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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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es war freche, offene Erpressung. Und dann hat er seinen Mann bei uns eingeschleust. Dieser Typ hat überall seine Nase reingesteckt, hat den Croupier bei der Arbeit beobachtet, hat aufgepaßt, wer wieviel gewinnt und verliert, und hat sich überhaupt so dreist aufgeführt, als ob der Laden schon ihm gehöre.«
    »Entschuldigen Sie«, unterbrach ihn der Major, »in welcher Eigenschaft wurde dieser Nodar Dotoschwili denn ins Casino eingeschleust?«
    »In gar keiner! Das ist es ja gerade, er trieb sich einfach jede Nacht hier rum, schlenderte durch die Säle, spielte nicht und bestellte fast nichts.«
    »Aber die Wache brauchte ihn doch nicht reinzulassen«, bemerkte Kusmenko.
    »Begreifen Sie denn nicht?« Grischetschkin verzog das Gesicht. »Einen von Täuberichs Leuten ohne schwerwiegenden Grund nicht ins Casino zu lassen, ihn einfach an die Luft zu setzen – das wäre eine Provokation gewesen, das hätte Krieg bedeutet. Und ein offener Krieg mit Täuberich wäre für unseren Club praktisch das Ende gewesen. Wenn man jeden Moment mit einer Schießerei rechnen muß, bleiben bald die wichtigen Gäste weg. Wir können unseren Ruf nicht derart aufs Spiel setzen.«
    »Logisch.« Der Major nickte. »Aber daraus, daß Golbidse sich Ihr Casino unter den Nagel reißen wollte, folgt noch keineswegs, daß einer seiner Männer Kalaschnikow ermordet hat.«
    »Sie wissen noch nicht alles. Dotoschwili hat schließlich doch noch angefangen zu spielen und eine große Summe verloren, fünfzigtausend Dollar. Er konnte nicht gleich bezahlen und geriet in Panik. Die Hauptbedingung für seine Arbeit hier war ja, nicht zu spielen. Gleb gab ihm für unbestimmte Zeit Aufschub, hat ihm im Grunde genommen die Schuld erlassen.«
    »Sie wollen sagen, Dotoschwili hat dieses Geld im Casino verspielt?« fragte der Major.
    »Ja. Beim ›Black Jack‹.«
    »Aber es gab doch Zeugen für das Spiel. Den Croupier, andere Spieler. Von der Schuld wußten genügend Leute. Ein Mord an Kalaschnikow hätte ihm nichts genützt, er blieb trotzdem Schuldner.«
    »Gleb hat allen gesagt, Dotoschwili habe gezahlt.«
    »Wie das?«
    »Genau so. Alle glauben, daß Nodar Dotoschwili unserem Casino nichts mehr schuldig ist. Die Wahrheit kennen nur zwei – Gleb und ich. Und jetzt nur noch ich. Verstehen Sie, daß ich Grund habe, um mein Leben zu fürchten?«
    Na, vermutlich wissen außer dir auch noch Ljalja Rykowa und Lunjok davon, dachte der Major. Höchstwahrscheinlich noch der eine oder andere mehr. Aber im großen und ganzen hast du recht. Allzu viele Eingeweihte gibt es wirklich nicht. Es gibt nur Gerüchte, nicht mehr.
    Kusmenko wußte von der Geschichte mit Dotoschwili nur deshalb, weil er sich schon seit langem für Täuberich interessierte und überall, wo man seiner vielleicht habhaft werden konnte, Informanten sitzen hatte.
    Ein Informant, der seit kurzem im Casino als Reinigungskraft arbeitete, war besonders eifrig gewesen, weil er als Krimineller mit langer Berufserfahrung gegen den blutjungen Täuberich einen persönlichen Groll hegte. Täuberich war auf diesen fetten Happen schon seit langem scharf und verfolgte hier seine speziellen Interessen. Und der Major interessierte sich schon seit einem Monat für alles, was in diesem Luxusschuppen vor sich ging.
    Von diesem Informanten hatte Kusmenko auch erfahren, daß sich hartnäckige Gerüchte hielten, der nervöse Geschäftsführer würde auf seinem einträglichen Posten noch zusätzlich einiges zur Seite schaffen. Gleb Kalaschnikow mochte auf viele den Eindruck eines leichtsinnigen und verschwenderischen Menschen machen, aber sein Geld zählte er genau. Auf frischer Tat hatte er Grischetschkin nicht ertappt – aber vielleicht nur deshalb nicht, weil er rechtzeitig umgebracht worden war?
    Natürlich hatte Felix Grischetschkin nicht aus dem Gebüsch auf seinen Chef geschossen. Er war bis zwei Uhr nachts am Theaterbüfett geblieben. Mehrere DutzendLeute hatten ihn dort gesehen – ein hieb- und stichfestes Alibi. Aber einen Killer hätte er ohne weiteres engagieren können. Seine Motive waren womöglich sogar noch gewichtiger als die von Nodar Dotoschwili.
    ***
    »Irina Borissowna, wissen Sie vielleicht, wer heute dran ist, den Flur zu wischen?« fragte die fünfzigjährige Buchhalterin Grigorenko, ohne den Blick von der Zeitung zu heben.
    Aus unerfindlichen Gründen trank sie ihren Tee nie in ihrem eigenen Zimmer, sondern immer in der Küche der Gemeinschaftswohnung, während sie am Fenster stand und ihre

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