Club Noir - 1
dürfen.“
„Andrew.“ Sie konnte die Tränen kaum noch zurückhalten. Seine Ablehnung schmerzte sie so sehr. Unbeholfen kroch sie vom Bett, stellte sich auf die Füße und wollte zu ihm. Aber bevor sie auch nur einen Schritt tun konnte, drehte er sich erneut zu ihr und befahl ihr mit seinem Blick auf grausame Art genau dort zu bleiben, wo sie war.
Innerlich flehte sie ihn an. Sie wäre vor ihm auf die Knie gefallen, hätte er sie nur gelassen.
„Arme Michelle. Du liebst mich. Das solltet du nicht tun.“
„Aber warum nicht? Warum willst du mich nicht mehr?“ Der Knoten platzte plötzlich und Tränen rannen über ihre Wangen. Sie schluchzte, während sie nach den richtigen Worten suchte. „Du liebst mich doch auch! Wir könnten für immer zusammen sein. Ich würde bei dir bleiben. Du hast die Macht dazu. Warum kannst du es nicht endlich tun?“
„Für immer?“ Andrew stand vor ihr und betrachtete sie voller Mitleid. „Was weißt du schon von der Ewigkeit, dass du dich so sehr nach ihr sehnst?“
Michelle keuchte. Sie wollte einfach nicht wahrhaben, was er da sagte. Das war nicht der Vampir, den sie zu kennen glaubte.
„Ich weiß genug von der Ewigkeit. Ich kenne dich.“
Seinen Biss und die blutverschmierten Lippen hatte sie gänzlich vergessen. Stattdessen wollte sie ihm in ihrer blinden Verliebtheit Verständnis entgegenbringen. Sie griff nach seiner Hand und schmiegte ihre Wange dagegen. Erneut begann sie wie eine Katze zu schnurren. Aber Andrew zeigte keinerlei Regung. Er blieb kalt.
„Geh!“, sagte er. „Lass mich allein!“
Augenblicklich entzog er ihr seine Hand. Er packte sie bei den Schultern und stellte sie auf die Füße. Die Geldscheine sammelte er von dem Satinlaken auf und drückte sie der verwirrten Michelle in die Hände.
„Du schickst mich wirklich weg?“
„Geh einfach!“
Draußen stand Michelle enttäuscht vor der verschlossenen Tür zu Andrews Zimmer, hob eine Hand und war versucht zu klopfen – um noch einmal Einlass zu erbitten. Aber sie wusste, dass es für sie keine Aussicht auf Erfolg gab. Ihr geliebter Vampir würde nicht einmal reagieren.
Sie betrachtete das Geld in ihren Händen. Es war tatsächlich mehr, als er oder irgendein anderer in diesem Club ihr jemals gezahlt hatte.
Während sie langsam dicht neben der Wand entlang schlich und sich von Andrews Zimmer entfernte, zählte sie gedankenverloren die Scheine nach.
„Er ist großzügig.“
Michelle hielt inne. Sie spähte durch die Dunkelheit des Flures. „Wer ist da?“ Das war eine Sache, die sie im Umgang mit Vampiren hasste, denn ganz im Gegensatz zu den Menschen bereitete es den Vampiren keine Schwierigkeiten, in der Finsternis zu sehen.
„Ein Freund.“ Auffordernd legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Sie war kalt und Michelle zuckte unweigerlich zusammen. Erschrocken schnellte sie herum.
„Louis.“
Sie sah das Lächeln in seinem Gesicht, so warm, dass sie ihm am liebsten in die Arme gesunken wäre. Sein Anblick, der auf sie in diesem Moment so überaus stark und männlich wirkte, ließ sie schwach werden.
„Und ich habe mich immer gefragt, warum du ihn uns anderen vorziehst. Jetzt ist mir einiges klar.“
„Nein, das siehst du falsch“, protestierte Michelle. Sie griff abrupt nach seiner Hand, als er Anstalten machte, wieder zu verschwinden. „Es ist nicht wegen des Geldes.“
„Ach so.“ Louis hob eine Augenbraue. Er näherte sich ihr so schnell, dass ihr der Atem stockte. In ihr keimte bereits ein erwartungsfrohes Prickeln auf, noch bevor er sie auch nur berührt hatte.
„Dann siehst du also mehr in ihm. Du bist in ihn verliebt.“ Sein Blick durchdrang sie.
Michelle konnte ihm kaum Stand halten. Sie kam sich wie ein törichtes junges Mädchen vor. „Nein …“, stotterte sie hilflos, „ich bin nicht verliebt … was für ein Unsinn!“
Ja, es war unsinnig, ein unsterbliches Wesen zu lieben. Zumindest war sie bemüht, sich genau das einzureden. „Er hat nur …“ Sie überlegte kurz. „Er hat meine Bedürfnisse einfach nicht befriedigt, wenn du verstehst, was ich meine.“
Louis musterte sie misstrauisch. „Warum sollte er dir dann so viel Geld geben?“
„Vielleicht, um ihn nicht zu verraten?“ Michelle staunte über ihre eigenen Worte, ließ sich aber nichts anmerken.
„Schweigegeld also?“, fragte Louis interessiert nach.
Nun hatte sie seine volle Aufmerksamkeit. Er witterte eine Gelegenheit, sich an Andrew zu rächen – und genau das wollte er. Er
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