Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung
einzuleiten. Zur Erzeugung durchschlagender und
überdauernder Effekte muss im Coaching meistens eine gezielte Veränderung an beiden Gruppen von Mustern, an den Deutungen
und
an den Handlungen von Klienten stattfinden.
|182| 2.2 Gezielte Wirkungen
Am Endpunkt von Rekonstruktionen steht meistens eine Vereinbarung zwischen Coach und Klient, welche Aspekte des Klienten im
weiteren Verlauf einer Coaching-Sitzung, einer Coaching-Sequenz oder eines gesamten Coaching-Prozesses gezielt verändert werden
sollen. Im Sinne einer vorläufigen Kategorisierung kann Coaching auf die Erweiterung von Deutungsmustern, auf die Umstrukturierung
von Deutungs- und Handlungsmustern abzielen, oder es kann auf die Erweiterung von Handlungsmustern gerichtet sein.
Bei gezielter Veränderungsarbeit ist zu berücksichtigen, dass die genannten Muster potenziell auf unterschiedlichen Bewusstseinsebenen
von Klienten angesiedelt sind. So handelt es sich bei manchen ihrer veränderungsbedürftigen Interpretations- und Aktionsschemata
um rational durchaus gut zugängliche Phänomene, während andere in vor-rationalen und damit oft auch vor-sprachlichen psychischen
Bereichen angesiedelt sind. Je nachdem, ob sie dem Bewusstsein eher zugänglich sind oder nicht, benötigen sie auch unterschiedliche
Weisen gezielter Veränderung.
Erweiterung von Deutungsmustern
Viele Klienten treten überhaupt nur deshalb ins Coaching ein, weil sie ihren beruflichen Horizont erweitern wollen. Wie im
Zusammenhang mit Themenpräferenzen von Managern, Sozialmanagern und Freiberuflern angesprochen, suchen sie professionelle
Sichtweisen zu erwerben, die ihnen bislang noch nicht zugänglich waren. So wollen viele Sozialmanager eine realistischere
Einschätzung als bisher von ihren Managementfunktionen oder von Wandlungsprozessen ihres organisatorischen Kontextes erwerben.
Und viele Führungskräfte aus Unternehmen interessieren sich dafür, wie sie die Interaktionen ihrer Mitarbeiter besser als
bisher zuordnen können.
Eine Erweiterung der Horizontstruktur bildet eine grundlegende Voraussetzung zur Steigerung beruflicher Effizienz. Die Anreicherung
des Repertoires von Zuordnungsmustern ist z. B. immer eine zentrale Voraussetzung für die Fortentwicklung sozialer Managementkompetenzen.
Erst wenn eine Führungskraft soziale Situationen spontan nach vielen unterschiedlichen Gesichtspunkten zu erfassen vermag,
besteht die Chance, dass sie in ihnen auch flexibler als bisher handeln kann.
|183| Wenn Klienten ihre Zuordnungsmuster erweitern wollen, breiten sie im Verlauf von Coaching-Prozessen ihre aktuellen beruflichen
Erfahrungen jeweils aus. Der Coach leitet dann die Klienten im Rahmen von Rekonstruktionen an, die Berufserfahrungen nach
neuen, nun erweiterten Gesichtspunkten zu untersuchen. Konkret heißt das, beide, Coach wie Klient, bringen ihre Sichtweisen
über eine bestimmte Situation ein. Als professioneller Gesprächspartner wird der Coach seinen Statements fachliche Perspektiven
unterlegen, die die bisherige Horizontstruktur des Klienten überschreiten. Und als Dialogpartner, der in die reale berufliche
Situation nicht verstrickt ist, wird er auch alltagsweltliche Muster anbieten, die dem Klienten bislang noch nicht geläufig
waren.
Am Ende solcher Dialogprozesse steht idealerweise eine Erweiterung des Repertoires an interpretativen Mustern bei beiden Dialogpartnern.
Der Klient lernt durch Gespräche mit dem Berater neue fachliche und alltagsweltliche Zuordnungsschemata kennen, und auch der
Berater erweitert in Konfrontation mit den beruflichen Situationen des Klienten seinen bisherigen Fundus an Deutungsmöglichkeiten.
Nun mag allerdings der Eindruck entstanden sein, es handle sich hier um Dialoge, bei denen Coach und Klient sich rein rational
über
berufliche Erfahrungen austauschen. Wenn dem so wäre, würde Coaching eine entscheidende Möglichkeit, nämlich die der engagierten
menschlichen Teilhabe, verschenken. Idealerweise erhalten alle Gespräche, selbst solche, deren Inhalt zunächst ausschließlich
rational gelagert scheint, den Charakter persönlicher Involviertheit. Sachgespräche
über
Themen, die mit ihrem persönlichen Erleben nicht in Beziehung stehen, könnten Klienten ja auch bei traditionellen Schulungsseminaren
führen. Ein Charakteristikum von Coaching-Dialogen besteht aber prinzipiell darin, dass sie mit dem persönlichen Erleben der
Klienten in Beziehung stehen. Im Prinzip lassen sich
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