen, aber mit schwarzer Magie habe ich mich niemals befaßt. Ich bin ein getaufter Mensch, und es gibt keine gräßlichere Sünde.«
War es überhaupt noch nötig, die Wahrheit über die anonymen Anrufe und die schwarze Magie herauszufinden, wo es doch um Mord ging? Ob Olga angerufen hatte oder nicht, ob sie ihre Rivalin durch Zauberei vernichten wollteoder nicht – war das überhaupt noch wichtig? Vielleicht würde der Anwalt es zum Anlaß nehmen, um ein milderes Urteil zu erreichen, aber für die Ermittlung spielten diese Einzelheiten keine besondere Rolle mehr.
Und trotzdem wollte Iwan Kusmenko, gründlich wie er nun einmal war, alles bis zum letzten aufklären. Ihm war aufgefallen, daß von allen, mit denen er über dieses Thema gesprochen hatte, am bereitwilligsten und lebhaftesten Shanna Grinewitsch, die Hausangestellte, Auskunft gegeben hatte.
Shanna wohnte mit ihren Eltern in einer kleinen Zweizimmerwohnung.
»Das haben Sie richtig gemacht, daß Sie zu mir gekommen sind!« erklärte sie, kaum daß der Major eingetreten war. »In Katjas Gegenwart konnte ich Ihnen nicht alle Einzelheiten erzählen. Sie hält das alles für dummes Zeug. Aber ich bin sicher, diese Frau hatte ernstlich vor, sie zu vernichten. Mit so was scherzt man nicht. Heutzutage weiß man ja, welche Kraft ein Biofeld hat und daß schwarze Magie existiert!«
»Shanna Jakowlewna, erzählen Sie mir doch bitte alles der Reihe nach, ruhig und von Anfang an.«
Aber ruhig und der Reihe nach konnte sie nicht erzählen. Zu heftig überwältigten sie
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