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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Vogelscheuche in einem giftig-lila Jackett und fuchtelte vor der Kamera mit den Armen.
    »Wie? Sind die immer noch hier?!« Shannotschka huschte zum Fenster. »Die warten auf Katja, die Schweine! Vor einer Stunde waren sie direkt an der Wohnungstür, ich hab sie achtkantig rausgeschmissen, sogar mit der Polizei gedroht.«
    »Das ist Siwolap, glaube ich. Er hat gestern abend Konstantin Iwanowitsch an der Garage abgepaßt und ihn fast bis zum Herzinfarkt gebracht. Ruf Katja an und warne sie, sonst stürzen sich diese Geier gleich auf sie, und sie verliert noch den Kopf.«
    »Ich weiß nicht, wo sie ist«, sagte Shannotschka schnell, ging vom Fenster weg und machte sich mit neuer Energie über das Fleisch her.
    »Wozu hat sie ein Handy?« sagte Margarita achselzuckend, ohne sich vom Fenster wegzurühren. »Ich werde sie anrufen.«
    »Sie hat ihr Handy zu Hause gelassen.« Shannotschka seufzte. »Dieser Artjom Siwolap hat keine Scham und kein Gewissen. Aber was er von Boris will, ist mir schleierhaft.«
    »Du kennst diesen Penner mit Namen?« fragte Margarita verwundert.
    »Den kennen hier alle. Siehst du dahinten im Hof die einstöckige Bruchbude? Das Haus soll schon seit langem abgerissen werden, aber vorläufig sind da noch alle möglichen Leute untergekrochen. Boris wohnt da seit drei Jahren. In nüchternem Zustand ist er eine fürchterliche Klette. Und wenn er betrunken ist, grölt er nächtelang Lieder.«
    Margarita blickte einige Minuten schweigend zum Fenster hinaus, ihre Zigarette brannte bis zum Filter herunter, sie zündete sich sofort die nächste an und wandte sich zu Shannotschka um.
    »He, du Meisterköchin, gleich hast du Hackfleisch. Hör auf herumzuhämmern. Wohin kann unser Vögelchen wohl entflattert sein? Morgen ist die Beerdigung, es ist noch so viel zu tun … A propos Flatterhaftigkeit. Sag mal, hat es Katja wirklich nicht gestört, daß Gleb sie dauernd betrogen hat?«
    Shannotschka schwieg einen Moment, dann fragte sie:
    »Margarita, mußt du beim Zwiebelschneiden sehr stark weinen? Ich heule dabei nämlich immer Krokodilstränen.«
    »Gut«, seufzte Margarita, »ich schneide dir die Zwiebeln. Man muß das Messer in kaltes Wasser tunken, dann braucht man nicht zu weinen.«
    »Ich weiß, aber bei mir hilft das nicht.«
    »Entschuldige, daß ich dich mit überflüssigen Fragen behellige.« Margarita lächelte schuldbewußt. »Es geht mich ja eigentlich nichts an. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie man acht Jahre lang mit diesem … du weißt schon, was ich meine. Unter uns gesagt, er war nicht den kleinen Finger von Katja wert. Habe ich recht?«
    »Du hast recht«, erwiderte Shannotschka kaum hörbar.
    »Siehst du. Ich hätte mich an ihrer Stelle entweder scheiden lassen oder ihm meinerseits die Hölle heiß gemacht. Katja hat doch diesen Dauerverehrer, diesen treuen Vasall. Hat sie ihn nicht wenigstens einmal erhört? Wenigstens aus Prinzip, um sich nicht als Idiotin zu fühlen?«
    »Margarita, was meinst du, sollen wir den Schweinebraten jetzt schon aufschneiden oder erst morgen?«
    »Morgen. Sonst trocknet er aus.« Margarita sah Shannotschka an und brach in munteres, herzliches Gelächter aus.
    »Was hast du?« fragte Shannotschka befremdet.
    »Du hättest als Kind ruhig Krieg spielen sollen, du hättest eine erstklassige Partisanin abgegeben. Wie geht es denn eurer Telefonschlange? Oder ist das jetzt auch ein Kriegsgeheimnis?«
    »Nein«, erwiderte Shannotschka düster, »das ist kein Geheimnis. Sie ruft nicht mehr an.«
    »Sie ist ganz verschwunden?«
    Shannotschka nickte schweigend.
    »Man hätte wenigstens einen Anruf mitschneiden sollen. So darf man sich nicht in die Pfanne hauen lassen.«
    »Katja hat sich von niemandem in die Pfanne hauen lassen!« widersprach Shannotschka. »Und wenn du es wissen willst, einen Anruf hat sie mitgeschnitten! Diese Giftspritze hat sie ja nach allem auch noch erpressen wollen.«
    »Erpressen? Womit?!«
    »Oje!« Shannotschka preßte sich erschrocken die Hand vor den Mund. »Es soll doch niemand wissen …«
    »Auch nicht der Untersuchungsführer?«
    »Nein, niemand.«
    »Ist Katja völlig übergeschnappt? Was stellt sie sich vor? Begreifst du, wie gefährlich das werden kann?« Margarita packte Shannotschka an den Schultern. »Der Mord an ihrem Mann wird untersucht, und sie verschweigt, daß sie telefonisch bedroht und erpreßt wird. Wo ist sie jetzt? Wieso kommt sie überhaupt nicht wieder?«
    »Ich weiß nicht … sie …« Shannotschka

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