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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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ein.
    Der Wachmann überlegte.
    »Ich glaube nicht. Aber ich sehe auch selten fern, nur amerikanische Actionfilme auf Video.«
    »Sehen Sie sich auch unsere Actionfilme an?« erkundigte sich Pawel.
    »Nein. Was gibt’s da zu sehen? Die sind wie die amerikanischen, nur schlechter.«
    »Also haben Sie aber doch schon welche gesehen?«
    »Sagt mal, Kinder, was soll das? Habt ihr das wirklich nötig?«
    Dem Wachmann wurde das Gespräch offensichtlich lästig. Gute Journalisten gaben sie nicht gerade ab.
    Pawel seufzte, zog einen Hunderttausender heraus und gab ihn dem Wachmann.
    »Ehrlich gesagt, ja. Dringend sogar.« Aus der kleinen Ledertasche, die er sich über die Schulter gehängt hatte, holte er ein dünnes grellbuntes Boulevardblättchen hervor.
    Auf dem Titelbild prangte ein Farbporträt von Margarita Krestowskaja.
    »Nee wirklich, das ist doch nicht nötig.« Der Wachmann wurde etwas verlegen, nahm das Geld aber doch, schaute dann lange auf das Foto und sagte schließlich zögernd: »Also, so eine Rothaarige habe ich, glaub ich, gesehen. Wer ist das?«
    »Eine sehr bekannte Filmschauspielerin. Am letzten Mittwoch, genau vor einer Woche, hat sie hier etwa um diese Zeit ihren Wagen abgestellt«, teilte Pawel ruhig mit.
    »Einen schwarzen Opel, 289 MK«, fügte Katja hinzu und wunderte sich – seit wann hatte sie das Kennzeichen von Margaritas Wagen im Kopf? Sie hatte immer gedacht, sie hätte ein schlechtes Gedächtnis für Zahlen.
    »Genau«, bestätigte der Wachmann und wurde plötzlich stutzig. »Hört mal, Kinder, warum wollt ihr das eigentlich alles wissen?«
    »Das ist unser Beruf. Sie bewachen den Parkplatz, und wir sammeln Tratsch über Prominente. Jeder verdient sein Geld, wie er kann«, erwiderte Katja lächelnd.
    »Na schön«, sagte der Wachmann nach einigem Nachdenken. »Am vorigen Mittwoch, sagt ihr? Wie war doch gleich die Nummer?«
    Katja wiederholte das Kennzeichen, der Wachmann verschwand für ein paar Minuten in seiner Bude, kam dann wieder heraus und reichte ihnen einen Zettel. Darauf stand geschrieben: »Opel 289 MK, schw., Parkz. 4.9. – 19.00. bez. bis 7.9. – 19.00; Abfahrt 4.9. – 23.15; Rückkehr 5.9. – 01.05; Abfahrt 5.9. – 16.00.«
    »Allerherzlichsten Dank.« Pawel steckte den Zettel in die Tasche.
     
    »Sie ist gerade noch rechtzeitig zum Einchecken zurückgekommen«, sagte Katja nachdenklich, während sie sich ans Steuer setzte. »Wenn sie sich verspätet hat, dann höchstens um fünf Minuten, nicht mehr. Weißt du, woran ich denke? Wir hätten nur ein wenig länger am Büfett zu bleiben brauchen, dann wäre Gleb jetzt noch am Leben. Sie hätte kaum riskiert, das Flugzeug zu verpassen. Dann wäre ja ihr ganzes schlaues Alibi zusammengebrochen. Das Schlimme ist, daß ich selber ihr gesagt habe, wir würden früh gehen. Nach einer Aufführung bin ich immer halbtot und habe nur einen Wunsch – so schnell wie möglich ins Bett, und nach einer Premiere fühle ich mich erst recht wie eine ausgequetschte Zitrone. Gleb, habe ich ihr gesagt, wird sich höchstwahrscheinlich schon in der Pause betrinken, und wir sind wieder zu Hause, noch ehe du ins Flugzeug gestiegen bist. Wir saßen nach der Generalprobe zu dritt, mit Nastja Muchina, bei mir in der Garderobe. Nastja hat ihr auch noch zugeredet und gesagt, wir sehen uns zusammen den ersten Akt an, und dann bringe ich dich weg. Schon damals kam mir der flüchtige Gedanke: Warum fährt sie eigentlich nicht in ihrem eigenen Wagen zum Flughafen? Dort gibt es doch einen Parkplatz, der gar nicht so besonders teuer ist. Sie fliegt ja nur für ein paar Tage. Aber das habe ich nur gedacht und nicht gefragt.«
    »Sie hätte dir geantwortet, daß ihr Wagen gerade in der Werkstatt ist«, sagte Pawel, »oder irgend etwas anderes erfunden.«
    »Lieber Gott, warum nur? Warum weiß man so etwas nie vorher?« flüsterte Katja kaum hörbar. »Hätte ich nicht ausgeplaudert, daß wir früher zurückkommen, wäre Gleb noch am Leben. Hätten wir uns am Büfett länger aufgehalten … Eine Viertelstunde nur, das hätte ja schon gereicht.«
    Sie fuhren über die Leningrader Chaussee nach Moskau zurück. Um diese Zeit herrschte nur wenig Verkehr. Hin und wieder fielen Katja die Lichter entgegenkommenderAutos ins Gesicht, und dann verzog sie das Gesicht wie von einem plötzlichen Schmerz.
    »Sie hätte ihn sowieso umgebracht«, sagte Pawel, »früher oder später. Wenn man bedenkt, wie sorgfältig sie sich vorbereitet hat, wie genau sie jedes Detail

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