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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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fassen, ekelte sich dann aber. »Warte, laß uns das bereden. Wie heißt du?«
    »Boris. Wie unser Präsident«, erklärte der Penner stolz.
    »Also, Boris. Fünfzig Grüne sind ein guter Preis für eine Information, die nicht nachprüfbar ist. Du kannst uns ja das Blaue vom Himmel vorlügen.«
    »Kann ich nicht.« Der Penner schüttelte energisch den Kopf. »Ich habe doch geschworen.«
    »Das ändert die Lage natürlich erheblich«, sagte Igor grinsend. »Sag mal, wie konntest du den Killer denn überhaupt sehen, wenn es dunkel war?«
    »Ich hab sehr gute Augen. Ich sehe im Dunkeln wie eine Katze.«
    »Na schön. Ein Vorschlag zur Güte. Wir legen dir auf den Fünfziger noch einen Fünfziger drauf, in Rubel«, bot Artjom an.
    Bremsen quietschten. Ein blitzender schwarzer Opel fuhr auf den Hof. Mit verzweifeltem Kläffen sprang eine kleine hellbraune Promenadenmischung im letzten Moment unter den Rädern hervor. Der Wagen stoppte. Ein schlankes zierliches Mädchen in engen Jeans und einer kurzen Wildlederjacke schlug die Autotür zu und ging auf den Hauseingang zu.
    »Du, ich glaube, das ist die Krestowskaja«, sagte Igor.
    »Nee, die sieht bloß so ähnlich aus.« Artjom winkte ab. »Obwohl … Ja, natürlich, das ist ja die Frau von Kalaschnikow senior.«
    Die beiden hatten sich nur für eine Sekunde ablenken lassen, aber als sie sich wieder umdrehten, war der Penner Boris verschwunden.
    »Verdammt, der hat sich verdrückt.« Artjom schlug sich vor Ärger so heftig aufs Knie, daß er schmerzhaft dasGesicht verzog. »Das ist deine Schuld, du hast gesagt, tschüs, und jetzt ist er weg.«
    »Na und wennschon!« Igor zuckte die Achseln. »Ein gewöhnlicher Betrüger.«
    »Und wenn nicht?«
    »Falls du nicht weißt, wohin mit deinem Geld, gib’s besser mir«, knurrte Igor. »Übrigens, da guckt es ja raus, unser Herzblatt. Keine Angst, solange er das Geld noch nicht hat, bleibt er uns erhalten.«
    Zwei Schritte von der Schaukel entfernt stand ein kleines Häuschen, wie es sie auf vielen Höfen gibt. Sie sind für die Kinder zum Spielen gedacht, aber Kinder krabbeln selten hinein. Aus den Märchenhäuschen stinkt es zehn Meilen gegen den Wind. Dort verrichten gewöhnlich Penner und Passanten, die es sehr eilig haben und keine öffentliche Toilette finden können, ihre Notdurft.
    Boris’ zerzauster Kopf ragte komisch aus der niedrigen Türöffnung.
    »Na, was ist?« fragte Artjom. »Komm schon raus.«
    Ächzend kroch der Penner aus dem Häuschen.
    »Sagt mal, Jungs, wer war denn die Tussi da in der schwarzen Karre?« fragte er geheimnisvoll flüsternd.
    Siwolap grinste spöttisch. »Hat sie dir gefallen?«
    »Große Klasse!« Boris kniff genießerisch die Augen zusammen. »Wie aus der Werbung.«
    »Das war die Schauspielerin Margarita Krestowskaja«, erläuterte Igor herablassend. »Aber warum hast du dich versteckt?«
    »Ich …«, – der Penner senkte verlegen den Blick –, »ich mußte mal austreten. Am Zaun geht das nicht, es sind zu viele Leute hier, Frauen, Kinder.«
    »Du bist wirklich ein Mensch mit Kultur!« bemerkte Igor.
    »Also Margarita Krestowskaja«, sagte der Penner nachdenklich. »Schauspielerin, sagst du? Wohnt die hier oder ist sie bloß zu Besuch?«
    »Lenk nicht vom Thema ab«, sagte Artjom stirnrunzelnd, »wir wollen deine Information hören. Igor, gib mir die Kamera.«
    »He, da hört der Spaß aber auf!« Der Penner hielt sich erschrocken den Ärmel vors Gesicht. »Das war nicht verabredet.«
    »Was hast du denn gedacht? Ohne Kamera und Mikrofon sind deine Worte keinen Pfifferling wert.«
    »Soll das heißen, ihr nehmt mich auf und zeigt das hinterher dem ganzen Land? Wie ich Döskopp erzähle, daß ich den Killer gesehen habe? Nee, nee, Jungs, kommt nicht in die Tüte!«
    »Niemand wird dich im Fernsehen zeigen«, erklärte ihm Artjom. »Dieser Film bleibt geheim. Solange sie den Killer nicht haben, geht er nicht über den Sender. Kapiert?«
    »Kapiert«, sagte der Penner, »aber ich lasse mich trotzdem nicht filmen. Wenn ich euch was über den Killer erzählen soll, dann her mit dem Zaster, und ich rede. Aber ohne Kamera.«
    »Warum bist du eigentlich nicht zur Miliz gegangen, wenn du gesehen hast, wie der Mord passiert ist?« mischte sich Igor ein.
    »Bist du vollkommen plemplem?« Der Penner lachte. »Freiwillig laß ich mich bei den Bullen nicht von weitem sehen!«
    »Wir vertrödeln die Zeit.« Artjom verlor langsam die Geduld, außerdem fürchtete er, durch das Hin und Her mit diesem

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