Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
Behörden: Wenn der Mann das nächste Mal käme, solle man ihn diskret beschatten. Die Cobra wollte wissen, wo er wohnte, wohin er ging, was er dort tat und mit wem er sich traf. Die Amerikaner in Madrid verdrehten die Augen, aber sie versprachen, ihre spanischen Kollegen um diesen Gefallen zu bitten.
Die Unidad de Drogas y Crimen Organizado , kurz UDYCO , ist die Sondereinheit zur Bekämpfung von Rauschgift- und organisierter Kriminalität in Madrid. Dort landete das Ersuchen auf dem Schreibtisch von Inspektor Francisco »Paco« Ortega.
Wie alle Polizisten fand Ortega, er müsse zu viel arbeiten, sei schlecht ausgerüstet und bekomme auf jeden Fall zu wenig Gehalt. Aber wenn die Yanquis wollten, dass ein Kolumbianer beschattet wurde, konnte er sich kaum weigern. Wenn Großbritannien das größte Kokainverbraucherland in Europa war, so war Spanien der größte Umschlagplatz, und hier gab es eine riesige und bösartige Unterwelt. Mit ihren enormen Ressourcen konnten die Amerikaner manchmal einen Klumpen reines Gold abfangen, und den teilten sie mit der UDYCO . Also wurde notiert, dass der Kolumbianer, wenn er in zehn Tagen wiederkäme, unauffällig zu beschatten sei.
Weder Bishop noch Devereaux oder Ortega konnten wissen, dass Julio Luz das einzige Mitglied der Hermandad war, das noch nie die Aufmerksamkeit der kolumbianischen Polizei erregt hatte. Colonel Dos Rios wusste genau, wer die andern waren. Er kannte sie alle, nur nicht den Rechtsanwalt und Geldwäscher.
Am Mittag nach der Ankunft Cal Dexters und seines Teams in Bissau war die Affäre um den toten Präsidenten aufgeklärt, und die Panik hatte sich gelegt. Es hatte sich doch nicht um einen Staatsstreich gehandelt.
Der Schütze war der Liebhaber der sehr viel jüngeren Ehefrau des alten Tyrannen gewesen. Am Vormittag waren sie beide tief im Landesinneren im Busch verschwunden und wurden nie wieder gesehen. Die Stammessolidarität würde sie beschützen, und es würde aussehen, als hätten sie nie gelebt.
Der Präsident hatte zum Stamm der Papel gehört, seine Vorzeigefrau war eine Balanta, genau wie ihr Geliebter. Das Militär rekrutierte sich ebenfalls überwiegend aus dem Stamm der Balanta und hatte deshalb nicht die Absicht, die eigenen Leute zu jagen. Außerdem war der Präsident nicht sehr populär gewesen. Irgendwann würde man einen neuen wählen. Der eigentliche Machthaber war der militärische Oberkommandierende und Stabschef.
Dexter mietete einen weißen SUV von Mavegro Trading, und der hilfsbereite holländische Eigentümer brachte ihn mit einem Mann zusammen, der einen kleinen Kabinenkreuzer mit Außenbordmotor und Bootsanhänger zu vermieten hatte. Damit ließe sich gut in den Buchten und Flussmündungen des vorgelagerten Bijagosarchipels kreuzen und nach Watvögeln Ausschau halten.
Schließlich gelang es Dexter noch, einen einzelnen Bungalow gegenüber dem Sportstadion zu mieten, das kürzlich von den Chinesen erbaut worden war. China war in aller Stille dabei, große Teile Afrikas zu rekolonisieren. Dexter und seine beiden Helfer zogen aus dem Malaika Hotel in das kleine Häuschen.
Auf der Fahrt vom Hotel dorthin wurden sie an einer Kreuzung von einem Jeep Wrangler geschnitten. In lediglich zwei Tagen hatte Dexter bereits gelernt, dass es keine Verkehrspolizei gab und die Ampeln nur selten funktionierten.
Als der SUV und der Jeep um Haaresbreite aneinander vorbeirasten, starrte der Mann auf dem Beifahrersitz des Wrangler Dexter aus nächster Nähe an, aber seine Augen waren hinter einer schwarzen Sonnenbrille verborgen. Wie der Fahrer sah er weder afrikanisch noch europäisch aus. Dunkel, schwarzhaarig mit Pferdeschwanz, goldene Halsketten. Kolumbianer.
Auf das Dach des Jeeps war ein Chromgestell mit vier star ken Suchscheinwerfern montiert. Dexter wusste, wozu sie dienten. Viele Kokainfrachter liefen niemals in den schäbigen kleinen Hafen von Bissau ein, sondern übergaben ihre Ware in den Gewässern zwischen den Mangroveninseln.
Andere Lieferungen kamen per Flugzeug und wurden entweder dicht neben einem wartenden Fischerboot ins Meer geworfen oder weiter ins Hinterland geflogen. Guinea-Bissaus zwanzigjähriger Guerrillakrieg um die Unabhängigkeit von Portugal hatte dem Land fünfzig Flugplätze im Urwald hinterlassen. Manchmal landeten die Koksmaschinen dort, leer und »clean«, um zu tanken, bevor sie zurückflogen.
Eine nächtliche Landung war sicherer, aber da keine der Landebahnen im Busch mit Strom versorgt wurde, gab es
Weitere Kostenlose Bücher