Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
Köder benutzte, um Osama bin Laden zu einem Treffpunkt zu locken, an dem ihn ein Cruise Missile liquidieren sollte.
Dexter war schneller. Er fand heraus, dass Zilic sich im Schutz einer dreckigen Diktatur in Südamerika verkrochen hatte, schlich sich an ihn heran und entführte den Killer mit vorgehaltener Waffe, um ihn mit dessen eigenem Jet nach Key West, Florida, zu fliegen. Devereaux versuchte zwar, den störenden Kopfgeldjäger eliminieren zu lassen, aber die Planung von zwei Jahren war trotzdem beim Teufel. Und bald war das alles Schnee von gestern: 9/11 sorgte dafür, dass Bin Laden an keinem unsicheren Treffen außerhalb seiner Höhlen mehr teilnahm.
Dexter verschwand wieder hinter der Gestalt des harmlosen kleinen Anwalts in Pennington. Devereaux setzte sich zur Ruhe. Jetzt hatte er Zeit, und er nutzte sie, um den Kopfgeldjäger aufzuspüren, der sich schlicht »Der Rächer« nannte.
Inzwischen waren sie beide im Ruhestand: die ehemalige Tunnelratte, die sich hochgearbeitet hatte, und der elegante Aristokrat aus Boston.
Dexter starrte den Telefonhörer an, bevor er sprach. »Was wollen Sie, Mr. Devereaux?«
»Man hat mich aus dem Ruhestand zurückgerufen, Mr. Dexter. Der Oberkommandierende persönlich. Er wünscht, dass eine bestimmte Aufgabe erledigt wird. Es gibt ein Problem, das schwerwiegende Auswirkungen auf unser Land hat. Er hat mich gebeten, es zu beseitigen. Dazu benötige ich einen Stellvertreter, einen Executive Officer. Ich wäre Ihnen überaus dankbar, wenn Sie in Betracht ziehen könnten, diese Position zu übernehmen.«
Dexter entging nicht, wie Devereaux sich ausdrückte. Nicht »Ich will Sie« oder »Ich biete Ihnen an«, sondern »Ich wäre Ihnen überaus dankbar«.
»Dazu müsste ich mehr erfahren. Sehr viel mehr.«
»Selbstverständlich. Wenn Sie nach Washington kommen könnten, um sich dort mit mir zu treffen, würde ich Ihnen mit Vergnügen so gut wie alles erklären.«
Dexter stand am vorderen Fenster seines bescheidenen Hauses in Pennington, schaute hinaus auf das welke Laub und dachte darüber nach. Er war jetzt einundsechzig. Er hielt sich fit, und obwohl er mehrere unmissverständliche Angebote bekommen hatte, war er nicht bereit gewesen, ein zweites Mal zu heiraten. Alles in allem führte er das komfortable, stressfreie, friedliche Leben eines Kleinstadtbürgers. Langweilig war es auch.
»Ich werde kommen und Ihnen zuhören, Mr. Devereaux. Nur zuhören. Danach entscheide ich mich.«
»Sehr klug, Mr. Dexter. Ich gebe Ihnen meine Adresse in Alexandria. Darf ich Sie morgen erwarten?«
Er nannte die Adresse, aber bevor er auflegte, hatte Cal Dexter noch eine Frage.
»Angesichts unserer gemeinsamen Vergangenheit – warum kommen Sie zu mir?«
»Ganz einfach. Sie sind der Einzige, der mich jemals überlistet hat.«
ZWEITER TEIL
ZISCHEN
DREI
Aus Sicherheitsgründen geschah es nur selten, dass die Hermandad, das beherrschende Superkartell der gesamten Kokainindustrie, zu einer Plenarsitzung zusammenkam. Etliche Jahre zuvor war das einfacher gewesen.
Als der wütende Rauschgiftgegner Alvaro Uribe Präsident von Kolumbien geworden war, hatte sich das geändert, und sein Nachfolger Juan Manuel Santos setzte diese Politik fort. Schon unter Uribes Regierung hatte die Beseitigung gewisser Elemente innerhalb der nationalen Polizei dazu geführt, dass General Felipe Calderon und sein imposanter Geheimdienstchef in der Rauschgiftbekämpfung, Colonel Dos Rios, an die Spitze aufgestiegen waren.
Die beiden Männer hatten bewiesen, dass sie trotz ihres Polizistengehalts unbestechlich waren. So etwas war das Kartell nicht gewohnt; es beging mehrere Fehler und verlor wichtige Führungsleute, bevor es seine Lektion gelernt hatte. Danach war es ein Kampf bis aufs Messer. Aber Kolumbien ist ein großes Land mit Millionen von Hektar, auf denen man sich verstecken kann.
Der unangefochtene Chef der Bruderschaft war Don Diego Esteban. Anders als der frühere Kokainbaron Pablo Escobar war Don Diego kein psychopathischer Schläger aus den Slums. Er kam aus dem alten Landadel: gebildet, höflich, wohlerzogen, von reiner spanischer Abkunft, Spross einer langen Reihe von Hidalgos. Man nannte ihn einfach nur »den Don«.
Er war es gewesen, der die einzelnen Warlords des Kokaingeschäfts in einer Welt voller Killer durch die schiere Kraft seiner Persönlichkeit zu einem einzigen Syndikat zusammengeschweißt hatte, das höchst erfolgreich arbeitete und geführt wurde wie ein modernes
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