Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
Kreolisch und kein Portugiesisch, aber wenn man sie ansah, musste man sie für Afrikaner halten.
Als die Maschine der TAP auf dem Flughafen Bissau landete, war es nach Mitternacht. Die meisten Passagiere flogen weiter nach São Tomé, und nur wenige schwenkten hinüber zur Passkontrolle. Dexter ging vorneweg.
Der Passkontrolleur betrachtete jede Seite in dem neuen kanadischen Pass, sah das Visum für Guinea, strich den Zwanzig-Euro-Schein ein und winkte ihn kopfnickend weiter. Dann deutete er auf die beiden Begleiter.
» Avec moi «, sagte Dexter. » Con migo .«
Französisch ist nicht Portugiesisch, und Spanisch ist es auch nicht, doch der Sinn seiner Worte war klar. Und er strahlte gut gelaunt in die Runde. Strahlen funktionierte meistens. Ein Vorgesetzter des Kontrolleurs kam heran.
» Qu’est que vous faites en Guinée? «, fragte er.
Dexter machte ein begeistertes Gesicht, wühlte ein Bündel Broschüren aus seiner Schultertasche und zeigte ihm Bilder von Reihern, Ibissen und anderen der siebenhunderttausend Wasservögel, die in den endlosen Sümpfen und Feuchtgebieten Guinea-Bissaus überwintern. Der Blick des Offiziers wurde glasig vor Langeweile. Er winkte sie alle weiter.
Draußen gab es keine Taxis, aber da stand ein Laster mit einem Fahrer, und ein Fünfzig-Euro-Schein wirkt in solchen Gegenden manchmal Wunder.
»Hotel Malaika?«, fragte Dexter hoffnungsvoll. Der Fahrer nickte.
Als sie auf die Stadt zufuhren, stellte Dexter fest, dass sie fast vollständig im Dunkeln lag. Nur ein paar Lichtpunkte waren zu sehen. Ausgangssperre? Nein – es gab keinen Strom. Nur Gebäude mit eigenen Generatoren hatten nachts Licht oder überhaupt elektrischen Strom. Zum Glück gehörte das Hotel Malaika dazu. Die drei checkten ein und legten sich für den Rest der Nacht ins Bett. Kurz vor Morgengrauen erschoss jemand den Präsidenten.
Jeremy Bishop, der Computerexperte des Projekts Cobra, entdeckte den Namen als Erster. Ganz so wie die Leute, die von Quizsendungen besessen sind, in Wörterbüchern, Lexika und Atlanten blättern und Fakten aufsaugen, nach denen sie niemals jemand fragen wird, verbrachte Bishop, der nicht gern unter Menschen ging, seine Zeit damit, im Cyberspace herumzustöbern. Er surfte nicht im Internet – das war zu simpel. Er hatte die Gewohnheit, sich mühelos und unbemerkt in fremde Datenbanken einzuhacken, um zu sehen, was es dort gab.
Spätabends an einem Samstag, als fast ganz Washington den Anfang der Feiertagssaison genoss, saß er vor seinem Computer und sah sich die Listen der ankommenden und abfliegenden Passagiere des Flughafens Bogotá an. Ein Name tauchte immer wieder auf. Wer das auch sein mochte, er flog regelmäßig von Bogotá nach Madrid, alle vierzehn Tage.
Zurück flog er weniger als drei Tage später und konnte daher nie mehr als fünfzig Stunden in der spanischen Hauptstadt verbringen. Nicht lange genug für einen Urlaub, zu lange für einen Zwischenstopp auf der Reise woanders hin.
Bishop glich den Namen mit einem Kompendium ab, in dem alle aufgeführt waren, die bekanntermaßen in irgend einer Hinsicht mit Kokain zu tun hatten. Deren Namen waren von der kolumbianischen Polizei an die DEA und von dort an die Cobra-Zentrale übermittelt worden. Aber dieser Name war nicht dabei.
Dann brach Bishop in die Datenbank der Iberia-Airlines ein, der Fluglinie, die der Mann jedes Mal benutzte. Dort wurde der Name als »Vielflieger« geführt und war mit speziellen Privilegien wie beispielsweise Prioritätsstatus bei überbuchten Flügen ausgestattet. Der Mann reiste stets Erster Klasse, und seine Reservierungen für den Rückflug wurden automatisch vorgenommen, wenn er sie nicht selbst stornierte.
Mit seiner Vorrangschaltung nahm Bishop Kontakt zu den DEA -Leuten in Bogotá und dem britischen SOCA -Team in derselben Stadt auf. Niemand kannte den Mann, aber von der DEA bekam Bishop die hilfreiche Information, dass es sich nach dem, was in den lokalen Verzeichnissen stehe, um einen Rechtsanwalt mit einer Nobelpraxis handele, der niemals Strafsachen bearbeite. Bishop war in einer Sackgasse gelandet, war jedoch noch immer neugierig und berichtete Devereaux davon.
Die Cobra nahm die Information entgegen, glaubte aber nicht, dass es sich lohnte, weitere aufwendige Nachforschungen anzustellen. Ein Schuss ins Blaue – mit sehr viel Blau. Doch eine einfache Nachfrage in Madrid würde nicht schaden. Über das DEA -Team in Spanien richtete Devereaux ein Ersuchen an die dortigen
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