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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Ehren?«
    »Ich kann nicht, Serjosha, ich muß noch fahren.«
    »Unsinn. Ich lasse meinen Chauffeur kommen, der bringt dich zurück. Wir müssen schließlich auf Glebs Andenken trinken.«
    Sie tranken schweigend, ohne anzustoßen. Der General seufzte kurz auf und blickte Kalaschnikow abwartend an.
    »Serjosha, ich möchte, daß du die Ermittlungen kontrollierst«, begann Kalaschnikow. »Höchstwahrscheinlich handelt es sich um einen Auftragsmord. Aber der Untersuchungsführer schließt auch andere Varianten nicht aus, persönliche Motive wie Eifersucht, Rache und ähnlicher Schwachsinn. Du weißt ja selbst, die Situation in unserer Familie ist nicht einfach. Ich möchte nicht, daß öffentlich schmutzige Wäsche gewaschen wird.«
    »Das möchte wohl niemand.« Der General lächelte bitter. »Du bist eine nationale Berühmtheit und noch dazu Abgeordneter. Und Gleb, Gott gebe ihm die ewige Ruhe, war auch nicht gerade unbekannt. Ich habe dich verstanden, Konstantin.«
    Kalaschnikow registrierte automatisch, daß der General in der letzten Zeit immer häufiger Gott und die Ewigkeit im Munde führte. Dabei war er noch vor kurzem ein militanter Atheist gewesen. Na, man mußte eben mit der Zeit gehen und der offiziellen Mode Tribut zollen. Ehemalige Parteifunktionäre, die noch gestern gegen die »religiösen Überbleibsel« gekämpft hatten, malten heute Ostereier an, ließen ihre Enkel taufen und für ihre verstorbenen Eltern Messen lesen, holten den Popen, um ihre Villa und ihren Mercedes, ihre Restaurants und ihre Geschäfte zu segnen
    . »Den Mörder muß man im kriminellen Milieu suchen«, sagte er leise, ohne den General anzusehen.
    »Klar.« Der General nickte.
    »Uns beiden ist das klar. Vielleicht ist es auch deinen Ermittlern klar, aber trotzdem sind sie verpflichtet, allen Theorien nachzugehen.«
    »Mach dir keine Sorgen. Sie verfolgen in erster Linie die Sache mit dem Auftragsmord und nehmen sich die Brüder von der Mafia vor.«
    »Ja, wahrscheinlich tun sie das wirklich.« Kalaschnikow hob seine Stimme etwas, er war sichtlich nervös. »Aber die Journaille fängt schon an, mich zu belästigen. Heute gehe ich aus dem Haus und komme nicht einmal bis zur Garage, da stürzen sich schon die Halunken vom Fernsehen auf mich, mit Kamera und Mikrofon. Verstehst du, für dieses Pack wäre es viel interessanter, wenn sich herausstellte, daß Gleb von irgendeinem eifersüchtigen Weibsbild oder von einem Verehrer Katjas ermordet worden ist. Ein Auftragsmord ist heutzutage eine alltägliche Sache. Aber ein Liebesdrama aus dem Leben der Prominenz – das gibt eine Exklusivstory. Es kostet sie fast nichts und bringt Millionen ein.«
    »Hatte Katja denn einen Verehrer?« fragte der General rasch.
    »Sie ist schließlich eine Primaballerina!« Kalaschnikow hob vielsagend die Arme. »Eine Primaballerina ohne Verehrer gibt es nicht.«
    »Nein, Konstantin, so war meine Frage nicht gemeint. Tu nicht so als ob, du hast mich sehr gut verstanden.« Er lächelte, um die scharfe Erwiderung abzuschwächen.
    »Ja, Serjosha, es gab da jemanden«, sagte Konstantin Iwanowitsch schnell. »Sie ist auch keine Heilige. Manchmal kam sie erst gegen Morgen nach Hause.« Er runzelte gequält die Stirn. »Das muß man nicht alles aufwühlen, ich bitte dich, Serjosha, wirklich nicht.«
    »Schon gut, reg dich nicht auf, ich werde die Angelegenheit unter meine Kontrolle nehmen. Aber was diese Mistkerle vom Fernsehen betrifft«, – der General zuckte die Achseln –, »was soll ich da sagen? Bei uns wird jeder mitDreck beworfen, davor ist niemand geschützt, nicht einmal der Präsident. Das ist Demokratie, Meinungsfreiheit, der Teufel soll sie holen. Mach dir darüber keine Gedanken, Konstantin. Was ist das schon, verglichen mit deinem Kummer. Mein Gott, wenn ich nur daran denke.« Der General holte schwungvoll aus und bekreuzigte sich. »Ich sehe Gleb noch als kleinen Knirps vor mir. So ein ulkiges Bürschchen … Er war ja genauso alt wie mein Wolodja. Wir haben uns kennengelernt, als sie in die Schule gekommen sind. Mich hatte man als Berater für einen Krimi geholt, es ging, glaube ich, um den Überfall auf eine Sparkasse. Hauptmann war ich damals. Und du hast in dem Film auch einen Hauptmann gespielt, einen Einsatzleiter der Miliz. Wie hieß der Film doch gleich noch, erinnerst du dich?«
    »Ich glaube, so hieß er auch: ›Die Heldentat des Milizhauptmanns‹«, Kalaschnikow lächelte, »oder doch so ähnlich … Nein, ich weiß es nicht mehr

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