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Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Gefangenentransporter sei nicht in den Gefängnishof eingefahren, sondern habe am Randstein angehalten. Die beiden Gefangenen seien über den Gehweg geführt worden, und der eine habe sich losgerissen und sei die Straße hinuntergerannt. Die Verfolger seien beklagenswert langsam gewesen, und der Mann sei entkommen.
    Zwei Tage später kam Paco Ortega zu Julio Luz in die Zelle und erklärte, es sei ihm nicht gelungen, eine Verlängerung des Haftbefehls gegen den Anwalt zu erwirken. Man werde ihn freilassen. Mehr noch, am nächsten Morgen werde man ihn zum Flughafen eskortieren und in die nächste Iberia-Maschine nach Bogotá setzen.
    Julio Luz lag die ganze Nacht wach in seiner Zelle und dachte über alles nach. Er hatte weder Frau noch Kinder, und dafür war er jetzt dankbar. Seine Eltern waren tot. Nichts verband ihn mit Bogotá, und er hatte schreckliche Angst vor Don Diego.
    Die Gerüchteküche im Gefängnis hatte gekocht. Von der Flucht des galicischen Gangsters war die Rede, von der Unfähigkeit der Polizei, ihn zu finden. Sicher würden seine Landsleute aus dem Nordwesten, von denen einige zur Madrider Unterwelt gehörten, ihn verstecken und nach Hause schmuggeln.
    Julio Luz dachte an die Wortfetzen, die er von der Guardia auf dem Flur aufgeschnappt hatte. Am nächsten Morgen weigerte er sich zu gehen. Sein Verteidiger war verblüfft. Luz blieb standhaft.
    »Sie haben keine Wahl, Señor«, sagte Comisario Ortega. »Wie es aussieht, können wir Ihnen nichts zu Last legen. Ihr Anwalt hier war zu clever für mich. Sie müssen zurück nach Bogotá.«
    »Und wenn ich ein Geständnis ablege?«
    In der Zelle wurde es still. Der Verteidiger warf die Hände in die Höhe und rauschte beleidigt davon. Er hatte sein Bestes getan. Er hatte Erfolg gehabt. Aber einen Idioten konnte selbst er nicht verteidigen. Paco Ortega führte Luz in einen Vernehmungsraum.
    »Also«, sagte er. »Lassen Sie uns reden. Ernsthaft reden. Über viele Dinge. Das heißt, wenn Sie hier wirklich Asyl beantragen wollen.«
    Und Luz redete. Er redete und redete. Er wusste so viel, nicht nur über Banco Guzman, sondern auch über andere. Genau wie Eberhardt Milch in Hamburg war er für so etwas einfach nicht geschaffen.
    João Mendozas dritter Schlag traf eine ehemals französische Noratlas. Im Mondschein war sie mit ihrem doppelten Leitwerksträger und der Ladeluke am Heck ganz unverwechselbar. Sie flog nicht in Richtung Guinea-Bissau.
    Das Meer vor Dakar, der Hauptstadt Senegals, nördlich von Guinea, wimmelt von Fischen, und die Gegend ist beliebt bei Sportanglern. Auf dem Atlantik, fünfzig Meilen vor Dakar, wartete ein großes Hatteras-Sportfischerboot. Eine perfekte Tarnung. Der Anblick eines schnellen weißen Bootes mit hohen Auslegern und einer Reihe Angelruten im Heck erregt kaum Verdacht.
    Die Blue Marlin wiegte sich sanft in der nächtlichen Dünung, als wartete sie darauf, dass die Fische bei Sonnenaufgang zu beißen anfingen. Dank den Annehmlichkeiten der modernen GPS-Navigation war sie da, wo sie sein sollte, exakt in einem Quadrat von hundert mal hundert Metern. Die Besatzung hielt ein starkes Maglite bereit, um das vereinbarte Blinksignal in die Höhe zu schicken, wenn sie das Motorengeräusch herankommen hörten. Aber es kam nicht.
    Die Motoren hatten fünfhundert Meilen weiter südwestlich aufgehört, sich zu drehen, und lagen mit den restlichen Trümmern der Noratlas auf dem Meeresgrund. Im Morgengrauen nahm die Crew, die kein Interesse am Fischen hatte, mit der Hatteras-Yacht wieder Kurs auf Dakar und meldete in einer verschlüsselten E-Mail, ein Rendezvous habe nicht stattgefunden, und im Laderaum unter der Maschine befinde sich keine Tonne Kokain.
    Auf den September folgte der Oktober, und Don Diego Esteban berief eine Notfallkonferenz ein, weniger zur Analyse als vielmehr zur Autopsie.
    Von seinem Vorstand waren zwei nicht anwesend. Julio Luz’ Verhaftung in Madrid hatte man inzwischen registriert, aber dass er zur anderen Seite übergelaufen war, wusste man hier noch nicht.
    Roberto Cardenas war nicht auffindbar. Der Don würde demnächst die Geduld mit diesem Cartagener verlieren, der die Gewohnheit hatte, im Dschungel zu verschwinden und keinen Kontakt per Telefon zu halten. Doch der Hauptpunkt auf der Tagesordnung dieses Treffens waren die Zahlen, und der Mann, der faktisch auf der Anklagebank saß, war Alfredo Suarez.
    Die Nachrichten waren schlecht, und sie wurden immer schlechter. Die eingegangenen Bestellungen

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