Coaching to go
die Ereignisse der letzten Monate eine Katastrophe, und das ist für dich sicher sehr unangenehm!«
Nun ja, vielleicht würde Peter es weniger »coachig« formulieren …
Wenn Sie Martina oder Peter sind oder jemanden kennen, der ihnen ähnelt, probieren Sie doch einmal: Was könnten die beiden noch sagen? Ich sage bewusst »ausprobieren«, denn oft müssen wir unsere Sprache für Neues erst finden. Uns fehlen dann – im wahrsten Sinne des Wortes – die Worte.
Nutzen Sie – wenn Sie mögen – folgende Satzanfänge:
Hilfreiche Satzanfänge für Menschen, die gefühlte Katastrophen erleben:
Ich sehe, dass du …
Ich glaube …
Ich kann mir vorstellen, wie sehr …
Wenig hilfreich für von gefühlten Katastrophen Gebeutelte ist übrigens auch der Einwand: »Soooo schlimm ist das alles doch gar nicht!« Auch durch diesen Satz, Sie haben es vielleicht erraten, wird die Wirklichkeit des anderen schlicht ignoriert. Für jemanden, der unbedingt gesehen werden möchte, ist das so, als würde man ihn, der gerade schon einmal aufs Knie gefallen ist, noch einmal schubsen, sodass er aufs gleiche Knie fällt, und ihm anschließend sagen, er solle sich nicht so anstellen.
Nach zweimaligem Hinfallen wäre dann tatsächlich eventuell ein Stolpern angesagt. Und damit kommen wir zum fast noch interessanteren Teil des Satzes, der Art der Fortbewegung: stolpern . Hier zur Erinnerung noch einmal der ganze Satz: Ich stolpere von einem Desaster ins nächste!
Sie werden mit mir übereinstimmen, dass »stolpern« für uns Menschen (und die meisten anderen Lebewesen) keine übliche Art ist, von A nach B zu kommen. Wir gehen, wir laufen, wir rennen, wir schlendern … Aber stolpern tun wir nur, wenn wir über etwas fallen, und das ist dann eine eher kurze Angelegenheit, meist ausgelöst durch ein Hindernis, und gleich wieder vorüber.
Martina aber stolpert »von einem ins nächste«, also offenbar häufiger und regelmäßig. Ich gehe jetzt davon aus, dass Martina nicht wegen einer Verletzung auf Krücken läuft und deshalb längerfristig Stolpergefahr besteht. Auch gehe ich davon aus, dass sie nicht wirklich stolpert. Aber es kommt ihr so vor! Manche Menschen entlastet es, den Unterschied zwischen »Es ist so« und »Es kommt mir so vor« sehr klar zu machen.
Falls Sie sich ein wenig mit Martina identifizieren können, können Sie jetzt etwas versuchen. Sprechen Sie erst den ursprünglichen Satz laut aus:
Ich stolpere von einem Desaster ins nächste!
Danach bitte den folgenden Satz:
Es kommt mir so vor, als würde ich von einer gefühlten Katastrophe in die nächste stolpern.
Inwieweit spüren Sie einen Unterschied zum obigen? Wie geht es Ihnen jetzt? Was fühlen Sie anders? Notieren Sie Ihre Beobachtungen!
Geht der Unterschied in eine positive Richtung, zupfen Sie sich am Ohr und sprechen Sie den Satz noch einmal laut aus. Das könnte Sie bei der nächsten Katastrophe entlasten.
Nun zurück zum Stolpern. Dazu braucht es ein Hindernis. Etwas von außen, was einem vor die Füße gelegt wird – absichtlich oder nicht. Ersteres kennen wir aus Zeichentrickfilmen: die schlaue Maus, die der hungrigen Katze einen Staubwedel in den Weg stellt, sodass die Katze nicht nur nicht zum Essen beziehungsweise an die Maus kommt, sondern auch noch ordentlich »auf die Schnauze« fällt. Stolpern heißt natürlich nicht automatisch fallen, aber es ist doch eine recht instabile Angelegenheit und die Möglichkeit hinzufallen ist größer als beim Gehen. Deshalb muss man sehr darauf achten, wo man hinläuft. Wer auf unsicherem Boden wandelt, schaut auch gern nach unten auf den Boden, um eventuelle Hindernisse schon früh zu erspähen. Wer viel nach unten guckt, kann weniger woanders hingucken.
Hören wir Martina also sehr genau zu, lässt sie uns zwischen den Zeilen mit nur einem Wort (»stolpern«) womöglich folgende Informationen zukommen:
»Ich stolpere von einem Desaster ins nächste!«
Etwas von außen lässt mich stolpern, hindert mich am Gehen.
In meinem Leben gibt es Hindernisse, auf die ich keinen Einfluss habe.
Ich fühle mich in meiner Situation als Opfer.
Ich kann gerade nichts dagegen tun – es kommt von außen.
Ich habe keine Wahl.
Ich fühle mich häufig und regelmäßig instabil.
Ich könnte leicht hinfallen.
Ich kann nicht »normal« durchs Leben gehen.
Ich schaue meistens nach unten auf die potenziell nahende Katastrophe.
Mein Blickfeld ist deshalb eingeschränkt.
Natürlich entspringt auch das nur meiner
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