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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Ihnen konkrete Namen zu nennen. Jetzt habe ich zum Beispiel diesen unglückseligen Verehrer erwähnt, und mir ist schon ganz unwohl dabei. Womöglich werden Sie ihn nun verdächtigen? Das wäre wirklich lächerlich. Leute vom Kaliber eines Gleb Kalaschnikow werden selten aus Eifersucht oder aus Neid ermordet.« Grischetschkin schloß müde die Augen und schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, Sie werden im Laufe der Ermittlungen mehr als einmal auf mögliche persönliche Motive treffen. Falls Sie meine Meinung dazu interessiert – es lohnt sich nicht, darauf Zeit und Kraft zu verschwenden.«
    »Danke für den Rat«, sagte Kusmenko lächelnd, »wir werden ihn beachten.«
    »Nein, ich will Ihnen gar keine Ratschläge geben. Selbstverständlich entscheiden Sie alles selber. Aber leider ist das ja nicht immer von Erfolg gekrönt. Ich bin schon deshalb Ihnen gegenüber aufrichtig, weil ich selbst bedroht bin. Ich schließe nicht aus, daß ich als nächster an der Reihe bin. Aber was die Neider, Rächer, betrogenen Frauen und eifersüchtigen Männer betrifft – das gehört doch alles ins Reich der Seifenopern.«
    Kusmenko bemerkte, daß die Stimmung seines Gesprächspartnersjede Minute umschlug. Sein Gesicht wurde abwechselnd rot und bleich. Gerade noch hatte er ruhig und besonnen gesprochen, dann sank er plötzlich in sich zusammen, als hätte man die Luft aus ihm herausgelassen.
    Die Sekretärin brachte in dünnen Porzellantäßchen den Kaffee. Mittlerweile war Grischetschkin wieder munter geworden. Er rutschte in seinem Sessel herum, sprach hastig und aufgeregt:
    »Ich weiß, daß Gleb von einem Auftragskiller erschossen wurde. Alle wissen es. Ja, Kalaschnikow hatte viele Neider. Er war außergewöhnlich begabt und erfolgreich. Da ist es nicht weiter verwunderlich, daß ihn viele beneideten. Aber doch nicht so, nicht bis aufs Messer. Damit konnte niemand rechnen. Gleb hat auch selber nicht damit gerechnet, er war ein Mensch, der das Leben sehr liebte. Ihm ging immer alles leicht von der Hand, er hatte Glück, er dachte, er würde ewig leben.«
    Grischetschkin brach der Schweiß aus.
    »Ich verstehe.« Kusmenko nickte, als hätte er die Erregung des anderen und seinen seltsamen letzten Satz nicht bemerkt. »Haben Sie irgendeine Vermutung in bezug auf den Auftraggeber? Einen konkreten Verdacht?«
    »Ich weiß nicht.« Grischetschkin sank wieder in sich zusammen, wurde matt und abwesend.
    »Und warum befürchten Sie, das nächste Opfer zu werden?«
    »Einfache Arithmetik!« Grischetschkin seufzte. »Wenn man den Chef ermordet, ist als nächster der Geschäftsführer dran. Sie werden jetzt im Privatleben von Kalaschnikow herumstochern und dabei jede Menge Unrat finden, und inzwischen geht Ihnen der wirkliche Mörder durch die Lappen! Ja, Kalaschnikow war kein besonders anständiger und sauberer Mann, aber lassen Sie diese Dinge ruhen. Hören Sie? Viele haben ihn gehaßt, aber niemand hätte ihn deshalb aus dem Hinterhalt erschossen. Niemand.«
    Der Dicke geriet wieder in Erregung, begann zu schreien, wurde dunkelrot und hob schon den Arm, um auf den Tisch zu schlagen, aber im letzten Moment überlegte er es sich anders, die mollige Hand sank kraftlos und weich auf die Tischplatte aus Eichenholz. Der Major beobachtete diesen sonderbaren Ausbruch von Nervosität und versuchte zu begreifen, was hier überwog – echte Hysterie und Angst oder ein wohlkalkuliertes Schauspiel.
    Wieso will er mich unbedingt davon überzeugen, daß es nur ein Auftragsmord sein kann? Hofft er vielleicht, daß wir ihm unbesehen glauben und unsere Nase nicht in die Privatangelegenheiten seines Chefs stecken? Das kann nicht sein, er ist doch kein Trottel. Wieso also dann? dachte Kusmenko und sagte langsam: »Aber trotzdem hat ihn jemand erschossen.«
    »Nodar Dotoschwili.« Grischetschkin nannte diesen Namen kaum hörbar und verstummte gleich darauf, sein Gesicht wurde abrupt bleich, er schloß die Augen und lehnte sich ermattet im Sessel zurück.
    »Pardon, Felix Eduardowitsch, aber wer ist Nodar Dotoschwili?«
    »Spielen Sie nicht den Dummen.« Grischetschkin öffnete die Augen, die rot und entzündet aussahen. »Sie sind Einsatzleiter, Sie haben Ihr eigenes Informantennetz. Seit dem Mord sind mehr als vierundzwanzig Stunden vergangen, inzwischen haben Sie genug Zeit gehabt, die Geschichte von Golbidse und seinem Spitzel Nodar Dotoschwili zu erfahren. Golbidse, sein Spitzname ist Täuberich, hat versucht, sich unser Casino unter den Nagel zu reißen,

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