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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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ich kein Geld. Zu Tode quälen wird dich die Nebenbuhlerin, sie hat den bösen Blick und eine schwarze Seele. Sie wird dir eine schreckliche Krankheit anhexen. Trenn dein Kissen auf!«
    Mit diesen in raschem, heiserem Rezitativ heruntergehaspelten Gemeinheiten verschwand die Stadtstreicherin im Gebüsch.
    Sobald sie zu Hause waren, ging Shannotschka ins Schlafzimmer.
    »Laß das doch«, bat Katja, »spiel du nicht auch noch verrückt.«
    »Ich muß mich erst überzeugen, daß das Unsinn ist.«
    Katja seufzte, ging in die Küche und zündete sich eine Zigarette an.
    »Was für ein dummes, widerliches Zeug!« sagte sie laut zu sich selbst.
    Einige Minuten später hörte sie Shannotschkas Aufschrei:
    »Komm her und sieh dir das an!«
    Das Schlafzimmer war voller Federn, genau wie Shannotschka selbst. Auf dem Boden lag ein aufgeschlitztes Kissen. In der Hand hielt Shannotschka irgendwelche bemalten Holzspäne, den gelblichen Stummel einer Kirchenkerze und einen Papierstreifen mit einem Totengebet, wie man sie bei der Beerdigung den Verstorbenen auf die Stirn zu legen pflegt.
    »Wirf das weg! In den Sack und dann gleich in den Müllschacht!« sagte Katja.
    »Zuerst müssen wir herausfinden, was das bedeutet«, erklärte Shannotschka mit schaurigem Flüstern.
    »Es gibt nichts herauszufinden. Wirf dieses eklige Zeug zusammen mit dem Kissen weg. Dieser ganze Plunder soll doch nur abergläubische Angst hervorrufen.«
    »Aber es war jemand hier«, stellte Shannotschka fest, »jemand ist ins Haus eingedrungen, hat das Kissen aufgetrennt, das alles hineingestopft und es wieder zugenäht, dann den Teppichboden gefegt und die Federn eingesammelt. Das muß mindestens eine halbe Stunde gedauert haben. Und vor allem – woher wußte die Stadtstreicherin davon?«
    »Gleb schleppt ab und zu seine Weiber hierher. Im August war ich auf Tournee, da hat er sich bestimmt hier amüsiert«, sagte Katja müde. »Laß gut sein, Shannotschka. Mir reicht’s.« In diesem Moment klingelte das Telefon.
    »Grüß dich, Katja«, erklang die fröhliche Stimme von Margarita Krestowskaja, »ihr habt doch ein amerikanisches Slangwörterbuch, wenn ich mich nicht irre. Kannst du mir das für eine Woche leihen?«
    »Natürlich, komm vorbei«, erwiderte Katja.
    »Prima!« rief Shannotschka freudig, als sie hörte, werkommen würde. »Margarita kennt bestimmt eine Wahrsagerin oder Magierin, sie hat eine solche Masse von Bekannten. Sie wird uns helfen.«
    »Nein.« Katja holte den Staubsauger aus dem Schrank. »Wir räumen alles weg und werden mit Margarita nicht darüber sprechen. Sonst erzählt sie es noch weiter, und dann fängt die Gerüchteküche an zu brodeln.«
    Sie schafften es nicht rechtzeitig, alle Federn wegzusaugen, schon zehn Minuten später klingelte es an der Tür. Wahrscheinlich war Margarita in der Nähe gewesen und hatte aus dem Auto angerufen.
    »Was macht ihr denn da, habt ihr gerade ein Huhn gerupft?« fragte sie lachend, als sie den mit Federresten übersäten Teppichboden erblickte.
    »Uns ist etwas Scheußliches passiert.« Shannotschka hatte Katjas Bitte, nichts zu erzählen, prompt vergessen, erzählte Margarita ausführlich von der Stadtstreicherin und zeigte ihr die Gegenstände, die sie aus Katjas Kopfkissen gezogen hatte.
    Margarita stand mit offener Wildlederjacke in der Tür zum Schlafzimmer und lauschte schweigend und ernst.
    »Wißt ihr was«, sagte sie, als Shannotschka geendet hatte, »ich rufe jetzt gleich eine Bekannte an, sie ist Wahrsagerin, schon in der dritten Generation. Mit solchen Sachen scherzt man nicht. Wie fühlst du dich?« Sie blickte Katja aufmerksam an. »Hattest du in letzter Zeit vielleicht Kopfschmerzen oder Schwächeanfälle?«
    »Also, jetzt reicht’s.« Katja schaltete den Staubsauger ein. »Das ist doch wirklich idiotisch!«
    »Nein, warte.« Margarita trat mit dem Fuß auf den Staubsaugerknopf, das Gerät verstummte. »Du nimmst diese Dinge zu leicht. Ich will dich nicht erschrecken, aber das ist ernst. Wer weiß, wie lange du schon auf dem verhexten Kopfkissen geschlafen hast. Der böse Zauber muß wieder rückgängig gemacht werden.«
    »Blödsinn! Ein paar Späne, ein Kerzenstummel, ein Fetzen Papier mit einem Gebet. Das ist kein Atomreaktor und kein Quecksilber. Weg damit – aus den Augen, aus dem Sinn. Wenn man so etwas ernst nimmt, dann kann man wirklich krank werden.«
    »Ist dir das wirklich ganz egal? Hast du überhaupt keine Angst?« fragte Margarita leise.
    »Ich finde es widerlich,

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