Club Noir - 1
sie die Augen.
Wo war er?
Müde erhob sie sich, gähnte und streckte sich. Kerzenlicht erfüllte das Schlafzimmer nach wie vor. Ein angenehmer Duft legte sich auf ihre Sinne. Nur Andrew fehlte.
Sie stand auf und sah sich suchend um. Ein Hemd von Andrew lag glatt über der Lehne eines Stuhles. Kurzentschlossen nahm sie es und schlüpfte hinein. Es war viel zu weit und zu lang, doch das störte sie nicht. Auf leisen Sohlen schlich sie aus dem Schlafzimmer und hinein in den Raum mit dem offenen Kamin. Das Feuer brannte noch immer und erzeugte eine angenehme Wärme. Von Andrew entdeckte sie jedoch weit und breit keine Spur.
Sie fragte sich, warum er sie schon wieder allein zurückgelassen hatte. Allerdings befand sie sich dieses Mal nicht in ihrem Hotel, sondern in seinem persönlichen Reich. In gewisser Weise sogar an seiner Arbeitsstelle. Daher redete sie sich ein, die Geschäfte hätten nach ihm gerufen. Kein Grund zur Sorge!
Gerade wollte sie wieder zurück ins Schlafzimmer, als sie ein Knarren hinter sich vernahm.
„Andrew?“ In freudiger Erwartung wandte sie sich herum. Doch er tauchte nicht vor ihren Augen auf. Stattdessen sah sie, wie das Bücherregal in Bewegung geriet. Sie hielt den Atem an und rechnete bereits mit dem Schlimmsten. Die Wand aus Büchern schwang jedoch lediglich zur Seite und gab ihr den Blick auf einen Geheimgang frei. Auch darin brannten – in Kopfhöhe an den Wänden befestigt – Kerzenleuchter.
Wollte er sie etwa erneut verführen – auf eine geheimnisvolle Art und Weise?
Jesse trat auf den Gang und erkundete ihn zögerlich. Ihr war etwas mulmig zumute. Dennoch ging sie weiter in die Ungewissheit, darauf hoffend, am Ende ihrem Geliebten in die Arme zu stolpern.
Ein roter Samtvorhang beendete ihren Weg. Durch einen winzigen Spalt gewährte er Einblick auf das Geschehen dahinter. Jesse nahm Gestalten wahr. Nicht nur eine. Mehrere Personen mussten sich dort befinden. Stöhnen – gefolgt von einem wilden Aufschrei – drang an ihre Ohren.
Sie zuckte zurück, presste sich flach atmend gegen die Wand. Offensichtlich hatte das Bücherregal den Gang nur versehentlich freigegeben. In keinem Falle konnte sie sich vorstellen, dass Andrew sie bewusst an diesen Ort gelockt hatte. Sie hätte auf der Stelle kehrt machen sollen. Allerdings keimte die Neugier in ihr auf. Sie musste ganz einfach sehen, was dort vor sich ging.
Leise bewegte sie sich auf den Spalt in dem Vorhang zu. Sie hielt die Luft an, als sie die Bilder nun in vollem Ausmaß zu sehen bekam.
Mehrere Frauen, teils in Reizwäsche, teils nackt, streiften wie selbstverständlich um die anwesenden Männer. Sie alle wirkten elegant und von unvergleichbarer Schönheit. In ihrer Mitte befand sich eine Art Bett. Eine große runde Spielwiese, auf der sich ein Paar hemmungslos seiner Leidenschaft hingab.
Jesse konnte kaum glauben, was sich dort – in unmittelbarer Nähe von Andrews Räumen – abspielte. Offensichtlich wurde sie gerade Zeugin einer Orgie.
Während die Frau vollkommen unverhüllt und offenherzig in den Kissen lag, lehnte der Mann noch beinahe in kompletter Bekleidung über ihr. Seine Hände pressten fordernd ihre Schenkel zu den Seiten. Er beugte sich zu ihrem Schoß hinunter. Nur undeutlich konnte Jesse erkennen, wie seine Zungenspitze im nächsten Augenblick über die Schamlippen der Frau spielte.
Ein wohliger Schauer durchfuhr Jesse. Obwohl es ihr unangenehm war, erregte sie dieses Spiel. Ihre Gedanken drifteten ab. Sie wünschte sich Andrew an ihre Seite. Seine forschenden Hände auf ihrer Haut, seine leidenschaftlichen Küsse.
Der Mann in dem merkwürdig rot schimmernden Raum hatte seinen Oberkörper unterdessen an der Frau hinaufgeschoben. Er küsste ihren Hals, während sein Po sich drängend vor und zurück bewegte.
In Jesses Unterleib kehrte die Hitze zurück. Sie biss sich auf die Unterlippe und rang um Selbstbeherrschung.
Die Frau bäumte sich auf, schrie vor Wollust. Ihre Augen traten hervor. Sie schien unter seinen Stößen regelrechte Qualen zu leiden.
Im nächsten Moment geschah etwas Merkwürdiges. Das Gesicht des Mannes verzog sich zu einer dämonischen Grimasse. Jesse konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, er würde genau in ihre Richtung sehen. Seine Augen funkelten wild. Raubtiergleich knurrte er auf. Scharfe Reißzähne wuchsen aus seinem Mund. Er holte knapp aus, bevor er sich in dem Hals der Frau verbiss. Diese stöhnte nur noch lauter auf. Sie zappelte unter ihm, verkrallte sich in
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