Club Noir - 1
bringen.“
„Das will ich doch hoffen.“
Wie ein wildes Tier, das sich unfreiwillig zurück in seinen Käfig begab, trat Andrew in seine Räumlichkeit im Club. Noch einmal war er zuvor jagend durch die Straßen gewandert, um seinen Durst zu stillen. Nie wieder würde er sich die Schwäche zugestehen, die Louis hinterhältig ausgenutzt hatte.
Durch seinen ausgiebigen Genuss an Nahrung war ihm jedoch auch kostbare Zeit verloren gegangen. Während er noch mit sich rang, was zu tun war, floss die Zeit dahin. Die Nacht rückte erbarmungslos auf ihre Grenzen zu. Andrew knurrte wild. In diesem Moment erklang ein erschrecktes Aufkeuchen.
Andrew horchte auf. Er durchquerte den ersten Raum. Die menschliche Anwesenheit versteckte sich in seinem Schlafzimmer. Seine Sinne waren aufs Sensibelste geschärft. Er spürte ganz deutlich jede Regung des Wesens.
Als er die Tür mit voller Wucht aufstieß, so dass sie sich knallend in die Wand bohrte, entdeckte er eine klägliche Gestalt. Sie saß kauernd auf seinem Bett, hielt die eigenen Glieder fest an sich gepresst. Ihre Augen wirkten kalt und doch glitzerte ein Hauch von Tränen darin.
„Michelle?“ Andrew war erstaunt. Erneut hatte sie sich in seine Nähe gewagt, obwohl sie seinen letzten unwirschen Ausbruch längst nicht vergessen haben konnte.
„Das hättest du nicht gedacht oder?“ Sie blickte ihm – plötzlich mutig geworden – direkt ins Gesicht. „So leicht lasse ich mich nicht von dir zurückweisen. Auch wenn du mich anschreist. Wenn du gemein zu mir bist …“ Sie stockte. „Weißt du, ich kann einfach nicht anders. Ich muss in deiner Nähe sein.“ Mit einem unbeholfenen Satz glitt sie vom Bett auf ihn zu. Sie presste sich an seine muskulöse Brust, klammerte sich fest an seinen Oberkörper. „Du weißt ja nicht, wie es ist.“
Andrew wurde von dem Strom ihrer aufkeimenden Gefühle regelrecht überwältigt. Er zwang sich dazu, sie behutsam zu behandeln, obwohl er sie lieber nicht so sehr in seiner Nähe gewusst hätte. Seine Hand strich abwesend über ihr rotschimmerndes Haar, während seine Gedanken einzig und allein Jesse galten.
„Du musst dich beruhigen, Michelle. Ganz ruhig, hörst du mich? Alles wird wieder gut.“ Seine Stimme klang monoton und vollkommen abwesend.
Erst, als er Michelles Hand bemerkte, die langsam an seinen Bauchmuskeln hinabfuhr, zuckte er alarmiert zusammen. Bevor sie die Stelle zwischen seinen Beinen erreichen konnte, schob er sie grob von sich.
„Dir scheint es nicht so schlecht zu gehen, wie du vorgibst“, funkelte er sie ungehalten an. „Du solltest endlich begreifen, dass ich für deine Annährungsversuche nicht empfänglich bin.“
Michelle kämpfte sich frei. „Du bist in sie verliebt, habe ich Recht?“, schrie sie voller Wut. In ihren Augen konnte Andrew jedoch eine tiefe Traurigkeit erkennen. Sie fühlte sich verletzt und zurückgewiesen. Warum er sie abwies, konnte sie nicht verstehen.
„Michelle.“ Seine Stimme wurde weich. Er legte beruhigend einen Arm um ihre Schultern. In diesem Moment brach alles Unglück und jeglicher Kummer aus ihr hervor. Sie sank an Andrews starke Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf. Immer wieder schniefte sie. Ihre Versuche, sich zusammenzureißen, schlugen allesamt fehl. Es dauerte eine ganze Weile. Andrew wiegte sie wie ein Kind in den Armen.
„Sei nicht traurig, kleine Michelle.“ Er streichelte ihr sanft über den Rücken. „Wir beide waren nie füreinander bestimmt.“
Sie schnaufte verächtlich.
„Ich bin mir sicher, dass dir früher oder später jemand begegnen wird, der dich so sehr liebt, wie du es verdienst. Aber dieser Jemand bin nicht ich. Das musst du verstehen.“
„Also, doch.“ Michelle löste sich von ihm und wischte mit dem Handrücken die Tränen aus ihren Augen. „Ich habe es gewusst. Du bist in sie verliebt! … Andrew – der größte Casanova von Brüssel hat sein Herz an eine gewöhnliche kleine Engländerin verloren.“
Andrew lächelte.
„Nein, Michelle. Ich kann niemanden wirklich lieben. Das weißt du. Dazu bin ich nicht fähig.“
„Oh.“ Sie betrachtete ihn mit einem kritischen Blick. Ganz offensichtlich verweigerte er sich seiner eigenen Gefühle.
„Dann beunruhigt es dich ja auch sicher nicht, dass deine Ex-Geliebte in diesem Moment wahrscheinlich in Lebensgefahr schwebt.“
„Was sagst du da?“ Andrew sprang zurück und starrte Michelle wild an.
„Ich dachte, du bist zu solchen Gefühlen nicht fähig?“
„Was ist
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