Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
aus dem flachen Wasser. Ein Teil davon wurde an die Behörden übergeben, aber nicht sehr viel.
Im Oktober mussten beide Q-Schiffe versorgt werden. Die Chesapeake traf sich mit ihrem Hilfsschiff auf offenem Meer südlich von Jamaica. Sie nahm eine volle Ladung Treibstoff und Proviant an Bord. Die SEAL -Truppe wurde abgelöst, und Team drei aus Coronado, Kalifornien, trat den Dienst an. Die Gefangenen gingen ebenfalls von Bord.
Bevor die Gefangenen ihr fensterloses Gefängnis verließen, wurden ihnen wieder Kapuzen übergestülpt. An den Stimmen erkannten sie, dass sie sich in der Hand von Amerikanern befanden, aber sie wussten nicht, wo oder auf welchem Schiff. Ohne ihnen die Kapuzen abzunehmen, würde man sie irgendwann an Land bringen und in einem Bus mit schwarzen Fenstern zur Eglin Air Force Base schaffen. Mit einer C-5-Transportmaschine würden sie den langen Flug zu den Chagos Islands antreten, und dort würden sie endlich das Tageslicht wiedersehen und warten, bis dieser Krieg zu Ende wäre.
Die Balmoral wurde ebenfalls auf hoher See aufgetankt. Ihr SBS-Team blieb an Bord, denn die Truppe war ein wenig knapp an Personal, weil zwei komplette Einheiten in Afghanistan im Einsatz waren. Die Gefangenen wurden nach Gibraltar gebracht, wo dieselbe amerikanische C-5 eine Zwischenlandung einlegte, um sie abzuholen. Die von den Briten sichergestellten achtzehn Tonnen Kokain wurden ebenfalls in Gibraltar den Amerikanern übergeben.
Aber das Kokain, dreiundzwanzig Tonnen von der Chesapeake und achtzehn Tonnen von der Balmoral , wurde auf ein neues Schiff transferiert, auf einen kleinen Frachter unter dem Kommando der Cobra.
Das Kokain, das in den europäischen und amerikanischen Häfen beschlagnahmt wurde, vernichteten die Polizeibehörden der einzelnen Länder. Auf hoher See aufgebrachte Transporte nahm die jeweilige Marine oder Küstenwache in Gewahrsam und vernichtete sie an Land. Die Ladung der über dem Meer abgeschossenen Flugzeuge war für immer verloren. Doch alles, was die Cobra selbst sichergestellt hatte, ließ Paul Devereaux auf einer kleinen, gemieteten Insel in den Bahamas unter Bewachung einlagern.
Die Kokainballen lagen wie eine niedrige Bergkette unter Tarnnetzen zwischen den Palmen, und eine kleine Einheit des U.S. Marine Corps wohnte in einer Reihe von Wohnmobilen im Schatten vor dem Strand, nicht weit vom Anleger. Der einzige Besuch, den sie bekamen, war ein kleiner Frachter, der ihnen frische Vorräte brachte. Nach den ersten erfolgreichen Abfangunternehmen war es dieser kleine Frachter, der sich auch mit den Q-Schiffen traf und die Kokainballen von ihnen übernahm.
Mitte Oktober erreichte Hoogstratens Nachricht den Don. Dieser glaubte nicht, dass die Banken den Behörden ihre innersten Geheimnisse offenbart hatten. Eine vielleicht, aber zwei niemals. Nur ein einziger Mann kannte die Nummern der Bankkonten für das Schmiergeld, mit dem sichergestellt wurde, dass die Kokainlieferungen ungehindert durch die Zollkontrollen in amerikanischen und europäischen Häfen wanderten. Der Don hatte seinen Verräter.
Roberto Cardenas saß vor dem Fernseher und sah zu, wie seine Tochter den Gehweg vor dem Terminal am Kennedy Airport überquerte, als die Tür ins Zimmer flog. Wie immer lag seine Mini-Uzi in Reichweite, und er konnte damit umgehen.
Er schaltete sechs Mann aus, bevor das Rollkommando des Vollstreckers ihn überwältigte, und er jagte »El Animal« eine Kugel durch die Hand. Aber am Ende siegt stets die Übermacht, und Paco Valdez, der wusste, mit wem er es zu tun hatte, war mit einem Dutzend Männer aufgekreuzt.
Im Leben war Roberto Cardenas ein rauer, harter, skrupelloser Mann gewesen. Im Tode war er eine Leiche wie jede andere. Sie bestand aus fünf Teilen, als die Kettensäge ihre Arbeit beendet hatte.
Er hatte nur eine Tochter gehabt. Und er hatte sie sehr geliebt.
DREIZEHN
Den ganzen Oktober hindurch setzte die Cobra ihre Angriffe gegen Don Diegos Kokainimperium erbarmungslos fort, und schließlich zeigten sich erste Ermüdungserscheinungen. Das Verhältnis des Kartells zu seinen zahlreichen und ultrabrutalen Kunden auf beiden Kontinenten verschlechterte sich ernsthaft, ja bedrohlich.
Längst hatte Don Diego begriffen, dass Roberto Cardenas als derjenige, der die Rattenliste geführt hatte, ihn zwar verraten haben mochte, aber nicht sein einziger Feind gewesen sein konnte. Cardenas konnte nichts von den Verstecken wissen, die Juan Cortez so geschickt angelegt hatte. Er konnte nichts
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