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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Gannuschkin-Institut gefahren und hatte versucht, zu der Patientin Guskowa vorzudringen, aber man hatte ihn kategorisch abgewiesen. Keine Lügen, kein Geld hatten geholfen. Er versuchte sich einzureden, daß alles zwecklos sei und daß dies in seiner Praxis nicht die erste und nicht die letzte Exklusivstory war, die ihm durch die Lappen ging. Den ganzen Tag über nahmen ihn verschiedene andere Dinge in Anspruch, aber abends konnte er nicht einschlafen und beschloß, morgen wieder zur Mestschanskaja-Straße zu fahren, den Stadtstreicher Boris ausfindig zu machen und ihm soviel Geld zu geben, wie er haben wollte, und ihn anschließend ins Restaurant zu führen und ihm Hummer zu bestellen.
     
    »Bleib erst mal im Auto sitzen«, sagte Artjom zu Smalzew, als sie am folgenden Morgen auf den unglückseligen Hof fuhren.
    Er ging den ganzen Hof ab, schaute in das Spielzeughäuschen, lief zum Kiosk und zur Leergutannahmestelle. Er hatte schon fast die Hoffnung verloren, als er an einem Abfalleimer eine kleine gebeugte alte Frau bemerkte.
    »Guten Tag«, sprach er sie höflich an, »haben Sie vielleicht Boris gesehen?«
    »Was willste denn von ihm?« fragte die Alte und blinzelte mißtrauisch.
    »Geschäfte.« Er hielt ihr einen Fünftausender hin.
    Die Alte schnappte sich den Schein geschickt und leckte sich sogar über die Lippen.
    »Abgekratzt ist er, dein Boris.«
    »Was?! Wann?!«
    »Na, gestern.« Sie preßte die Lippen zusammen und seufzte melancholisch auf. »Ist einfach hopsgegangen, Knall auf Fall, wie und warum, weiß ich nicht. Die Miliz hat Siwka mitgenommen, sie hat schrecklich gebrüllt.«
    Die Alte drehte sich wieder zu ihrem Mülleimer um und wühlte geschäftig weiter. An Siwolap hatte sie jegliches Interesse verloren – mehr würde er ihr sowieso nicht geben.
    Artjom schlenderte zum Kinderspielplatz, setzte sich auf die Bank und rauchte. Woran war der Penner so plötzlich gestorben? Das war ja das reinste Irrenhaus. Langsam hatte er die Nase voll. Es wurde Zeit, zur Vernunft zu kommen. Keine Exklusivstory, keine pikanten Morddetails, er hatte Smalzew umsonst hergeschleppt und mußte ihm auch noch einen ganzen Arbeitstag bezahlen.
    Artjom war so in seine trübsinnigen Grübeleien vertieft, daß er die Schritte, die sich näherten, nicht hörte und heftig zusammenzuckte, als eine Frauenstimme über seinem Kopf erklang: »Guten Tag, Artjom.«
    Er blickte hoch. Vor ihm stand die Ballerina Orlowa höchstpersönlich.
    »Jekaterina Filippowna, nur zwei Worte, wirklich nur zwei Worte.« Er kam in Fahrt, sprang von der Bank auf, wollte zum Auto laufen, um Smalzew zu holen.
    »Warten Sie.« Sie hielt ihn mit einer Handbewegung an. »Sind Sie allein oder mit Kameramann?«
    »Mit Kameramann, ich will ihn eben.«
    »Nicht so schnell.« Sie runzelte kaum merklich die Stirn. »Überstürzen Sie nichts. Mit welchem Kameramann?«
    »Smalzew. Warum?«
    »Wer war am Sonntag mit dabei?«
    »Kornejew.«
    »Möchten Sie ein Interview von mir?«
    »Natürlich.«
    »Dann holen Sie den Kameramann, der am Sonntag hier war.«
    »Aber warum?«
    »Mir gefällt die Arbeit von Smalzew nicht. Ich habe ein paar seiner Reportagen gesehen. Er versteht nichts vom Filmen. Falls Kornejew gerade zu tun hat, können Sie auch später wiederkommen. Sie haben meine Telefonnummer, ich werde zu Hause sein.«
    Sie drehte sich um und ging zum Haus. Einige Sekunden starrte Artjom stumpf hinter ihr her, dann zog er das Handy aus seiner Jackentasche und rief Kornejew an – zuerst bei ihm zu Hause, dann seinen Pager.
    ***
    Die Verwandten ließen nicht lange auf sich warten. Beide, sowohl Kalaschnikow wie Margarita, lächelten strahlend und überreichten Katja feierlich einen Strauß weißer Nelken, eine Schachtel mit teurem französischem Gebäck und eine Flasche Martini Dry.
    »Du weißt, der Mörder ist gefunden«, sagte Margarita und küßte Katja auf die Wange.
    »Ja«, sagte Katja, »ich weiß es schon.«
    »Wie hast du es eigentlich so schnell erfahren?« fragte Margarita. »Uns hat man es erst heute mitgeteilt.«
    »Ich wußte es schon am Montag.«
    »Am Montag?« mischte Kalaschnikow sich ein. »Bei der Beerdigung? Warum hast du uns denn nichts gesagt?«
    »Ich war gebeten worden, nichts zu sagen.« Katja ging in die Küche, die beiden folgten ihr. »Tee oder Kaffee?« fragte sie, während sie den Wasserkocher füllte.
    »Kaffee«, antwortete Margarita für beide. »Wer hat dich denn darum gebeten?«
    »Das spielt keine Rolle.« Katja nahm die

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