Coaching to go
erschöpft über die Arbeitsberge klagen, die selbstredend zunehmend mehr werden, je mehr er arbeitet.
Ich frage mich dann immer: Was war eigentlich zuerst da: das Label oder die Idee, man müsse ihm entsprechen? Ist der selbst ernannte Chaot vielleicht auch deshalb chaotisch, weil er unbewusst meint, seinem Bild von sich entsprechen zu müssen? Weil er damit kokettiert?
Fakt ist: Je mehr wir unser Label nach außen tragen, desto mehr wird unser Umfeld uns in diese Schublade stecken, desto schwieriger wird es, ein anderes Bild von uns zu vermitteln:
»Die Claudi hat eine Firma gegründet?! Diese Chaos-Queen? Haha! Wie soll das denn funktionieren?«
Die arme Claudi verliert auf diese Weise womöglich ihren Ruf und den einen oder anderen Kunden. Hätte sie doch zuvor bloß etwas weniger auf ihrem Label beharrt …!
Je mehr wir unser Label nach außen zeigen,
– desto mehr glauben wir selbst, so zu sein,
– desto mehr wird unser Umfeld uns in diese Schublade stecken,
– desto schwieriger wird es, ein anderes Bild von uns zu vermitteln,
– desto schwieriger wird es, sich zu verändern.
Problematisch wird es also immer dann, wenn wir etwas verändern möchten oder sogar müssen – und das eigene Label uns im Wege steht.
–Wenn der »Workaholic« zum Beispiel gerade in die Burnout-Straße einbiegt und glaubt, nichts dagegen tun zu können, weil er ja schließlich und eben so sei.
–Wenn ein »aufgeregtes Huhn« einen Vortrag halten soll, weil die Dame (Männer sind eher selten aufgeregte Hühner) so schlau ist und so viel zu sagen hat, könnte das Projekt daran scheitern, dass sie sehr überzeugt davon ist, die Sache mit ihren Hühner-Qualitäten zu vermasseln. Das Bild, das sie von sich hat, ist so stark, dass es ihr schwerfällt, ihm ein anderes entgegenzusetzen, das für den Vortrag hilfreicher wäre.
Wenn eine Tranfunzel Mutter wird und es plötzlich nicht mehr so einfach ist, sich durch den lieben langen Tag tranzufunzeln und »nichts auf die Reihe zu kriegen« – dann kann man sich zum Wohle von Mutter und Kind nur wünschen, dass die Tranfunzel noch ein paar andere, vielleicht sogar neue Seiten an sich entdeckt und nicht gleich verwirft, weil sie nicht in ihr Tranfunzel-Konzept passen.
Also: Vorsicht mit den Labels! Vorsicht mit Beton! Und machen Sie hin und wieder einen Labelcheck!«
1. Welche(s) Label(s) haben Sie von sich?
Notieren Sie sich drei Labels, die Sie sich selbst geben oder von anderen bekommen haben. Nun nehmen Sie das eine, das Ihnen am bedeutsamsten scheint, und beobachten Sie sich eine Woche lang in Bezug auf folgende Fragen:
– Was tragen Sie dazu bei, diesem Label zu entsprechen? (Dazu kann auch gehören, dass Sie vehement behaupten, überhaupt gar nicht so zu sein!)
– Wozu ermutigt Sie Ihr Label?
– Woran könnte Sie das Label hindern?
– Passt es in Ihre jetzige Lebenssituation?
Wenn Sie mögen, machen Sie sich jeden Abend dazu ein paar kurze Notizen. Verfahren Sie mit den beiden anderen Labels ebenso.
2. Welche(s) Label(s) haben Sie von anderen?
Notieren Sie die Labels von drei Ihnen wichtigen Personen (das können auch Ihre Kinder sein!). Beobachten Sie sich eine Woche lang in Bezug darauf. Fragen Sie sich:
– Was wäre anders, wenn die Person dieses Label nicht hätte?
– Inwieweit, glauben Sie, trägt diese Person dazu bei, dieses Label zu festigen?
– Inwieweit, glauben Sie, schränkt das Label diesen Menschen irgendwie ein?
– Passt das Label zur aktuellen Lebenssituation der Person?
Sie können entweder mit einer Person beginnen oder gleich alle drei beobachten – je nachdem, wie viel Zeit Sie haben.
Und nun noch zu einem anderen Beton-Aspekt, der insbesondere für Menschen in Beziehungen eine große Herausforderung darstellt …
»Ich bin halt so« – in Beziehungen
Immer lässt du deine Socken im ganzen Haus herumliegen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Vielleicht kennen Sie das aus der einen oder anderen Beziehung: Frau jammert zum 100. Male über herumliegende Socken, sich bis an die Decke des Badezimmers stapelnde Comics, leer getrunkene Kaffeetassen auf dem Rücksitz des Autos (doch, das habe ich selbst erlebt!), und der Mann sagt: »Sorry, aber ich bin halt so!«
Vielleicht sagt er es auch ein bisschen anders oder zuckt nur ein bisschen (!) entschuldigend mit den Achseln, aber was er meint, ist immer das: Finde dich doch (bitte) damit ab, dass du auch die nächsten 100 Jahre meine Socken wegräumen wirst, denn ich werde mich nicht
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