Club Noir - 1
darum, dir das Leben zu retten.“ Seine Forderung drang tief in ihr Bewusstsein ein. Sie hörte seine Stimme in ihrem Kopf immer und immer wieder. Wie ein grauenhaftes Echo des Bösen.
Jesse wollte ihm einfach nicht zuhören. Ihren Geist wollte sie vor ihm verschließen. Aber selbst dazu fehlte ihr die Kraft. Es gab keine Hoffnung für sie. Sie würde sterben.
„Nein.“
Fordernd glitten die Finger von Louis über ihren Körper. Er küsste ihren Hals, fuhr mit der Zunge über ihre Brüste. „Du musst nicht sterben. Ich biete dir die Ewigkeit an meiner Seite. Hör endlich auf, dich gegen mich zu wehren.“
„Lass mich“, presste sie schwach hervor. Sie erschrak über ihre eigene gebrochene Stimme. „Ich will die Ewigkeit nicht. Geh … Lass mich …“
Erschöpft sank sie wieder in sich zusammen. Allein diese Worte hatten sie ein erhebliches Maß an Kraft gekostet. Sie wusste, dass sie sich nicht lange wach halten konnte. Womöglich würden auch bald die Lungen den Dienst versagen. Schon jetzt brannte jeder Atemzug in ihrer Kehle. Zudem war da wieder dieser Geruch nach Blut. Er stieg ihr so eindringlich in die Nase, dass es sie wahnsinnig machte. Sie wollte heulen. Ihr Körper schüttelte sich krampfartig. Doch keine Träne rann über ihre Wange, als wären selbst ihre Augen bereits ausgetrocknet.
„Jesse, meine Hübsche.“ Er umgarnte sie. „Ich brauche dich. Das weißt du. Du kannst dich mir doch nicht einfach so entziehen.“
„Und ob sie das kann.“
Louis fuhr herum. Mit einem extrem schnellen Satz sprang er über Jesses Beine – hinein in seine Angriffsposition. Er fauchte den Eindringling an. „Was fällt dir ein?“
„Das sollte ich wohl eher dich fragen.“ Andrew stand mit versteinerter Miene vor ihm. Es schmerzte ihn, Jesse in dieser Verfassung zu sehen. Er ließ sich jedoch nichts anmerken, sondern konzentrierte sich voll und ganz auf Louis.
Dieser wich zurück. Er fühlte sich nicht annähernd so stark, wie bei ihrem letzten Zusammentreffen. In dieser Nacht hatte er sich noch nicht genährt. Innerlich verfluchte er seine eigene Leichtsinnigkeit. Er hatte geglaubt, die Dunkelheit für sich zu nutzen und Jesse zu seiner Gefährtin machen zu können, bevor Andrew auftauchte. Nun stellte er allerdings fest, dass sein Zeitplan nicht aufgegangen war.
„Deine Jesse gehört jetzt mir! Du hast hier nichts verloren!“
Andrew schenkte ihm ein überlegenes Grinsen. „Es tut mir Leid, wenn ich dich enttäusche. Aber ich sehe die Sache doch etwas anders. Jesse gehört dir nicht.“
„Ach, du glaubst, dass sie dir gehört?“
„Nein. Sie gehört sich selbst.“
Louis schnaufte spöttisch. Er konnte diese ruhige, alles beherrschende Art von Andrew nicht ausstehen. „Das ist ausgemachter Blödsinn! Ich werde sie zu meiner Gefährtin machen – und du wirst mich nicht daran hindern!“
„Das werden wir ja sehen.“
Wie zwei wilde Tiere umkreisten sich die Männer. Hitze erfüllte den Raum. Andrew suchte nach einem geeigneten Angriffspunkt, ohne Jesse dabei in Gefahr zu bringen. In jedem Falle wollte er weiteres Leid von ihr abwenden. Sie seufzte, als sie schwach seine Anwesenheit spürte. Doch sie hatte ihr Bewusstsein beinahe verloren. Sie nahm nichts mehr tatsächlich wahr. Nur ihr Unterbewusstsein registrierte die Schatten der beiden Vampire.
Louis hingegen kannte keinerlei Skrupel, das Leben des Mädchens zu opfern. Er schoss auf sie zu, krallte sich in ihren Haaren fest und richtete seine Zähne bedrohlich auf ihr zartes Fleisch. Mit einem selbstzufriedenen Lachen registrierte er das Aufblitzen in Andrews Augen.
„Du wirst ihr kein Haar krümmen!“
„Versuch es doch zu verhindern“, zischte Louis. Er streifte ihren Hals bereits mit seinen Zähnen, um sich zum wiederholten Male von ihr zu nähren. Ein kläglich aufkeuchender Laut verließ Jesses Lippen, als er sich in ihr verbiss. Dieser Angriff von ihm würde tiefe Spuren auf ihrer Haut hinterlassen. Er trank ohne zu zögern. Das Leben entwich ihrem Körper. Ihre Atmung versiegte in ein kaum wahrnehmbares Minimum.
Andrew machte einen Satz nach vorne. Er packte Louis hart an der Kehle, würgte ihn, so dass er das Blut wieder ausspucken musste. Einige Tropfen landeten auf Jesses Gesicht und verursachten einen grotesken Anblick. Sie wirkte bereits wie tot. Alles in Andrew schrie nach Vergeltung. Am liebsten hätte er von Louis gelassen und stattdessen Jesse auf seine Arme gehoben. Es drängte ihn danach, sie an einen sicheren
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