Coaching to go
darf es jetzt ruhig weiterwachsen?«
»Meinetwegen. Irgendwann wird’s schon aufhören.«
»Wann, meinen Sie, wann wird das sein?«, frage ich sie.
»Keine Ahnung. Wenn ich keine Pause mehr brauche, vielleicht?«
»Könnte es also sein«, mache ich ihr deutlich, »dass Sie sich da eine kleine Pausen-Oase wachsen lassen, um sich kurz einmal aus den ganzen Sorgen auszuklinken?«
»Könnte gut sein, ja«, gibt sie zu.
»Und wenn Sie die Pflanzen selbst gießen, dann vielleicht deshalb, damit die Oase schnell wächst und Sie schnell Ihre Ruhe haben?«
»Das gefällt mir! Das wäre dann vielleicht ja auch der Sinn, von dem Sie vorher gesprochen haben, oder? Dass ich mich ausklinken will, weil mir grad alles zu viel wird.«
»Ja, das kann sein. Ob es so ist, werden wir nie erfahren, aber wenn das so für Sie Sinn macht, dann haben Sie ja viel gewonnen!«
»Ich hab’ eine Pausen-Oase gewonnen, toll! Wenn man bedenkt, wie schrecklich dieses Gewächszeugs vor einer halben Stunde noch war … Danke!«
»Eine Frage hätte ich noch …«, sage ich.
»Ja?«
»Wenn Sie selbst gießen, dann können Sie auch aufhören, wann Sie wollen, nicht?«
»Ja, das macht Sinn«, sagt sie.
»Möchten Sie jetzt aufhören?«
»Ja, ich glaube, die Pause reicht jetzt. Ich denke, ich kann jetzt weitermachen. Und wenn’s nicht mehr geht, weiß ich ja, wo die Gießkanne steht!«
In diesem Moment, ob Sie’s glauben oder nicht, zogen sich die Ranken so schnell zurück, wie sie gekommen waren.
Zusammenfassung:
Visualisierungen helfen, gewohnte Denkpfade zu verlassen! In diesem Fall:
Steht die Person irgendwo draußen im Regen?
Oder: Wer gießt die Pflanzen?
Wenn jemand anderes gießt: Warum tut er das?
Einmal angenommen, Sie gießen selbst, und einmal angenommen, das würde irgendeinen Sinn ergeben – was könnte das sein? Inwieweit könnte diese als unangenehm erlebte Situation auch einen positiven Effekt oder sogar Nutzen haben? Alles ist möglich, spinnen Sie ruhig herum!
Nun verlassen wir das Bild und resümieren noch einmal kurz:
Was ist hier passiert?
1. Statt mich auf die vielen verschiedenen Sorgen zu konzentrieren, habe ich ein Bild von der Gesamtsituation kreiert. Schon durch die Konzentration auf das eine große Bild – im Gegensatz zu den vielen Sorgen – ist die Klientin ruhiger geworden.
2. Über diese Visualisierung habe ich versucht herauszufinden, welche Funktion die Pflanzen für die Klientin haben könnten. Dies tat ich zum einen, um die Energie von den Sorgen wegzulenken, und zum anderen, weil der Klientin öfter einmal alles über den Kopf wächst. Es handelt sich hier um ein Muster. Die Sorgen variieren, das Muster wiederholt sich – also habe ich das Muster »versorgt«.
Ob das jetzt alles so stimmt oder nicht, was wir da herausgearbeitet haben, spielt überhaupt keine Rolle! Wesentlich ist einzig und allein, dass es für die Klientin hilfreich ist. Wann immer sie jetzt in ihrem Blätterwald sitzt, wird sie an unser Gespräch denken – und an ihre »Pausen-Oase«. Das einst negative Bild ist nun positiv aufgeladen und nicht mehr so bedrohlich.
Visualisierungen wirken oft entlastend, sie bauen eine wohltuende Distanz zum Problem auf.
Viele (kleine) Dinge beunruhigen, eine (große) Sache beruhigt.
Wenn sich Verhalten häufig stereotyp wiederholt, ist es wahrscheinlich ein Verhaltensmuster. Das lässt sich nicht einfach abstellen, weil die Gründe dafür oft sehr tief sitzen und existenzielle Bedeutung haben. In diesem Fall einen Coach oder einen Therapeuten aufsuchen!
8. Ich bin halt so!
Ich bin ein Workaholic. Ich bin eine Tranfunzel.Ich bin ein Chaot. Ich bin ein aufgeregtes Huhn.
Hier hat sich jemand mit Inbrunst in Beton gegossen – Veränderung ausgeschlossen!
Manchmal verpassen wir sie uns selbst, manchmal bekommen wir sie von anderen: Labels wie »Workaholic« oder »Chaos-Queen« haften erstaunlich gut und führen früher oder später dazu, dass wir wirklich glauben, so zu sein. Und früher oder später beginnen wir vielleicht, ganz unbewusst, diesem Bild, das wir da von uns haben, immer ein bisschen mehr zu entsprechen. Die »Chaos-Queen« wird’s zu Hause und in ihren Taschen immer ein bisschen unaufgeräumt haben und sie wird immer wieder gern ihren Schlüssel verlegen. Der Workaholic wird, das ist er sich und seinem Label schuldig, immer ein klein wenig außer Atem sein, und vor 22 Uhr grundsätzlich zu keiner Veranstaltung erscheinen. Er wird zugleich freudig-erregt und
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